II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 457

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I.
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19. Der Ruf des Lebens
engehörtge
hh. Ein großer Juwelendiebstohl. Wie römische gleichfalls in Mühlhausen, stott.
Blätter melden, wurden in einem Palazzo in
letztemal Fleitag mitragin der Endbig
Rom Schmucksachen im Werte von 170.000
sehen. In einem Schreiben teilte er mit
sich das Leben nehmen werde. Keim, der
hallen lassen, so muß sie handeln. Zu ihrem; und andere Rettungsringe über Wasser und auf
Glück fühlt sich der alte Moser gerade heute zu s seinem Niveau zu halten. So kommt aber auch
töchter Bosetti, v. Fladung, Willer — das
einer Beichte und dem Geständnis gedrängt, daß
gerühmte und auch diesmal wieder ausge
i manche Breite in den Dialog, und so schön sich hier
er selbst jener Offizier gewesen, der seinerzeit die
Gestalten unserer Wagnerfestspiele.
Vieles anhört, die Bemühungen Schnitzlers, die
Flucht des Regiments durch eine momentane
Foy, die ebenfalls absagen mußte, hat
Gesamterfahrungen der handelnden Perionen der
Schwächeanwandlung veranlaßt hatte. Grau¬
Perard=Petzl in dankenswerter Schlagfe
Synthese einzuordnen, die der Titel des Stückes zu
samerweise fügt er noch hinzu, wie sehr es ihn er¬
und mit schönstem Gelingen die Freia üh
verheißen scheint, sie sind nicht allenthalben un¬
freue, daß gewissermaßen um seinetwillen nun alle
men.
beschwert von Absichtlichkeit.
diese jungen Leute in den Tod reiten müssen.
Loge, der Flackergott, hat nunmehr i
Leider hatte auch die Darstellung keinen sehr
Mariens Grausamkeit erhält so das Stichwort. Ein
geistvoller Beleuchtung ein überauscharakter
glücklichen Abend. Ziegels kühler Oberst und
etwas zu starker Schlaftrunk, den sie dem Vater
Profil erhalten, das umso wirksamer ist,
der jugendlich=eckige ungebärdige Offizier des
hinterlistig beibringt, genügt, den Greis sogleich
der Künstler von Uebertreibung fernhält
Herrn Oswald besaßen Kontur. An den übrigen
zu Boden zu strecken. Kühn entnimmt sie der er¬
könnten, im Gegensatz zu dem glücklich getr
Figuren blieb vieles problematisch. Herr Man¬
starrenden Vaterhand den Zimmerschlüssel und ent¬
flüssigen Parlando,
ie reinen Gesang
flieht.
ning schien über die Stilisierung seines gut an¬
in der großen Liebes=Erzählung
gelegten Moser noch nicht schlüssig zu sein, und ein
Langt dann in der Wohnung des jungen Offi¬
etwas mehr tonlichen Glanz vertragen
Schwanken zwischen Stilmöglichkeiten ließ auch die
ziers gerade noch rechtzeitig an, um hinter einer
Dahmen, die die Fricka sang, gab stimml
Marie von Fräulein Horwitz zu keiner starken
Gardine Deckung zu finden. Denn ehe sie gemein¬
Schönes. Doch läßt sich nicht verkennen,
Einheitlichkeit erwachsen. Eine entbehrliche Pa¬
ht
sam mit dem späten Geliebten eine kurze Nacht
Individualität der begabten, zur Zeit me
thetil lagerte besonders über dem ersten Akt. Frän¬
dem Ruf des Lebens Folge geben darf, spielt sich
andere Aufgaben geeigneten Künstlerin der
lein Spielmann suchte ohne rechte Wirkung
im Zimmer noch ein kleines Privatdrama ab.
noch zu ferne steht, um die Größe und Hoh
der Katharina mit Opheliastimmungen zu Hilfe
Max führt eine Dame ins Zimmer, die sich aus
Göttin in einer dem Drama entsprechenden
zu kommen. Frau Prasch=Grevenberg (Mutter),
ihren Gesprächen als Geliebte des Offiziers doku¬
zum Ausdruck zu bringen.
Herr Marx (Schindler) und Herr Stahl=Nachbaur
mentiert. Da klirrt eine Scheibe, und wie der
Die tiefste Wirkung ging wieder von der
(Forstadjunkt) führten ihre Episoden ansprechend
Oberst, ein kühler Spötter durchs Fenster herein¬
durch.
