II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 464

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19. Der Ruf des Lebens
—— in 9e Geschrei hiernder Gelegeitheit finden, sich Politisch ein¬
ung der ##
sfrage in ihr Programm auf= wurde die Konferenz geschlossen.
zumischen. Ganz anders aber sei es bei dem dummen
ldeutschen Michel. Wenn der sich einmal sittlich ent¬
Lichtstrahlen zu ihr senden will, dieweil sein Haupt schon vom Unrecht, Mord, Ehebruch, Untreue usw., fühlen wir aus allem den
5 Kunst.
Dunkel des Sterbens umlagert ist, den Schrei nach dem Leben. Ruf des Lebens und bleiben wir, wie die Fälle auch liegen, Ge¬
Auch er ist ein Lebenshungriger, aber die Sehnsucht, mit der die
nießer dieses starken, wunderlichen Lebens! Braucht Schnitzler alle
r Ruf des Lebens, Schau¬
Schnitzlerschen Menschen das Leben umfangen, wurde zur fressen= die gehäufte Theaterromantik, die Schrecknisse mit Gift, Pistolen¬
Schnitzler. Seien wir offen
den Gier. Einer von denen, die ihr Leben verspielten, weil sie knall und Schwindsuchtstod, um die ewige Melodie seines Schaffens,
letisch aufgetriebene Stück knal¬
nicht spielten. Wehe denen, die so den Ruf des Lebens überhören
die in leisen Untertönen auch dieses brutale Werk durchzieht, in
eben geratenes Produkt falschen
und alt werden und sterben, ohne in jenem wundervoll verschlun¬
„Handlung", „Vorkommnisse“, „Effekte“ aufzulösen? Die vibrie¬
te, würde erraten, daß es von
genen, aus Liebe und Wonne gewebten Spiel des Lebens mitgetan rende Sehnsucht, das Liebesspiel, der Lebensgenuß, jene Drei¬
#e in Verblendung aus seiner
zu haben!
einigkeit der Wiener Seele, will immer wieder zutage kommen,
doch den Stempel gegeben, hin
aber der Dichter verleugnet diese seine Wiener Seele und läßt im
Da sind im zweiten Akt die blauen Ulanen: weil vor Jahren
en. Und so schnitzlerte er dies¬
ihr Regiment eine kriegerische Schuld auf sich lud, sind sie bereit,
Klima der Begebenheiten die Muskeln spielen. Eine Kraftmeierei,
wir so lieben in ihrer zarten
die bei Schnitzlers Natur und Blut hilflos verspielen mußte. Gleich¬
jetzt diese Schuld abzutragen. Als totgeweihtes Regiment wollen
ft, in ihrem Reiz kultivierter
wohl hatte das Stück einen besseren Erfolg als bei seinem ander¬
sie in den Kampf ziehen, keiner von ihnen wird zurückkehren.
Melancholie, in ihrem verträumt
wärtigen früheren Erscheinen, besonders als der Dichter sich per¬
Heldenregungen, der Heroismus hat sie gepackt! Sind sie wirklich
muskulöser Zimmermann mit
vermag auch eine „Handlung“ Helden, oder Narren? Sie nehmen Abschied von den Ihren, sie sönlich zeigie, nahm de Beifall die Stärke eines Sieges an. Dieser
Sieg ist nun aber keine#lls der Wiedergabe durch das Ensemble
tvoller Kerl sein! Aber warum, gehen mutig in den Tod für Gott, für König und Vaterland. Wo
der Kammerspiele zu verdanken Denn außer Frl. Horwitz und
em Ruf des Lebens? Schweiß=liegt der Sinn? Nachruhm? Ehrgeiz? Heroismus? Sie haben
etwa noch dem schlicht=natürlichen Spiel des Herrn Oswald
lik hin, die dir doch unter dens im Spiel des Lebens nicht mitgespielt! Sie werden verröcheln,
(Leutnant Max) stand alles auf einem sehr mäßigen Niveau. Selbst
Das Stück wurde schlecht (nimm vie die kleine Schwindsüchtige im Stück verröchelt, die in hektischer
Herr Ziegel als Oberst und Rächer seiner Gattenehre war dies¬
bliebst intakt, denn gottlob, du Brunst durchs Leben gaukelt, und unter Heldendelirien zu den
mal mehr konventionelle Maske als lebendiger Mensch. Um gleich
nn! Allein mußte das junge Toten sinken, wie diese unter Liebesdelirien zu den Toten sinkt.
