II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 497

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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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Theater und Runst.
NDer Ruf des Leben, Schauspiel in 3 Akten von Rethnr
I. Mach den Darlegungen die unser Then
ter seine dramatischen Auffasungen gab
waren wir uns ja gleich klar, daß er für den Schnitz¬
lerabend wieder just das größte Machwerk wählen
würde. Und die gestrige Aufführung gab uns recht.
Dabei war sie aber trotz dreier Leichen auf der Bühne¬
recht heiter. Drum müssen wir schon auch den Hergang
erzählen: 1. Akt. Ein alter Rittmeister der seine Toch¬
ter bis aufs Blut peinigt, diese ein Mädchen, das aus
den bröhnenden S#ritten der in den Tod gehenden
Schwadronen den Ruf des Lebens heraus ört. den Va¬
#ter, der ihr eben noch beichtet, daß ihn vor 30 Jahren
auf dem Schlachtfeld eine wilde Angst faßte und in die
Flucht trieb, vergiftet — um von der Leiche weg einen
Offizier in die Arme zu laufen, der sie erst recht zurück¬
stößt. Schwächliche Damen im Zuschauerraume rufen
„Schrecklich!“ Zunächst peinliche Stille; dann dreht sich
der Theaterindentant feierlich um, zu sehen, ob die zahl¬
reich anwesenden Offziere am Rittmeister und ihre
Töchter an dessen Tochter Gefallen fänden. Ein wenig
Boifall, der den Spielern Czernitz und Hardt
gilt. Dann der 2. Akt. Ein Oberst, der vor dem Auszug
in den Krieg mit seinem Leutnant was zu bereinigen
hat, eine Frau Oberst, die im Aufzug einer Straßen¬
dirne ins Zimmer des Lentnants stürzt, ihn zum sei¬
gen Drücken bereden will und wieder der Oberst, der
durchs Fenster steigt, seine Frau erschießt; und der
Theaterindentant, der sich umbreht, zu sehen ob den
anwesenden Offizieren der Hohn auf der Bühne gefällt.
3. Akt: Ein histerisches, militärverrücktes Mädchen, das
schon in den früheren Akten nebenher gelaufen, und
aus dessen Schwärmereien wir auch jetzt nich klug wer¬
den, entzieht uns endlich der Tod, dazwischen Gerede
von Buße und ähnlichem, das niemand versteht. Wir
hören gerade nur heraus, daß die Vatermörderin in
ein Lazarett gehen soll, jedenfalls um den Rus des Le¬
bens auch unter die armen Feldgrauen zu tragen. Und
wieder der Theaterindentant, der aber diesmal — es
ist schrecklich — sehen muß, daß die Zuschauer ihm und
dem Theater bereits den Rücken gekehrt haben. Der ma¬
gere Beifall, der sich zeigte, galte wohl nur den Theater¬
lieblingen Czernitz und Hardt, die sich in den Rollen
etwas zurecht gefunden hatten, daneben vielleicht noch
ein wenig Lerach und Enzinger, Hoppe und
Ander; die übrigen Spieler wußten mit ihren Rol¬
len bis zum Schluß herzlich wenig anzufangen, was wir
ihnen nicht verargen wollen.
Nur eines wollen wir heute noch fragen? Muß die
Salzburger Bühne wirklich von Stufe zu Stufe sinken,
daß sie sich zu einem Hohn auf die Feldgrauen hergeben
darf? Es wär uns um den Platz leid, eigens anzumer¬
ken, von welchen deutschen Militärkommandos die Auf¬
führung des Machwerkes verboten wurde. Wir wissen,
die Theaterindentantur sagt: „Wiener deutsches Volks¬
theater“ ohne freilich behaupten zu können oder auch
nur zu wollen, daß Salzburgs Bürgerschaft alle Halb¬
und Lebeweltmarotten mitmachen will. Aber ein an¬
deres ist's. Wie wir hören, bewirbt sich Direktor Bla¬
sel um die Direktion des Theaters in Innsbruck,
und da hat er wohl auch die dortigen Theaterverhält¬
nisse studiert und gesehen auf welcher Höhe dort die
Klassikeraufführungen stehen. Möchte er nicht zuerst auf
eigenen Institut mit dem Weg zur Höhe beginnen

Spielplan des Staditheaters in Salzburg.
Sonntag, den 28. November, 3 Uhr: Der Zigenner¬
Baron.