Szene aus. Als aus Frau Cahiers nachtd
tritt, findet sich's, daß die Dame sich als die Gattin
Tönen die Weissagung von der Götter
Das ausverkaufte Haus folgte der Aufführung
des Obersten erweist. Der schießt mit feierlicher
klang, da fühlte man, daß der Höhepun
mit Interesse. In den Beifall mengte sich eine
Ruhe die Ungetreue nieder und ersucht Max, die
Aufführung erreicht war. Die wundervoll
kleine Opposition, aber die Zuschauer ergriffen die
Tat bis zum Morgen zu verheimlichen und auf
und Weise, in der sich bei Frau Cahier die
Gelegenheit durch ihren Applaus dem anwesenden
alle Fälle auf sich zu nehmen.
lute Schönheit des Tones mit Sinn und G
Dichter wohl für manches Schöne mit zu danken,
was er schon geboten.
Der dritte Akt bildet eine Art lyrisches Nach¬
gesungenen Wortes vermählt, ist schlechthin
bildlich.
spiel, und hat Haus und Gärtchen der Schwägerin
Richard Elchinger
Zum Schluß ist noch von einer erfrei
Moses in einem niederösterreichischen Dorf als
Schauplatz. Aus einem einleitenden Dialog zwi¬
Ueberraschung zu sprechen. In Herrn Habich
schen dem Arzt Schindler und dem Forstadjunkten
hier zum ersten Mal den Alberich sang,
Theater und Musik
man einen Künstler kennen, der vom ersten A
Rainer, beide schon bekannt als Verehrer Mariens,
* Prinz=Regententheater. Eine in vielen Mo¬
erfährt von dem Stand der Geschehnisse. Marie
blick an das stärkste Interesse für sich beanspe
menten großzügige Aufführung des Rhein¬
wähnt man noch in den Armen des Offiziers. Sie
konnte. Scharf und bestimmt in der musikal
gold“, eröffnete den letzten Ring unserer Fest¬
tritt indes herein, jenes nächtliche Erlebnis liegt
Deklamation, unterstützt von einer Stimme
spiele. Bedauerlicherweise war Bruno Walter
bis auf zwei geringfügige Schattierungen
weit hinter ihr. Nur der Vatermord lastet noch
durch eine Unpäßlichkeit verhindert, die musikali¬
schwer auf ihr, das Verbrechen, dessen Verheim¬
alle Ausdrucksmöglichkeiten hergibt, und nich
sche Führung zu übernehmen. An seine Stelle
lichung sie Schindlers Freundschaft verdankt. Ein
letzt dank einem impulsiv=heißen Naturell,
trat Otto Heß, der mit starker Hand aus den Ur¬
vorzeitiges Erlöschen der Tragik weiß der Autor
dem treibenden Hasse des Nachtalben ein
und Naturmotiven der Nibelungenwelt die ge¬
dadurch zu hindern, daß er den Mutterschmerz der
zeugendes Aeußere verlieh, war dieser All
waltige Einleitung des Götterdramas formte.
Schwägerin Mosers in den Vordergrund schiebt.
eine Gestalt, der man hier stets gerne wiede
Gunz prachtvoll spielte auch unser treffliches, zur
gegnen wird.
Die achtzehnjährige Katharina, der Schwindsucht
Zeit so außerordentlich angestrengtes Hoforchester;
anheimgefallen, ist, auch ihrerseits dem Ruf des
Schauspielhaus. Auch das Schauspiell
selbst wenn Einzelnes (wie z. B. der schmerzliche
Lebens gefolgt und seit Monden verschwunden.
hatte seinen Schnitzler=Abend. Zwei Stücke wi
Gickser bei der Rheingold=Begrüßung) nicht vor¬
Sie findet sich zuletzt in derangiertem Zustand ein,
neu einstudiert, die schon dadurch, daß sie in
kommen sollte.
und stirbt am Aktschluß und in den Armen der
wieder auf dem Spielplan erscheinen, bew
Feinhals in seiner stets aufs neue imponieren¬
Mutter.
daß sie zu den Werken Schnitzlers gehören
den Größe als Wotan, Baubergers wettergebie¬
denen Dauer wohnt.
Die Schwäche dieses Stückes liegt in der starken
tender Donner und Wolfs sonnigheller Froh,
Handlung. Sie hat die Robustheit ein. Kino¬
Man begann mit Literatur, den kleinen
Bender und Gillmann, ein an Stimme wie Er¬
dramas, und der Autor mag seine Not bamit ge¬
akter, spielend zwischen einem Schriftsteller,
scheinung geradezu vorweltliches Niesenpaar,
Schriftstellerin und einem Baron. Das Wer
haht haben, sie durch pinchologische Begründungen Kuhns listiger Mime, sowic die bolden Rhein= zeigt, wie das Problem zu lösen ist, aus ei