box 23/1
nsane
18. Der ei Neg
Indessen, man sieht wieder einmal: es ist nur für Einen Zigaretten, hält die längsten Rede
leicht, Ibsen zu sein, und dieser Eine ist eben leider Ibsen. dazu zur Frau nehmen . . . nichts
Schnitzler ist gewiß ein feiner Geist, spielerisch und doch in den Teich. Herzkranke leben bisn
man denkt, und ein liebendes Weib
abnungsschwer, voll Skepsis und doch voll Empfindung. In
4 Zeuilleton.
Mann, an dem sie hängt, im Stich
seinem Schauspiel sind hübsche Einfälle, die aus dem Wesen
ihn pflegen, sich ihm opfern .. der
der Personen stammen und nicht nach dem Zettelkasten duften,
Teich. Eh bien! sie ruhe sanft.
Theater.
und doch langweilt man sich, langweilt sich so tödlich, daß es
Die Ausstattung dieses prätentiöse
wohl niemand, selbst unter den Applaudierenden, den Pre¬
Arthur Schnitzlers Drama „Der einsame Weg“
lich und philiströs. Herr Schnitzler
mièren=Rowdys, übelnahm, als sie zischten und lachten.
Erstaufführung im „Neuen Theater“ zu Berlin.
dem Vorhang, um durch Verneigung
Der Inhalt sei kurz erzählt. Ein junges Mädchen kennt
Von unserem Korrespondenten.
kieren. Auch das ist Geschmackssache.
zwei Maler. Der eine liebt sie und sie ergibt sich ihm. Er
Nachdruck verboten.
kein einziger blonder Mensch zu sel
versprach ihr die Heirat, entflieht aber, um sein Versprechen
Ein tiefblickender Seelenkenner brauchte man gerade nicht
eine Stimme: Er muß wieder Espri
nicht einlösen zu müssen. Er ist ein Uebermensch, einer von jener
zu sein, um bereits aus dem Titel des Stückes zu ersehen,
nicht=der echte Schnitzler. So ist es
Sorte, deren einzige Lebensleistung darin besteht, ein junges
was Arthur Schnitzler uns bringen würde. Ein „tiefes“
Herr Schnitzler sich demnächst wieder lusts
Mädel zu betören und dann sitzen zu lassen. Die Verlassene
Stück war es ganz sicher. Es war ja auch höchste Zeit,
heiratet den andern und schenkt ihm einen Sohn, dessen Vater
daß Schnitzler den Befähigungsnachweis zur Tiefe erbrachte.
er nicht ist, und eine Tochter, deren Vater er wirklich ist.
Der neue Ibsen vom Schottenring mußte ja doch über
Fünfundzwanzig Jahre vergehen. Die Schuldige hat ge¬
kurz oder lang einmal entdeckt werden. Und dann hatte
schwiegen und stirbt. Fichtner — so heißt der dämonische
Schnitzler auch noch einen zweiten Grund, uns einmal „tief“
ladieskiller — kehrt zurück und findet nun seinen Sohn,
zu kommen. Er hat nämlich erst vor wenigen Monaten
einen jungen Leutnant. Da sein Alter ihm galante Aben¬
etwas veröffentlicht, was, milde gesagt, sehr seicht war,
teuer verbietet, verliebt er sich (er ist so daran gewöhnt)
und wollte nun die Probe vom Gegenteil geben. Sein
in seinen Sohn. Er offenbart ihm die Wahrheit und ist sehr
„Reigen“, war so ziemlich das Platteste, was sich
erstaunt, als sich die Stimme des Blutes nicht im geringsten
denken läßt. Eine mutige Betrachtung kann den animalischen
regt. Der Leutnant der eine gesunde Natur ist, erklärt ihm,
Grundbedingungen unserer Natur Tragisches und Komisches
er gehöre zu dem Manne, der seine Jugend väterlich behütet
abgewinnen, sie kann uns Demut lehren, indem sie uns das
habe. Damit wäre der Titel des Stückes gerechtfertigt; der alte
Joch fühlen läßt, das auf uns Allen lastet, sie kann uns
Lüderjahn könnte seinen einsamen Weg gehen und das Publikum
mit Stolz erfüllen, wenn sie uns zeigt, wie unser Triebleben
ginge erbaut nach Hause. Wirklich, ein höchst anstängiger,
sich allmählich läutert. Herr Schnitzler aber begnügte
braver Mensch dieser Schnitzler, obwohl ihm wie Thomas
sich mit Momentaufnahmen, die die Franzosen vor ihm
Wotan zu jeder Tages= und Nachtzeit die geniale Locke ins linke
weit glücklicher und mit viel delikaterer Technik hergestellt
Auge fällt! Aber das wäre doch zu dünn, zu dürftig. Folglich
haben. Sein Buch wurde der Sensationserfolg der
wird noch ein weiteres Motiv hineingedichtet. Die Schwester
Seison, so stands auf breiten Leibbinden in den Schaufenstern
des Leutnants verliebt sich in einen reifen Lebemann, der wirk¬
zu iesen. Aber Freunde seiner liebenswürdigen Begabung
lich ein netter und kluger Kerl ist. Er ist aber außerdem
fanden, der Dichter habe sich prostituiert, als er einen saftigen
noch herzkrank, ein verlorener Mann, und als dies der ver¬
Scherz, wie er wohl auf Herrenabenden belacht wird, der
rückte Backfisch hört, der fast so unausstehlich ist, wie Ibsens
Oeffentlichkeit übergab. Auf seinem literarischen Namen
haftete ein Makel. Ja, was blieb nun anders übrig, als Hedda und Hilde, da geht sie flugs in einen Teich. Zwar ist
1 der Lebemann ganz fidel, projektiert eine Riesenreise, raucht!
