II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 463

Lebens
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19. Der Ru
Ruf des Lanehs
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beitslosigkeit möge die Wanderungsfrage in ihr Programm auf= wurde die Konferenz geschlossen.
zumischen. Gan
nehmen.
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Lichtstrahlen zu ihr senden will, dieweil sein Haupt schon vom Unrecht, Mord, El
Theater und Kunst.
Dunkel des Sterbens umlagert ist, den Schrei nach dem Leben.
Ruf des Lebens u
Auch er ist ein Lebenshungriger, aber die Sehnsucht, mit der die
nießer dieses starke
Münchener Kammerspiele. Der Ruf des Lebens, Schau¬
Schnitzlerschen Menschen das Leben umfangen, wurde zur fressen= die gehäufte Theat
spiel in drei Aufzügen von Artur Schnitzler. Seien wir offen
den Gier. Einer von denen, die ihr Leben verspielten, weil sie
knall und Schwind
der Ruf des Lebens, dieses athletisch aufgetriebene Stück knal¬
nicht spielten. Wehe denen, die so den Ruf des Lebens überhören
die in leisen Unte
liger Handlung, ist ein traurig daneben geratenes Produkt falschen
und alt werden und sterben, ohne in jenem wundervoll verschlun¬
„Handlung", „Vor
Ehrgeizes. Wer, der es nicht wüßte, würde erraten, daß es von
genen, aus Liebe und Wonne gewebten Spiel des Lebens mitgetan
rende Sehnsucht,
Schnitzker sei? Der Dichter wollte in Verblendung aus seiner
zu haben!
einigkeit der Wien
weichen stillen Art heraus, die ihm doch den Stempel gegeben, hin
Da sind im zweiten Akt die blauen Ulanen: weil vor Jahren
aber der Dichter v##
zu Sudermanns lärmenden Erfolgen. Und so schnitzlerte er dies¬
ihr Regiment eine kriegerische Schuld auf sich lud, sind sie bereit,
Klima der Begeben
mal keines der feinen Gebilde, die wir so lieben in ihrer zarten
die bei Schnitzlers
jetzt diese Schuld abzutragen. Als totgeweihtes Regiment wollen
Form, in ihrem flimmernden Duft, in ihrem Reiz kultivierter
wohl hatte das St
sie in den Kampf ziehen, keiner von ihnen wird zurückkehren.
Sinnlichkeit, in ihrer schwelgenden Melancholie, in ihrem verträumt
wärtigen früheren
Heldenregungen, der Heroismus hat sie gepackt! Sind sie wirklich
Spielerischen, so kam er als ein muskulöser Zimmermann mit
Helden, oder Narren? Sie nehmen Abschied von den Ihren, sie
sönlich zeigte, nahn
robusten Axtschlägen. Seht, ich vermag auch eine „Handlung“
gehen mutig in den Tob für Gott, für König und Vaterland. Wo
herauszuhauen, kann auch ein kraftvoller Kerl sein! Aber warum,
Sieg ist nun aber
liegt der Sinn? Nachruhm? Ehrgeiz? Heroismus? Sie haben der Kammerspiele
o Artur Schnitzler, folgtest du diesem Ruf des Lebens? Schwei߬
im Spiel des Lebens nicht mitgespielt! Sie werden verröcheln,
etwa noch dem s#
triefend arbeitetest du auf Theatralik hin, die dir doch unter den
(Leutnant Max) stch
Händen immer wieder zerrann. Das Stück wurde schlecht (nimm
Brunst durchs Leben gaukelt, und unter Heldendelirien zu den Herr Ziegel als
mir's nicht übel), aber du selbst bliebst intakt, denn gottlob, du
wurdest nicht ganz ein Sudermann! Allein mußte das junge Toten sinken, wie diese unter Liebesdelirien zu den Toten sinkt.]
mal mehr konvent
auf die Regie zu
Mädel, dessen Lebenshunger uns entgegenbebt, den Vatermord auf Doch, à propos, wie stillte denn Maria, die Mörderin des ersten
Aktes, ihren Lebenshunger? Je nun, in der Nacht noch schlich sie
gangen, das Stück
sich laden? Es sollte wohl einmal nicht bloß geliebelt werden, die
sich in die Leutnantsstube, doch aus dem gewohnten Schnitzlerschen des Tempos spezifi
Pathetik, die Tragik sollte her. Und so folgt das liebefiebernde
süßen Abenteuer wurde wieder Sudermannsche und noch schlimmere
daß man es verlan
Ding nicht einfach dem Ruf des Lebens, der von einem feschen
Theaterei. Neben der Heldenschafsköpfigkeit der Kasernen¬
man aber doch we
Leutnant ausgeht, um nach Schnitzlerscher Art selig und unselig
menschen (immer wieder von roher Ironie durchflochten) wird uns
und offenbarer Wi
zu werden. Nein, der Geist Sudermanns wird beschworen, und
noch der Ehebruch der Frau Oberst aufgetischt, die zum jungen
was soll man
der boshafte Greis, der in grimmem Neid auf die Jugend die
Leutnant auf die Bude kommt, fatalerweise aber vom Herrn Oberst schlechtstierchen sag
Tochter an seinen Krankenstuhl bannt und dessen galligen Haß wir
überrascht und niedergeschossen wird. Zum zweitenmal hopst Pensionsbackfisches
schlucken müssen, muß von der Hand der Tochter Gift schlucken,
Maria, die hinter der Gardine die Dumasszene belauscht, über eine
Geschöpf zur beina
damit sie die Tür zum Leben aufmachen kann. Das Publikum hat
Sentimentalität d
sein „packendes Geschehnis“. Aber Gift auf der Bühne ist immer frische Leiche, diesmal mit ihrem Leutnant zusammen. Ehe der
geschmacklos, so geschmacklos wie der Revolver und verwandte Eheeinbrecher sich selbst aus dem Leben knallt, genießen beide den der liebestollen
„schmerzstillende“ Mittel. Und wenn nach dieser Missetat — sie Lebensrausch einer einzigen Nacht. Dann aber kommt die Er= Frl. Undas ehe
nüchterung. Maria geht mit der Verzweiflung einher. Sie mußte vom Reiz des Verf
gehört in die Kapitel der 10=Pfennigheftchen — nun gar die Mör¬
die Irren und die Wirren sehen, die tragische Gebärde kommt jungen Offizier
derin von der noch warmen Leiche des Vaters weg in erotischer
Ekstase ihrem Liebsten zueilt, so ist das noch geschmackloser. Doch herangekrochen. Allein da ist der Räsoneur des Stückes in Gestalt
Doktor, das Sprach
mir weniger hölzer
Schnitzler kann sich nicht ganz verlieren. Die mit dem dritten Ohr eines Arztes — er reicht der Enttäuschten die heilende Medizin.
hören aus des alten Vaters Wüten, der die Lebensfrische der jun= Wozu die Haare raufen, flennen, in Verbitterung sinken? Alles, mierte, zu viel Gre
gen Tochter haßt, der sich gegen das Glück aufbäumt, das seine was geschieht, ist Leben, geben wir den Dingen keine Worte, wie seinen grillenhaften
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