II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 15


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18. Der einesse neg
Indessen, man sieht wieder einmal: es ist nur für Einen ! Zigaretten, hält die längsten Reden und will sie noch
leicht, Ibsen zu sein, und dieser Eine ist eben leider Ibsen. dazu zur Frau nehmen . . . nichts dal der Backfisch geht
Schnitzler ist gewiß ein feiner Geist, spielerisch und doch in den Teich. Herzkranke leben bisweilen weit länger als
Beuilleton.
man denkt, und ein liebendes Weib wird schwerlich den
abnungsschwer, voll Skepsis und doch voll Empfindung. In
Mann an dem sie hängt, im Stich lassen, sie wird hoffen,
seinem Schauspiel sind hübsche Einfälle, die aus dem Wesen
ihn pflegen, sich ihm opfern . .. der Backsisch geht in den
der Personen stammen und nicht nach dem Zettelkasten duften,
Theater.
Teich. Eh bien! sie ruhe sanft.
und doch langweilt man sich, langweilt sich so tödlich, daß es
Die Ausstattung dieses pratentiösen Werkes war kümmer¬
nitzlers Drama „Der einsame Weg“.
wohl niemand, selbst unter den Applaudierenden, den Pre¬
lich und philiströs. Herr Schnitzler erschien todesmutig vor
ufführung im „Neuen Theater“ zu Berlin.
mieren=Rowdys, übelnahm, als sie zischten und lachten.
dem Vorhang, um durch Verneigung den „Erfolg“ zu mar¬
Der Inhalt sei kurz erzählt. Ein junges Mädchen kennt
on unserem Korrespondenten.
kieren. Auch das ist Geschmackssache. Im Publikum, in dem
Nachdruck verboten.
zwei Maler. Der eine liebt sie und sie ergibt sich ihm. Er
kein einziger blonder Mensch zu sehen war, herrschte nur
versprach ihr die Heirat, entflieht aber, um sein Versprechen
ender Seelenkenner brauchte man gerade nicht
eine Stimme: Er muß wieder Esprit haben, das war ja
nicht einlösen zu müssen. Er ist ein Uebermensch, einer von jener
kreits aus dem Titel des Stückes zu ersehen,
nicht=der echte Schnitzler. So ist es denn wahrscheinlich, daß
Sorte, deren einzige Lebensleistung darin besteht, ein junges
Schnitzler uns bringen würde. Ein „tiefes“
Herr Schnitzler sich demnächst wieder lustig im „Reigen" schwingt¬
Mädel zu betören und dann sitzen zu lassen. Die Verlassene
ganz sicher. Es war ja auch höchste Zeit,
heiratet den andern und schenkt ihm einen Sohn, dessen Vater
den Befähigungsnachweis zur Tiefe erbrachte.
er nicht ist, und eine Tochter, deren Vater er wirklich ist.
en vom Schottenring mußte ja doch über
Fünfund zwanzig Jahre vergehen. Die Schuldige hat ge¬
g einmal entdeckt werden. Und dann hatte
schwiegen uno stirbt. Fichtner — so heißt der dämonische
noch einen zweiten Grund, uns einmal „tief“
ladieskiller — kehrt zurück und findet nun seinen Sohn,
Er hat nämlich erst vor wenigen Monaten
einen jungen Leutnant. Da sein Alter ihm galante Aben¬
tlicht, was, milde gesagt, sehr seicht war,
teuer verbietet, verliebt er sich (er ist so daran gewöhnt)
un die Probe vom Gegenteil geben. Sein
in seinen Sohn. Er offenbart ihm die Wahrheit und ist sehr
so ziemlich das Platteste, was sich
erstaunt, als sich die Stimme des Blutes nicht im geringsten
Eine mutige Betrachtung kann den animalischen
regt. Der Leutnant der eine gesunde Natur ist, erklärt ihm,
gen unserer Natur Tragisches und Komisches
er gehöre zu dem Manne, der seine Jugend väterlich behütet
ekann uns Demut lehren, indem sie uns das
habe. Damit wäre der Titel des Stückes gerechtfertigt; der alte
äßt, das auf uns Allen lastet, sie kann uns
Lüderjahn könnte seinen einsamen Weg gehen und das Publikum
llen, wenn sie uns zeigt, wie unser Triebleben
ginge erbaut nach Hause. Wirklich, ein höchst anstängiger,
läutert. Herr Schnitzler aber begnügte
braver Mensch dieser Schnitzler, obwohl ihm wie Thomas
mentaufnahmen, die die Franzosen vor ihm
Wotan zu jeder Tages= und Nachtzeit die geniale Locke ins linke
und mit viel delikaterer Technik hergestellt
Auge fällt! Aber das wäre doch zu dünn, zu dürftig. Folglich
Buch wurde der Sensationserfolg der
wird noch ein weiteres Motiv hineingedichtet. Die Schwester
ds auf breiten Leibbinden in den Schaufenstern
des Leutnants verliebt sich in einen reifen Lebemann, der wirk¬
r Freunde seiner liebenswürdigen Begabung
lich ein netter und kluger Kerl ist. Er ist aber außerdem
chter habe sich prostituiert, als er einen saftigen
noch herzkrank, ein verlorener Mann, und als dies der ver¬
rwohl auf Herrenabenden belacht wird, der
rückte Backfisch hört, der fast so unausstehlich ist, wie Ibsens
übergab. Auf seinem literarischen Namen
Kakel. Ja, was blieb nun anders übrig, als Hedda und Hilde, da geht sie flugs in einen Teich. Zwar ist
der Lebemann ganz fidel, projektiert eine Riesenreise, raucht!