II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 512

19. Der Ruf des Lebens
Pr Nuse Saleg, Wie
Theater und Minlik.
Deutsches Volkstheater.
Neu einstudiert und neu inszeniert kam auf dieser
Bühne Artur Sch##l##s Schaulpiel „Der Ruf
des Lebens“ zur Aufführung. Das Stück, welches
reich an dramatischen Szenen ist, fand abermals eine sehr
freundliche Aufnahme. Die Hauptsiguren sind scharf aus¬
gedacht, mit dramatischem Leben ausgestaitet und zu
wirklimen Höhevunkten emvorgeführt. Im Mittelpunkte
der Handlung stehen die blauen Kürassiere. Dos Regi¬
ment hat vor 30 JahrensSchmach auf sich gelaben und
um diese zu tilgen, haben die gegenwärtigen Offiziere bei
Ausbruch eines neuen Krieges den Eid getan, daß keiner
von ihnen aus der Schlacht zurückkehren soll. Schnitzler
beweist nun fast an jeder seiner Landelnden Personen
seinen Leitsatz, besonders aber an einem alten Feigling,
der noch mit allen Fasern am Leben hängt, an dessen
Tochter, die um ihrer Liebe willen zum Vatermörder
wird, und an einer jungen, liebedürstigen Frau, die ihre
Untreue mit dem Tode büßen muß. Selbst die dem Tode
Geweihten durchzittert noch der Ruf des Lebens. Be¬
sonders packend gestaltete der Dichter die ersten zwei Akt¬
schlüsse, die auch das Publikum zu lauten Beisallsbezei¬
gungen hinrissen. Diese galten jedoch nicht minder der
S Pee r
vortrefflichen Darstellung. Eine Glanzleistung boi wieder
Frau Erika Wagner als Oberstengattin. Kathi
Thaller spielte die Tante schlicht und ergreifend.
Fräulein Rosenquist suchte ihre Aufgabe zu beleben
und nur an Fräulein Deuera vermißte man den
wienerischen Ton und auch die erforderliche Sprechkunst.
Ganz vorzüglich gestaltete Herr Ferdinand Onno den
jungen Leutnant und auch die Herren Teubler
Werner¬
(Arzt), Danneger (Forstadjunkt),
Kahle (Oberst) und Rehberger (Albrecht) zeich=n
neten ihre Rollen außerordentlich markant. Geradezu ein! 3
künstlerisches Erlebnis bedeutet der alte Moser des Herrsi
Karl Goetz. Lobende- Anerkennung verdienen##s# die
stilgerechten reizenden Bühnenbilder, welche-Dr. Bernhard
Reich diesmal auf die Bühne gezaubert hat.
2- MAl 1919/1= Mähren und Schles
Bruen.
Abendblatt
4—
een ereit Huse u
Wiener Theater. Dar 8
Komtessenbühne, hät in einer Vormittagsvorstellung O
Bergs ziemlich veraltet anmutende Revolutionsposse „1845“
(mit Frau Medelsky und Mitgliedern von Privathühnen) ge¬
bracht. Dezu spielte man Lange:s „Vereinsschwester“,
in dex Frau Niese, ebenso triumphierend wie einst Frau Duse,
füpkinen Sonntag ihren Einzug ins Franzensringhaus hielt.
Sehr fleißig arbeitet Direkkor Bernau. im „Deutschen
LVolistheater" In einer einzigen Woche bot er zwei neue
Inszenierungen: Arthur Schnitzlexs. „Ruf des Lebens“
(Danegger als Forstadfnüll, Flau Wagner als Oberstin
jund Gät als Vater Moser waren vorzüglich) und den „Zare¬
witsch“. Seltsam berührt es, wie das sudermannischeste Stück
Schnitzeris heute farblos und verblaßt erscheint. Auch Gabriella
Aapelstus „Berewitsch“, vom jungen Schildkraut glän¬
zend dargestellt, wirkt nicht mehr so.=wie ehemals. — Dagegen
hat verselben Dichterin Komödie „Die Moral der Frau
dieses amoralische, effekt= (und für die Verfasserin
Dulss“
auch E##enen=) reiche Sch#uswek, noch immer gezündet, wie am
ersten Tag. als wir es in den Kammerspielen Camals Residenz¬
kennen kernten.
bühne) mit seiner „Außen.=Kui, i# ven Pfui!“
Die Palksbühne, die diese könliche, wenn auch nicht gött¬
liche Komö##e wiederaufersteben ließ, sichert sich in der urdrol¬
ligen und doch auch wieder stockernsten Frau Werbezirk als„
hechgeschätzte Gastin von vornherein den Sieg.
Dr. Wilbelm Mymetal.

box 24/5
Ilustrierte Rundschau
v. 13/15
Wien
Aus den Theatern und Konzertsälen.
Deutsches Volkskhealer! „Der Ruf des Lebens" von
/A. Sch.)
Wir müssen fragen, warum diese quälende Komödie,
deren künstlerische Qualitäten — neben mancherlei Anfechtbarem — gewiß nicht
verkannt werden, jetzt, da die Revolution ihre Begriffe und Anschauungen
großteils in alle Windrichtungen verweht hat, zu neuem Leben gezwungen
Schwerpunkt in die Tendenz verlegt werden müssen; statt der Gegenwart
ängstlich zu entrücken und sorgfältig die Stilreinheit zu wahren, hätte
man naturalisieren und modernisieren sollen; dann hätten auch die Mit¬
wirkenden leichteres Spiel gehabt. Gleichwohl war Fr. Wagner in einer
knappen, ekstatischen Szene von wunderbar konzentrierter Kraft und Echt¬
heit; auch Fräulein Rosenquist und die Herren Goetz und Onno
boten gutes Volkstheater; Herr Werner=Kahle schien im freien Ge¬
stalten behindert zu sein. Herrn Peubler entglitt die Figur und Fräulein
Denera übergriff sie. Die Marie ist nicht das brutal=brüske, kurz an¬
gebundene Mädchen, an das eine Frage zu richten man sich fast, fürchten
muß; die Figur hat Schnitzler, der ausgeseichnete Kenner des Weibes und
seiner Seele geschaffen und sie durch tausend Feinheiten uns verständlich zu
machen gewußt. Es gab den gewöhnlichen, lauten Galerieheffall. R.

Berlinen Börsen Courier, Berlis
2. 35 un0 Mogenausgabe
Wiener Theater. Uns wird berichtet: Am Deutschen
Volkstheater in Wien wurde Schnitzlers älteres
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Illustrirte Kronen-Zeitung

Das Deutsche Volks¬
stheater haf“ nach längerer Zeit wieder
Schnitlers „Ruf des Lebens“ in nener'
Infzenierung ist den Spielplan ausgenommen.
Wie immer bei Schnitzler=Abenden waren Pur¬
kett, Galerien und Stehparterre bis auf das letzte
Plätzchen besetzt. Andächtige Zuschauer und auf
der Bühne Darsteller, die jedem Worte Innerlich¬
keit und Erleben verleihen, das sichert einen
schönen, erinnernswerten Theaterabend. Die Dar¬
steller Onno, Täubler, Werner=Kahle,
[Götz, der den alten, tranken Quälgeist mit einer
bravonrösen Natürlichkeit ausstattete, die Damen
Wagner, Rosenquist und. Deneral
wurden unzähligemal gernfer