II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 455

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19. Der auf es Lebens
der Probefahrt auf der oderen Donau!
Zentralverein für deutsche Binnenschiffahrt
e und sich mit I wenn die Bagdadbahn ausgebaut ist. Die Hoffnungen liegen; lunger
Hauptrolle besonders nach der mimischen Seite mit bedeuten¬
Der Ruf des Lebens
Schade,
der Ueberzeugungskraft durch. Sie hätte jedoch im ersten Akt
Wotan
Schauspiel von Arthur Schnitzler.
der; i
das Schnippisch=Kalte, Heftige und Widerwillige ihres Spieles
Erstaufführung in den Kammerspielen am 6. September.
wohl n
durch Abgespanntheit und Resignation ersetzen können, um
um zu
Arthur Schnitzler hat schon gern vom Rufe des Todes
sympathischer zu werden. Damit sei aber nicht verkannt, daß
erzählt, z. B. in den „Dämmerseelen“. Von jener unklar ver¬
ihre Auffassung psychologisch berechtigt ist. Die Künstlerin
nommenen, jedoch sicheren Stimme, die aus dem dunkeln Hause
schien stimmlich leicht indisponiert, da ihr Forte im ersten
e
der Moiren ins helle Dasein hereintönt. Wenn nun im vor¬
Akt unangenehm heiser klang. Philipp Manning gab den
liegenden Drama der Ruf des Lebens und mit ihm der Ruf
alten Moser zu warm, zu menschlich ansprechend, zu gefühlvoll,
nach lockendem, bejuhenden Leben zur Idee geworden ist, so
besonders in der leidenschaftlichen Erzählung seiner Flucht vor
gr
bleibt uns der erstgenannte darum nicht unhörbar, im Gegen¬
gil
dem Feind. Er hätte tückischer, kälter und widerlicher sein
teil, das Klopfen der unabwendbaren knöchernen Hand an die
dürfen. Auch hätte man ihn um eine Schattierung rüstiger,

Türe des Sonnenreichs klingt stärker als das Pulsen des Leben
weniger röchelnd, vertragen. Ernst Stahl=Nachbaur
G
verlangenden Blutes. — Im Vordergrund der Handlung steht
zeichnete sich in seiner Rolle als Forstadjunkt durch vorzügliches
des
ein junges Mädchen, das sich seines Vaters durch Gift ent¬
Sprechen aus. Im Spiel war er etwas steif. Paul Marx erin¬
semble
ledigt, weil es in leidenschaftlicher Stunde den „Ruf des Le¬
nerte als Arzt durch sein abgeklärtes und mildes Wesen an
bens“, — der Liebe, unwiderstehlich stark zu hören bekam.
einen Philosophen oder Theologen, was aber mit dem Wesen

Sie ist in unbändiger Liebesglut für einen jungen Offizier ent¬
seiner Rolle gut im Einklang stand. Auch seine nasale Sprech¬
Walte
brannt und hat durch diesen plötzlich und elementar ausbrechen¬
weise störte mit ihrer körperlosen, durchgeistigten Färbung
ne
den Sinnestrieb nicht nur ihr eigenes ruhiges Zukunftsglück
nicht. Max Oswald und Franz Wahl trafen die schwie¬
Dichter
zerstört, sondern auch über andere Personen des Dramas Ver¬
rige Harmonie zwischen militärischer Knappheit und Bühnen¬
zweimal
derben gebracht. Aber unabhängig von den persönlichen Schick¬
kunst in ihren Rollen als Leutnants glücklich. Erich Ziegel
salen dieses Mädchens ist der Hauptinhalt des Stückes der, daß
legte als Oberst mehr Gewicht auf vorzügliche Persönlichkeits¬
und wie sie den „Ruf des Lebens“ verstehen und deuten lernt,
darstellung. Für einen Offizier sprach er etwas zu singend und
daß sie in einer kurzen Frist von Stunden „erfährt, was andere
zu wenig nivelliert. Jenny Spielmann vermittelte als
Frauen nicht in tausend Tagen und Nächten“.
Katharina eine Erscheinung von ungemeinem Liebreiz und war
in ihrem rührenden Spiel vollendet. Emilie Unda bewährte
Jene düstre Färbung, die ihre Schatten zuweilen auf
sich in ihrer kurzen Rolle der leidenschaftlichen jungen Obersts¬
Schnitzlers Lebensanschauung wirft, hat das vorliegende Werk
gattin temperamentvoll und gut. Auguste Prasch=Greven¬
ganz durchdrungen und lodert als unheimliche Folie in Form
1
berg hätte als Tante aus der Grünau den norddeutschen An¬
der Erzählung vom blauen Kürassierregiment hervor. Das
klang in der Sprache vermeiden dürfen. — Die beiden ersten
Stück ist sowohl Charakterdrama als auch in Uebereinstim¬
Akte wurden mit spontanem starkem Beifall, der dritte kühler
mung mit seinem Titel eine Schicksalstragödie. Und über
aufgenommen, jedoch wurde der Dichter wiederholt gerufen.
beides hinaus ein didaktisches Drama, grüblerisch und konse¬
quent, feinsinnig — einer der „echtesten Schnitzler“, aber nicht
sehr bühnenwirksam.
Erich Ziegel führte die Regie. Es wäre vielleicht
Theater und Konzerte
vorteilhaft für die Bühnenwirkung gewesen, die Dialoge aufs
Richard Wagner=Festspiele. Die gestrige Aufführung der „Wal¬
notwendigste zusammenzustreichen. Denn im Theater, wo man
küre“ konnte auf Grund des Gastspiels von Frl. Edyth Walker
Prona
mehr erleben als hören will, gehen ihre Feinheiten großenteils
in der Rolle der Brünnhilde besonderes Interesse beanspruchen.
verloren und der Zuschauer wird ungeduldig. Das Getriebe
Und in der Tat, was diese große Künstlerin zu leisten hatte,
auf der Straße, Pferdegetrappel, Kommandorufe, Signale und
das war gesanglich sowohl wie darstellerisch von einer solchen Voll¬
30. Aus
endung, daß kaum ein Lob dafür zu hoch gegriffen sein dürfte.
statt.
Trommelwirbel hätten als tonale Folie stärker herangezogen
Das war eine Brünnhilden=Gestalt aus einem Guß, ein hehres
daß die
werden können. Auch der Gegensatz in den Kundgebungen
Weib von einem die innersten Tiefen erschütternden dramatischen
ferner h
der Menge beim Ausmarsch der verschiedenen Truppen kam
Geiste belebt. Nicht minder großzügig hat Herr von Bary seinen
sondere
nur wenig merkbar zur Geltung. Wir glauben, man dürfe
Siegmund angelegt; auch das war, abgesehen von einer kleinen
den Mit
in der an sich gewiß vornehmen Zurückdämmung der Aeußer¬
Vergeßlichkeit im 2. Akt, wo es heißt „Schwester, Geliebte!“
lichkeiten nicht zu weit gehen. Mirjam Horwitz führte die und nicht nur „Geliebte“, eine schier unvergeßliche Prachtleistung. „Flor#
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