II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 516

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19. Ruf des ns
Theater und Kunst.
(Schauspielhaus.) „Der Ruf des Lebens“,
Schauspiel von Artur Schnitzler. — Mit dem „Ruf
des Lebens“ hat sich Schnitzter seinerzeit gegen den Vor¬
wurf, er bringe Romane statt Dramen ars die Bühne,
zur Wehr gesetzt — und hat damit den Vorwurf nur
bestätigt. Denn der böse zweire Alt des Stückes, der
offenbar „dramatisch“ sein soll, ist rüdes Theater, und
nur der Geschmack, den Schnitzler besitzt, bewahrt ihn
hier vor gefährlichen Klippen. Mit Revolberschüssen
(die in unserem Falle gar nicht losgehen wollten), Fen¬
stersprung des betrogenen Gatten und auf der Bühne
herumliegenden Leichen macht man zwar eine Schauer¬
romanszene — aber ein Drama muß es deswegen noch
immer nicht sein. Im dritten Akt gibt der Dichter denn
auch die ganze Theaterei wieder auf und hier wird er
im müden, liebenswürdigen Ton und dem ganz wunder¬
baren lyrischen Schluß mit den spielenden Kindern (die
hier nur viel zu lang und zu nahe da waren) wieder
der seine, schonend erzählende Melancholiker, als den
wir ihn schätzen und verehren. Daß der Schluß von dem
größten Teil der Zuseher nicht aufgefaßt wurde, muß
nicht gerade gegen den Dichter sprechen.... Freilich ist
das angedeutete Auseinanderfallen des Stiles der Ge¬
samtwirlung nicht förderlich. — Auch die Darstellung
war ungleich. Am besten der erste Akt. Hier gab Herrsr
Pinoo den bösartigen alten Kranken mit allen Zügen
echten Lebens und wußte die gelegentlichen übertrei¬
bungen dieser Rolle geschmackvoll glaubhaft zu machen.
Auf gleicher Höhe stand Frau Weiser=Lauter,
die die zurückgepreßte Leidenschaft nach dem Leben vom
Anfang an in Miene und Bewegung merken ließ und
in der Vergiftungsszene ergreifend wirkte. In den zwei
weiteren Akten hatte sie nicht mehr Gelegenheit, Be¬
sonderes zu zeigen. Herr Kainz, dessen Uniform
immer in unberührtem Schneiberglanz erstrahlte, hatte
die undankbare Aufgabe, stets mit innerem Schmerz
beladen abzuziehen, ohne daß er irgend ein Wässerchen
getrübt hätte. Auch die Rolle des Herrn Hofbauer
hat einen beständigen Dämpfer, und so brav auch die
beiden Herren das Ihre taten — am Ende stehen sie doch
als ieerausgehende Biedermänner da. Die Herren
Kürassiere dagegen haben's besser — wenigstens was die
Frauen beirifft — so gut sogar, daß der Leutnant und
der Oberst dadurch in gewisse Unannehmlichkeiten ge¬
raien. Dieser Oberst ist übrigens kaum eine Rolle führ
Herrn Olden. Die scharfe, knappe, hölmische Art zu
sprechen, steht unserem weichen, unterhaltsam plaudern¬
den Lebemann nicht recht an. Herr Anderson, des
zu viel geliebte Kavallerieleutnant, war gut um Platzes
ebenso Herx Otto, als sein tieferer Kamorad, bessen
Bemerkungen über Krieg und Heldengftni, heuete
Aim, heute überlebt erscheimen. Die Mchflaktisch unklage
wihterisch feine Gestalt der lebenshungrigen, lungen¬
kranken Katharina, die wie eine Sauerstofflamme hoch¬
zuckend verbrennt, fand in Frau Imle eine vortreff¬
liche, denkende Vertreterin. In einzelnen Szenen zeigten
sich Frl. Dürr und Fr. Schmid=Godeck, jede von
entsprechender Wirkung. Die Kinderszene am Schluß —
wie gesagt — hätte unwirklicher, visionärer sein müssen.
Dr. B. E.
um der Absicht des Dichters zu dienen.
(Grazer Bühnen.) Im Opernhaus veranstaltet
heute der Verein „Arbeiterbühne" eine Aufführung von
Schönherrs „Glaube und Heimat" (Beginn ½8 Uhr).
Morgen wird die Opernneuheit „Dame Kobold“, Mitt¬
woch zum erstenmale in dieser Spielzeit Lehars „Zigen¬
nerliebe“ gegeben. Das Schauspielhaus bringt
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