II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 66

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box 23/1
18. Deeinsang
Selaschmidt
Bureau für
tungsausschnitte
irektem Nachrichtendienst durch
ne Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.

aus
mit den ausgefurchten Zügen im Gesicht, die auf ein bewegtes ihn ganz zu sich hinüber zu ziehen. Aber Felix ist weit davon
Leben voll Genuß und Leidenschaft schließen lassen. Er hatl entfernt, ihm gerührt in die Arme zu sinken. Mannhaft und
Feuilleton.
ernst läßt er sich die Geschichte des kurzen Rausches erzählen,
den Namen, aber längst nicht mehr die Kraft eines großen
dem er sein Dasein zu verdanken hat, fühlt indessen, daß
tsches Theater.
Künstlers. Im Wiener Museum hängt ein vielbewundertes
ng mit vertrochnetem Luub, das, von
Fichtner ihm dabei fremder als je wird und daß sein Herz
Porträt von ihm. Es stellt eine junge Schauspielerin im
ber die Straßen raschelt, das nieder¬
weit mehr dem Manne gehört, der ihn von Kindheit an ge¬
Harkelinkostüm mit einer griechischen Toga und einen. Gewirr
pflegt, behütet und erzogen hat. Kalt und fremd gehen
Schuld, die sich nicht wieder gutmachen
von Masken zu ihren Füßen dar. Fichtner hat ihm die Züge
Pergänglichkeit und Tod durchziehen
seiner Geliebten, einer namhaften Darstellerin gegeben, von fortan beide weiter auf getrennten Wegen. Schnitzler be¬
„Der einsame Weg“ von
der er sich wegen ihrer leichtsinnigen Streiche trennte. Sie handelt diesen Teil seiner Handlung ohne die Pikanterie und
Eine sterbende Frau erscheint in
finden sich nun wieder als gute Freunde, die nichts mehr von Sentimentalität, mit der ein solches Thema bei den Fran¬
das ganz von Häusern umschlossen
zosen gern verquickt wird. Er bohrt aber eifrig daran herum
einander wollen. Die Schauspielerin hat ein behagliches
lick ins Freie fehlt. Ein Künstler,
Unterkommen auf dem Lande bei ihrer verheirateten Schwester und häuft kleine Charakterzüge zusammen, bis sich die Schei¬
dessen Talent gebrochen ist, reißt sich
gefunden und denkt nur noch mit Grauen an die Demüti= dung der beiden Männer vollzieht und sie allmählich an Be¬
los und steht im Begriff, seine schöne
deutung für uns verlieren.
gungen und die Schmach, denen sie während ihrer Theater¬
E zu schicken. Ein vornehmer Mann
Wir schreiten durch den Nebel weiter und treffen andere
Sträuchern und Bäumen seiner Be= laufbahn ausgesetzt war. Sie fühlt sich jetzt als Naturkind,
Menschen, die sich ebenfalls auf einsamen Wegen bewegen und
dem die Dichter auf den Proben wie Narren vorkommen und
ken einher, denn er weiß, daß seine
gebrochene Naturen darstellen. Stephan von Sala hat vor
gen wird. Als matten Trost läßt die das sich nicht scheut, das törichte Gerücht auszustreuen, einer
sieben Jahren seine Frau und seine Tochter verloren und
Schein durch die Fenster seiner Villa ihrer Bekannten habe seine Frau umge# racht. Als Fichtner
spinnt sich nun immer tiefer in seine Träume ein, die ihn in
wo die Marmorbüsten von römischen sie in ihrer reizenden Frische wiedersieh kommt ihm das Oede
seiner eben bezogenen Villa zerstreuen sollen. Früher fühlte
e Geliebte alsbald ein kaltes nasses und Leere seiner Existenz erst voll zu: Bewußtsein. Er be¬
er sich als Dichter, dem mancher Vers gelang und der sogar
ch wenn die Menschen Freundschaft sitzt nicht mehr die Fähigkeit, sich zu sammeln, sondern irrt
ein Stück zur Aufführung brachte. Nun ist es kalt und tot
zu empfinden scheinen, sind sie doch planlos in der Welt umher. Das Alter klopft vernehmlich
um ihn geworden und er legt das schmerzliche Bekenntnis ab:
an seine Tür und er hat als Junggeselle keine Seele, an die
Gedanken, ihrer Selbstquälerei und
„Freunde habe ich im allgemeinen nicht, und wenn ich sie
er sich vertrauensvoll anschließen kann.
„Wer kümmert sich denn überhaupt
habe, verleugne ich sie.“ Er ist wegen seines Herzleidens
Doch nein! Jemand lebt, dem er sich offenbaren möchte,
in einer bangen Stunde ein junger
einem Arzt in die Hände gefallen und überzeugt sich davon,
Verschwinden seiner Schwester be¬ von dem er neue Belebung und Verjüngung seines trostlosen
daß es nicht mehr lange mit ihm dauern kann. Einmal möchte
rzt des Hauses antwortet ihm viel=Innern erwartet. Das ist ein flotter Ulan, der aber manch¬
er sich aber doch noch aufraffen und alle seine Kraft zusammen¬
mal daran zweifelt, ob er zur rechten Zeit geboren sei und
keinlich gut so, sonst würden wir alle
nehmen. Ein Graf will eine wissenschaftliche Expedition zur
sich nach einem Leben ohne die moderne Ordnungsfexerei
oder Angst.“ Wo ist das Lachende,
Durchforschung Bactriens und zur Ausgrabung des alten
sehnt. Seine dahinsiechende Mutter hat einen seelenguten
haftliche in der Begabung Schnitzlers
Eebatana ausrüsten. Sala sieht im Geist die hunderte von
Mann, der sich bei der Leitung der Kunstakademie an die Tret¬
im „Schleier der Beatrice“ einen so
bläulich schimmernden Marmorstufen, die in das Innere der
mühle gewöhnt hat, einen sogenannten Kunstbeamten, der
den goldenen Höhen der Renaissance
Erde führen, die prächtigen Säle und strahlenden Bilder
sein Glück darin findet, sich für andere zu opfern. Er weiß
n dem neuen Stück wieder zu seinen
vor sich, um den Genuß dieser Entdeckung wie einen süßen
nicht, daß sein Felix, den die Uniform so schmuck kleidet, der
ber wie sehr haben sie sich ins Trüb¬
betäubenden Trunk noch vor seinem Tode zu schlürfen.
Sohn des Malers Fichtner ist und daß seine Frau in der
cken wie Gespenster auf Gräbern und
Eine tragisch ausgehende Liebesgeschichte hält ihn aber
Sterbestunde mehr an diesen als an ihn gedacht hat. Der
e von sich. Was ehemals in den
Maler betrachtet den jungen Mann mit schwärmerischen von der Ausführung dieses Planes zurück. Johanng, die
und die Welt ein Aschenhaufen ge¬
Augen. Er will ihn sich nicht nur als Freund erhalten, Tochter des Akademiedirektors, ist ein seltsam phantastisches
in dem Nebel dieser verschwimmenden sondern auch seine Liebe als Sohn erringen. Zögernd und Wesen voll unterdrückter Lebenslust. Ihre Ideen treiben sie
personen hindurchzutappen! Da er= bang gibt er sich ihm, während er ein Jugendbild der Frauf aus dem Elternhause hinaus, wo die Mutter krank ist und
graubärtigen Maler Julian Fichtner in den Händen hält, als Vater zu erkennen in der Erwartung, ihr dabei wie eine Last erscheint. In der Welt herumzu¬