II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 64

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18. Der einsane Neg
lax Goldschmidt
" Bureau für
eitungsausschnitte
direktem Nachrichtendienst durch
gene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
24.

Ausschnitt aus
e Tageszeitung, Berlin
J5 FEB. 1004
malt. Daß Felix, der Uanenleutnant, nicht sein Sohn ist,
ahnt der Betrogene so wenig wie jener, obwohl Stephan von
Theater.
Sala und der Arzt Doktor Franz Reumann, die beide im
Theater. Zum ersten Male: „Der
Hause Wegraths tagtäglich verkehren, das Geheinmis der
Schauspiel in fünf Akten von Arthur
Mutter kennen. Als Gabriele stirbt, wird die Wahrheit auch
hat seine
meue Schauspiel Schnitzlers
Felix offenbar. Julian, dessen Leben wie in einem Rausch
von Zärtlichkeit und Leidenschaft, ja von Macht, dahingeflossen
nabend nicht eben glücklich bestanden.
ist fühlt sein Alter nahe. Er hofft, sich an Felix aufzu¬
lles ein Halberfolg, der auf Rechnung
terarischen Qualitäten zu setzen ist, die
raffen, wieder zu finden zu neuer Arbeit. Felix aber fühlt
pfung des Wiener Autors wieder in
das Unrecht, das an dem Gatten seiner Mutter verübt wor¬
Julian ist ihm
cht aber dem Stück als Drama galt.
den ist, stärker als alles andere.
kem Schauspiel nach einander eine Reihe
fremder geworden, seit er weiß, daß jener sein leiblicher Vater
cher Motive anklingen, aber ihre künst¬
Was hilft es jetzt Julian, daß er die Leere des Alters
ist.
it dem Hauptthema iist ihm nicht mehr
fürchtet und vor der Einsamkeit zurückschreckt. „Das Altern ist
hinzu, daß Schnitzler diesmal nach
nun einmal eine einsame Beschäftigung für unsereinen“ meint
mit Andeutungen arbeitet. Aber
tröstend Stephan von Sala, der ihm Geistesverwandte.
äußerlichen Nachahmung dieser Tech¬
Man wird nicht fehl gehen, wenn man in den eben ge¬
lieferen scelischen Beziehungen, die
schilderten Vorgängen den wesentlichsten Kern des Dramas
lfe dieses Kunstmittels so wunderbar
sieht. Indessen hat sich Schnitzler mit diesem einen Motiv nicht
sie werden durch eine solche dramatische
begnügt.: Es spinnen sich zwischen den Personen des Schau¬
nur noch dunkler und verschwonnnener.
spiels noch andere Fäden, so vor allem zwischen Sala von
die beiden rücksichtslosen Genußmenschen,
Stephan und Johanna der Tochter Wegraths: Mit Johanna
#kte der Schnitzlerschen Stückes stehen,
hat es überhaupt ein seltsam Bewenden. Sie ist ein wunder¬
Vor
htgefühl gegen andere gekannt.
lich krankhaftes Geschöpf das an Seelenwanderung und ähn¬
lian, der „geniale" Maler, mit Gabriele,
liches glaubt. Sie empfindet etwas wie Feindschaft gegen
undes und Studiengenossen Wegrath zu¬
Menschen, die auf ihr Mitleid angewiesen sind. Darum kann
leidenschaftlicher Liebe fanden sich die
sie die Mutter nicht mehr so recht lieben, seit sie krank i
e wollten mit einander fliehen. Alle Vor¬
und darum will sie auch nach deren Tode weg vom Vater,
hen Abreise waren getroffen. Da machte
fort in die weite Welt. Daß sie Stephan liebt, gesteht sie ihm
peile aus dem Staube, weil er es als
selbst in einem leidenschaftlichen Augenblick im Garten seiner
„Fülle seines Daseins“ die Undeküm¬
Villa. Sala, der sich auch in der Liebe stels den kühlen
deiner flüchtigen Liebesneigung zu
für „gemessene Ent¬
Kopf bewahrt hat und immer
cht Tage später heiratete Gabriele Weg¬
fernungen“ gewesen, ist, kann sich doch ihrer nicht
eerkaufte sie in ihrer Ehe Ruhe und
entziehen. Johanna soll ihm nach Bakterien
ist kein Genie wie Julian, immerhin,
gleiten auf seiner archäologischen Expedition, an der auch
und auch als Künstler der gewissen¬
edes Jahr sein braves Ausstellungsbild1 welix teilnehmen will. Sie soll es tun als seine angetraute
Frau. Nicht für immer soll darum Johanna an ihn gebunden
sein. Wenn sie wieder zurückkommen können sie einander Lebe¬
wohl sagen — ohne weiteres. „Es ist eine ganz einfache
Sache.“ Johanna aber weiß, wie es um Sala steht. Sie hat
es von Dr. Reumank erfahren daß die Lebenstage des Herz¬
kranken gezählt sind. Ueber Nacht ist sie aus dem elterlichen:
Hause verschwunden und man findet sie erlränkt im Teiche von
Stephans Garten
Noch eine dritte und vierte Herzensepisode spielt in die
Handlung hinein. Aber die dramatischen Beziehungen zu ihr
sind noch lockerer. Da ist vor allem Irene Herms, die Schau¬
spielerin, eine frisch und lebensvoll gezeichnete Gestalt. Auch
sie hat ihren Herzensroman mit Julian, dem Lebenskünstler,
gehabt. Ihre große Szene im zweiten Akt führt das Drama
zu einem seiner wirkungsvollsten Höhepunkte. Nicht zu über¬
sehen ist schließlich die Figur des Dr. Reumann, bei der Ibsen
besonders unverkennbar Pate gestanden hat. Auch er, der an¬
ständige Mensch aus Temperamentsmangel, birgt im Busen eine
stille Herzensneigung zu Johanna. Doch flüchtiger noch, als
manches sonstige Beiwerk, erscheint das im Drama angedeutet.
Was an Schnitzlers Stück vorzugsweise fesselt, das ist seine
scharfsinnige Dialektik und die Fülle seiner treffenden aus
reicher Lebenserfahrung erwachsenen Beobachtungen und Ge¬
danken. Diese unbestreitbaren rein literarischen Vorzüge drän¬
gen sich besonders deutlich bei einer Lektüre des Buchdramas
auf. Von der lebendigen Szene herab können sie für den be¬
fremdlichen Mangel an dramatischer Konzentration nicht ent¬
schädigen. Ihm vielleicht allein wird es Schnitzler zuzuschrei¬
ben haben, wenn seinem jüngsten Schauspiel ein längeres Bühr
nenleben nicht beschieden sein wird.