II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 521

S
box 24/5
19. Der Ruf des.
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR 22-24
zeitung Prager Tagblatt
Alresse: Prag
7 MA12
Datum:
9
Booc dde Gas Kudacse.
„Der Ruf des Lebens.“ Der Vorabend von Schnitz¬
lers tem Gehyrtstag brachte dieses Schmispiel,
das mit seineg Leidenschaftsblitzen die bedachtsam
ironische Grundsthhmung von Schnitzlers Schaffen
unterbricht.teies seiner wenigen Stücke, in
denen er on Schen vor dem Pathos überwindet.
Auerdings bricht auch das Pathos dieses Dramas
nicht eigentlich aus dem Innern des Dichters her¬
vor, sondarn ist ein mittelbarer Gefühlsausdruck,
nicht zu trennen von den erdichteten Figuren, an
denen es haftet. Ein düsteres Licht umflammt dieses
dem Schnitzlers häufiges
dramatische Gedicht, in
Thema, das Motiv vom Tod, unhein anklingt.
Heute, nach dem Krieg, gespielt, erhält das Schau¬
spiel einen besonderen, durch traurige Erfahrungen
und Erinnerungen gefärbten Unterton. Die Vor¬
steuung wurde mit einem von Friedrich Adler
kung= und gedankenvoll verfaßten, von Herrn
Hölzlin gesprochenem Geburtstagegruß an den
Dichter eingeleitet. Die Aufführung brachte die
romantische Stimmung des Wertes wirksam zum
Ausdruck. Charakteristisch und männlich stand Hepr
Kramer als Oberst im Vordergrund. Auch die
Gestalten, die Frau Medelsky, Frau Pitt¬
schau, Frl. Rainer, Fri. Horwitz, die Herren
Hölzlin. Bogyansly, Schütz zeichneten¬
hatten gut gezogene Linien.
SOuseKans
Unann k.
Lungen Precs
18MATwe
Theater aus Mune¬
„ Schnitzler=Znklus V. Als Festvorstellung zu Ehren
##bes 60. Geburtstages Artbur Schnitzlers wurde am
Montag im Teutschen Theatek das=Schauspiel
„Der Ru#####s Lebens“ aufgeführt. Einen von
Friedrich Wer=Prag verfaßten Festspruch
Arthur S#tr, worin der Dichter als „lächelnd
sinnender Pork“ gefeiert wird, sprach Herr Hölzlin takt¬
voll und eindringlich. Im „Ruf des Lebens“ begegnen
wir allerdings weniger einem lächelnd sinnenden
Poeten als einem geschickt zugreisenden Theatraliker, der
ein essektvolles, dichterisch in mancher Hinsicht ansecht¬
bares Bühnenwerk geschaffen hat. Der erste Akt be¬
friedigt in jeder Hinsicht; er ist dichterisch und drama¬
tisch der stärkste. Die weiteren beiden sind mit epischen
Elementen durchsetzt und enthalten nur gelegentlich
künstlerisch Wesentliches. Der Gesamteindruck auf das
Publikum war durchgängig stark und der nach jedem
Akischluß einsetzende Beifall sollte die Theaterleitung
zur Einstudierung eines der wesentlichen, diesmal leider
nicht gespielten Werke Schnitzlers ermutigen. — Herr
Schütz, der sich wie stets, als umsichtiger Spielletter
bewährte, bot als alter, grimmig verröchelnder Ritt¬
meister eine gewagte, konsequent durchgeführte
Charakterstudie. Seine Tochter Marie war Fräulein
Horwitz, aut in Haltung und Sprache, diesmal durch¬
aus auf ihrem Platz. Fräulein Rainer svielte die
zarte, tanmelnd entschwebende Katbarina und ergrift
durch Ton und Geberden; hätte sie die Rolle mehr auf
Steigerung angelegt, so wäre der Eindruck nachhaltiger
gewesen. Als mächtiger männlicher Charakter war der
Oberst des Herrn Kramer gestaltet und erzielte dies¬
mal Ie rein starke Wirkung. Löblich hervorzuheben
sind ferner die sicheren Leistungen von Frau Medelsky
und der Herren Hölzlin, Bogyansky und Pittschan.