II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 492

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19. Der Ruf ges #oens
fsichtiger vorgegangen. Er laßt sich in seiner diere Paumk Lngerertnn
laktigen Komödie „Der Querulant“ einen urchrist. Wilhelm Krag realistisches Milieustück „Baldwins
flichen, alles verstehenden, alles verzeihenden Tolstoi- Hochzeit“. Mag es ein wenig langgezogen und hie
bart wachsen. Auf dem Umweg über Anzengruber. und da von einer allzu selbstbewußten Derbheit sein,
[Der Forstmeister Franz Oedlinger — man könnte der Erfolg dieser Werke wäre erfreulich, sie sind
den Inhalt des Stückes im Dialekt erzählen — hat von einer entwaffnenden Harmlosigkeit, machen uns
dem Wegmacher Gungelbauers=Hias den einzigen
lachen und den Kanonendonner vergessen. Und dies
Kameraden erschossen: den Hund „Schlüfl“. Sinten¬
ist derzeit Hauptaufgabe der Theater, sie sollen uns
malen der Forstmeister nicht gewillt ist, diesen Mord Lethe bereiten, den Trank des Vergessens. Goethe
kentsprechend zu „sühnen“, das Gericht dem Hias
ist auf der Bühne sympathischer als Radetzky —
srotz eines Max=Burckhardischen Richters zu seinem
welch letzterer hinwiederum auf dem Schlachtfelde
moch ungeschriebenen Recht nicht verhelfen kann, ver= eher am Platze wäre . . . Wenn schon Militärstücke,
sucht der Hias — ansonsten ein guter Kerl — aus
dann meinetwegen Soldaienpossen, wie sie uns im

einer „Aug' um Aug', Zahn um Zahn"=Moral
„Pfeifendeckel“ die schauspielerische Kraft Hein¬
heraus die Försterstochter zu strangulieren. Soweitsrich Eisenbachs erträglich macht, in: Blauen uver alles ernsthaft eigene Gedanken machte, und so
reicht aber dann sein Mut nicht, eher seine Sitt=]Wunder“ des Franz Cornelius (Residenzbühne) der war es ihm wie eine Selbstverständlichkeit, aus allen
.. Näher aller= Gedanken und Worten seiner 44 Friedensjahre nun
lichkeit zur Selbstanzeige, und Bahrs mehr dialek- samose Komiker Karl Etlinger.
stisch=dialogische als dramatische Kunst zu plauschen- dings als all diese wertlosen Operetten ohne Musik von neuem wieder Taten zu machen. Er vergaß, daß
der Anklage menschlicher Justiz. Gespielt ward das
stehen mir die moralischen Operetten, die gegen=er dem siebenten Jahrzehnte seines Lebens nahe¬
Stück im Josefstädter Theater von Willi Thaller,
wärtig eine jiddische Bühne in Wien aufführt. Un= stand; er vergaß alles, was an Rücksicht und Beden¬
Hansi Niesi, Gisela Werbezirk, Josef Jarno und
fähig des Lasters, der Verherrlichung des Ehe¬ ken den großen Entschluß hätte hindern können: er
Louis Nerz ebenso vortrefflich und erfolgreich wie
bruches und seiner pompösen Ausstattung mit Pi=nahm Abschied von Frau und Sohn, von Tochter
der „Schnitzler“ im Volkstheater von Ferdinand
siolenschießereien, führen diese lieben guten Leute und Enkel, und stand am 2. August vor der Kaserne
Onno und Erika von Wagner.
— denen seines Regimentes.
in ihrem Jargon wahre Tragödien auf -
Und der Alte mit dem Eisernen Kreuze machte
Auf anderer literarisch=ethischer Höhe — es ist sie, mit Rücksicht auf das ein wenig verlotterte Pu¬
Aufsehen. Man kannte ihn in Potsdam bald. Daß
hhalt ein eisernes Kreuz mit den Soldatenstücken blikum, den Titel „Operetten“ verleihen müssen.
auch Mitglieder der kaiserlichen Tamilie ihn gele¬
— stehen die „Offiziere“ des jedenfalls mit einiger Also endlich einmal wieder eine Schaubühne als
Wildheit und Milieukenntnis begabten Fritz vonmoralische Anstalt! Wie hoch stehen diese biederen,
gentlich ins Gespräch zogen, war sein Stolz. Den
Unruh, die uns die Neue Wiener Bühne servierte. gedrückten Flüchtlinge — Angehörige eines Volkess jungen Kameraden war er schon allein als Verkörpe¬
Diese fünf Vi#er eines bald talentierten, bald in ewiger Flüchtlinge — über witzelnden Heinestämm= rung der siegreichen Generation von 1870 ein er¬
WWahrheit blutigen Dilettanten (talentiert, wenn erlingen. Schnitzler gehört längst nicht mehr zu so mutigender Ansporn. Und er nahm seine Kraft ge¬
gerade Kant= und Kleistepigone, frischer Dilettantlfrivolen Witzbolden. Man kann nicht sagen, daß hörig zusammen. Er leistetete, was geleistet werden
auf eigene Reiterfaust) drehen sich südwestafrikanisch ihm nichts heilig ist — denn das Nichts ist ihm mußte. Er leistete es sogar unter bitter erschweren¬
sum ein „Prinz von Homburg"=Problem, um heilig! Aber ich ziehe ihm noch das reinere Yiddisch den Umständen, da ihn ein schmerzhafter Magen¬
jenes Dilemma, dem auch der Maria=Theresienorden
vor, Leute, die ethisch unfähig zur Operette, unter krampf sehr zur Unzeit an sein Alter gemahnte. Mit
entwuchs. Ferner dem Kriegslärm bescherte uns der Vorspiegelung, Operetten aufzuführen, uns ihre staunenswerter Willenskraft verbiß er allen Schmerz,
Albert Ehrenstein. ldenn er wollte an die Front. Wenn schon gestorben
dieselbe Bühne ein putziges Lustspielchen „Paul und! Tragödie geben.