„tief“ zu werden?
nsane
18. Der ei Neg
Indessen, man sieht wieder einmal: es ist nur für Einen Zigaretten, hält die längsten Rede
leicht, Ibsen zu sein, und dieser Eine ist eben leider Ibsen. dazu zur Frau nehmen . . . nichts
Schnitzler ist gewiß ein feiner Geist, spielerisch und doch in den Teich. Herzkranke leben bisn
man denkt, und ein liebendes Weib
abnungsschwer, voll Skepsis und doch voll Empfindung. In
4 Zeuilleton.
Mann, an dem sie hängt, im Stich
seinem Schauspiel sind hübsche Einfälle, die aus dem Wesen
ihn pflegen, sich ihm opfern .. der
der Personen stammen und nicht nach dem Zettelkasten duften,
Teich. Eh bien! sie ruhe sanft.
Theater.
und doch langweilt man sich, langweilt sich so tödlich, daß es
Die Ausstattung dieses prätentiöse
wohl niemand, selbst unter den Applaudierenden, den Pre¬
Arthur Schnitzlers Drama „Der einsame Weg“
lich und philiströs. Herr Schnitzler
mièren=Rowdys, übelnahm, als sie zischten und lachten.
Erstaufführung im „Neuen Theater“ zu Berlin.
dem Vorhang, um durch Verneigung
Der Inhalt sei kurz erzählt. Ein junges Mädchen kennt
Von unserem Korrespondenten.
kieren. Auch das ist Geschmackssache.
zwei Maler. Der eine liebt sie und sie ergibt sich ihm. Er
Nachdruck verboten.
kein einziger blonder Mensch zu sel
versprach ihr die Heirat, entflieht aber, um sein Versprechen
Ein tiefblickender Seelenkenner brauchte man gerade nicht
eine Stimme: Er muß wieder Espri
nicht einlösen zu müssen. Er ist ein Uebermensch, einer von jener
zu sein, um bereits aus dem Titel des Stückes zu ersehen,
nicht=der echte Schnitzler. So ist es
Sorte, deren einzige Lebensleistung darin besteht, ein junges
was Arthur Schnitzler uns bringen würde. Ein „tiefes“
Herr Schnitzler sich demnächst wieder lusts
Mädel zu betören und dann sitzen zu lassen. Die Verlassene
Stück war es ganz sicher. Es war ja auch höchste Zeit,
heiratet den andern und schenkt ihm einen Sohn, dessen Vater
daß Schnitzler den Befähigungsnachweis zur Tiefe erbrachte.
er nicht ist, und eine Tochter, deren Vater er wirklich ist.
Der neue Ibsen vom Schottenring mußte ja doch über
Fünfundzwanzig Jahre vergehen. Die Schuldige hat ge¬
kurz oder lang einmal entdeckt werden. Und dann hatte
schwiegen und stirbt. Fichtner — so heißt der dämonische
Schnitzler auch noch einen zweiten Grund, uns einmal „tief“
ladieskiller — kehrt zurück und findet nun seinen Sohn,
zu kommen. Er hat nämlich erst vor wenigen Monaten
einen jungen Leutnant. Da sein Alter ihm galante Aben¬
etwas veröffentlicht, was, milde gesagt, sehr seicht war,
teuer verbietet, verliebt er sich (er ist so daran gewöhnt)
und wollte nun die Probe vom Gegenteil geben. Sein
in seinen Sohn. Er offenbart ihm die Wahrheit und ist sehr
„Reigen“, war so ziemlich das Platteste, was sich
erstaunt, als sich die Stimme des Blutes nicht im geringsten
denken läßt. Eine mutige Betrachtung kann den animalischen
regt. Der Leutnant der eine gesunde Natur ist, erklärt ihm,
Grundbedingungen unserer Natur Tragisches und Komisches
er gehöre zu dem Manne, der seine Jugend väterlich behütet
abgewinnen, sie kann uns Demut lehren, indem sie uns das
habe. Damit wäre der Titel des Stückes gerechtfertigt; der alte
Joch fühlen läßt, das auf uns Allen lastet, sie kann uns
Lüderjahn könnte seinen einsamen Weg gehen und das Publikum
mit Stolz erfüllen, wenn sie uns zeigt, wie unser Triebleben
ginge erbaut nach Hause. Wirklich, ein höchst anstängiger,
sich allmählich läutert. Herr Schnitzler aber begnügte
braver Mensch dieser Schnitzler, obwohl ihm wie Thomas
sich mit Momentaufnahmen, die die Franzosen vor ihm
Wotan zu jeder Tages= und Nachtzeit die geniale Locke ins linke
weit glücklicher und mit viel delikaterer Technik hergestellt
Auge fällt! Aber das wäre doch zu dünn, zu dürftig. Folglich
haben. Sein Buch wurde der Sensationserfolg der
wird noch ein weiteres Motiv hineingedichtet. Die Schwester
Seison, so stands auf breiten Leibbinden in den Schaufenstern
des Leutnants verliebt sich in einen reifen Lebemann, der wirk¬
zu iesen. Aber Freunde seiner liebenswürdigen Begabung
lich ein netter und kluger Kerl ist. Er ist aber außerdem
fanden, der Dichter habe sich prostituiert, als er einen saftigen
noch herzkrank, ein verlorener Mann, und als dies der ver¬
Scherz, wie er wohl auf Herrenabenden belacht wird, der
rückte Backfisch hört, der fast so unausstehlich ist, wie Ibsens
Oeffentlichkeit übergab. Auf seinem literarischen Namen
haftete ein Makel. Ja, was blieb nun anders übrig, als Hedda und Hilde, da geht sie flugs in einen Teich. Zwar ist
1 der Lebemann ganz fidel, projektiert eine Riesenreise, raucht!
„tief“ zu werden?