auf die Regie zu kommen, so wurde wieder dey alte Fehler be¬
ntgegenbebt, den Vatermord auf Doch, à propos, wie stillte denn Maria, die Mörderin des ersten
gangen, das Stück durch pathetische Wucht und Schwerfälligkeit
Aktes, ihren Lebenshunger? Je nun, in der Nacht noch schlich sie
nicht bloß geliebelt werden, die
des Tempos spezifisch bedeutender machen zu wollen mit dem Effekt,
sich in die Leutnantsstube, doch aus dem gewohnten Schnitzlerschen
Und so folgt das liebefiebernde
daß man es verlangweilte. Eine Gestalt wie den Forstadjunkt sollte
süßen Abenteuer wurde wieder Sudermannsche und noch schlimmere
Lebens, der von einem feschen
man aber doch weniger verledern, als dies mit Ausdruckslosigkeit
Theaterei. Neben der Heldenschafsköpfigkeit der Kasernen¬
sitzlerscher Art selig und unselig
und offenbarer Wurschtigkeit Herr Stahl=Nachbaur tat. Und
menschen (immer wieder von roher Ironie durchflochten) wird uns
Dermanns wird beschworen, und
was soll man zu Frl. Spielmanns schwindsüchtigem Ge¬
noch der Ehebruch der Frau Oberst aufgetischt, die zum jungen
nem Neid auf die Jugend die
schlechtstierchen sagen, das mit der Melodramatik eines piepsenden
Leutnant auf die Bude kommt, fatalerweise aber vom Herrn Oberst
nt und dessen galligen Haß wir
Pensionsbackfisches des Dichters von holdem Wahn umsponnenes
überrascht und niedergeschossen wird. Zum zweitenmal hopst
Hand der Tochter Gift schlucken,
Geschöpf zur beinahe komischen Figur machte? Auch die winselnde
Maria, die hinter der Gardine die Dumasszene belauscht, über eine
achen kann. Das Publikum hat
Sentimentalität der Frau Prasch=Grevenberg als Mutter
frische Leiche, diesmal mit ihrem Leutnant zusammen. Ehe der
Gift auf der Bühne ist immer
e der Revolver und verwandte Eheeinbrecher sich selbst aus dem Leben knallt, genießen beide den der liebestollen Schwindsüchtigen machte auf die Dauer nervös.
enn nach dieser Missetat — sie Lebensrausch einer einzigen Nacht. Dann aber kommt die Er= Frl. Undas eheirrende begehrliche Kommandeuse hatte wenig
igheftchen — nun gar die Mör= nüchterung. Maria geht mit der Verzweiflung einher. Sie mußte vom Reiz des Verführerischen, sympathisch faßte Herr Wahl seinen
jungen Offizier an, der sich der Heldenfarce bewußt ist. Den
die Irren und die Wirren sehen, die tragische Gebärde kommt
be des Vaters weg in erotischer
Doktor, das Sprachrohr Schnitzlerscher Lebensphilosophie, denke ich
st das noch geschmackloser. Doch herangekrochen. Allein da ist der Räsoneur des Stückes in Gestalt
mir weniger hölzern und weniger steif, als ihn Herr Marr dekla¬
ieren. Die mit dem dritten Ohr eines Arztes — er reicht der Enttäuschten die heilende Medizin.
mierte, zu viel Grimmasse verwendete wohl Herr Manning auf
n, der die Lebensfrische der jun= Wozu die Haare raufen, flennen, in Verbitterung sinken? Alles,
das Glück aufbäumt, das seine was geschieht, ist Leben, geben wir den Dingen keine Worte, wie seinen grillenhaften Alten. Bleibt eigentlich nur Frl. Horwitz.
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