II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 84

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18. Derane Neg
Dr. Max Goldschmidt
„ Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Pallasche Zeitung, Halle (Saale)
16 FER 1904
„.
— Berlin, 15. Febr. Im Deutschen Theater errang
Arthur Schnitzlers neuestes fünfaktiges Schauspiel „Der ein¬
same WeBerrner Theater Richard Skowronneks
dreiaktiges Schauspiel „Water=Kant“ einen bedeutenden Erfolg###
Dr. Max Goldschmidt
„ . Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Hamburger Echo
J6FEB. 1904

4# Arthur Schnitlers neues
Drama „Dereinsame Weg###mPerliner
Deutschen Theater unzweidentig abgelehnt worden. Es
ist ein Stück, in dem sich eine unerquickliche Handlung
hinter mystischen Wolkenschleiern birgt. Einige weuige
Nebenfiguren erinnern an Schnitzlers beste Zeit¬
Schmtte
crektem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.


Ausschnitt aus
Breslauer Morgen-Zeitung
46 FEB. 1904
Allerlei Neues.
Aus Berliner Theatern. Man schreibt uns aus Berlinn
Arthur Schnitzleus neues Schauspiel „Der einsame
das am Sonnabend in der glänzenden Darstellung des
Weg
Deutschen Theaters nur einen sehr bestrittenen Erfolg hatte,
wird sich die Bühnen leider nicht erobern können. Die Schuld daran
liegt teils an den dramatischen Mängeln dieser Dichtung, teils an
der Eigenart des Theaterpublikums, das lieber zu den groben Sen¬
sationen des „Zapfenstreichs“ läuft, als geneigt ist, Bühnenmängel zu
übersehen um der Feinheit der Dichtung willen. Um so anerkennens¬
werter ist es daher, wenn ein Dichter wie Schnitzler, der in „Liebelei“
und in „Freiwild“ und im „Vermächtnis“ und im „Grünen Kakadu“
die Szene so meisterlich beherrscht, sich noch intimerer Darstellung zu¬
wendet. Schon der Einakter=Zyklus „Lebendige Stunden“ zeigte die
Wandlung an, die sich jetzt im „Einsamen Weg“ völlig vollzogen hat.
Dieses Stück ist etwa in der Technik Ibsens gearbeitet und doch ganz
selbständiger Prägung — seine fünf Aufzüge sind wie ein großer
Schlußakt. Fast ein Vierteljahrhundert zuruck liegt die Vorfabel des
für das Interesse des
Stückes. Zum Schluß des ersten Aktes —
Publikums ein wenig zu spät — wird sie mit einem Schlage enthüllt.
Dann, im zweiten und dritten Akte, fallen für uns die Schleier der Ver¬
gangenheit und lebendig, in greifbarer Lebensfülle steht nun jene Zeit
vor uns, da Julian, der glänzende „vielversprechende Künstler, Gabriele,
isie Braut seines Freundes Weggraf, verführt hat. Gabriele und
Julian — sie waren zu einander gekommen in unbezwinglicher, jäh auf¬
lodernder Liebe und es war ihnen beiden heiliger Ernst gewesen. Schon
hatten sie den Morgen festgesetzt, an dem sie fliehen wollten, um sich
dann für immer zu vereinen. Aber in der Nacht vorher überkam
Julian ein Grauen davor, sich für immer zu binden, seine freie, un¬
gebundene Künstlerschaft zu opfern. Sein Egoismus war größer als
seine Liebe, er hatte nicht die Kraft, Gabriele ein Opfer zu bringen
— und er entfloh. Der Maler Weggraf hatte auch geträumt von freier,
großer Kunst, auch er wollte ein ganz Großer werden, aber all seine!
Träume versanken vor der Liebe zu Gabriele. Er heiratet sie wenige
Tage nach der Flucht Julians, er weiß nicht, welchen Verrat die Beiden
an ihm begangen. Und Gabriele schweigt. Er wird glücklich auf
seine Art, wird ein tüchtiger Künstler, aber kein großer, malt alljährlich
sein Ausstellungsbild, wird Direktor der Akademie — aber man nennt
ihn nur einen Kunstbeamten. Ein Freund Julians, Stephan v. Sala,
auch ein Eigner und Egoist, sagt einmal von Weggraf: „Der Mann hat
einen Beruf. Ich glaube, wir können das gar nicht fassen, die wir
von Gnaden des Augenblicks Götter und zuweilen etwas weniger als
Menschen sind.“
Dieser Sala und Julian sind zwei interessante Typen. Sie haben
niemals anderen ein Opfer gebracht, sie sind den „einsamen Weg ge¬
wandert und nun, da sie altern, müssen sie sich gestehen: „Den Weg,
hinab, den Weg des Alters gehen wir allein, wir, die wir niemandem
angehört haben.“ Sala, die psychologisch vielleicht feinste Gestalt, die
Schnitzler geschaffen, findet noch ein spätes Glück in der Liebe, die
Johanna, die Tochter Weggrafs ihm entgegenbringt — aber Johanna
geht an ihm zu Grunde und gibt sich den Tod. Julian graut vor ein¬
samem Alter, er will nicht, wie all die Kleinen, den Gesetzen des Lebens
unterworfen sein und er kämpft um die Liebe des dreiundzwanzigjährigen
Felix. Es ist sein Sohn, gilt aber als der Sohn Weggrafs. Bei
seiner Geburt hat Gabriele geschwiegen, um die Ruhe und den Frieden
des Gatten nicht zu zerstören. In zwei ergreifend schön durchgeführten
Szenen schildert Schnitzler, wie Felix und Julian zu einander kamen,
wie die verwandten Elemente einander anziehen und wie dann doch
Felix bei Weggraf bleibt und den Mann, in dessen Haus er geboren
und erzogen, nun noch mehr liebt, da er weiß, wie sehr jener betrogen
worden.
Das ist, wenn man es technisch bezeichnen will, die Haupthandlung
des Stückes. Weit mehr aber noch und den Rahmen dieser Besprechung

weit überschreitend, wäre zu sagen über das Beiwert, das oft zum
Schaden der Bühnenwirkung zur Hauptsache wird: die Schilderung der
beiden Uebermenschen, die den einsamen Weg gehen. In dieser
Schilderung hat der feine, tief eindringliche Poet Bedeutendes geschaffen¬
— man kann diesem Werke meist gerecht werden, wenn man es nur als
Bühnenstück betrachtet. Es ist eine bedeutsame, dankenswerte, glänzende
Dichtung, die sorgsame und hingebende Lektüre verdient. Als Theater¬
stück hat „Der einsame Weg“ viele Mängel — die Handlung geht lang¬
sam vorwärts, die Fülle der Gestalten und Gedanken belastet das
Theaterstück allzu sehr und kann von der Bühne herab nicht genug Wür¬
digung finden. Dann ist da eine vorzüglich gesehene Gestalt einer
— diese Gestalt allein könnte ein wertvolles Theater¬
Schauspielerin
stück werden. Es steckt in ihr eine wundervolle Frauenpsychologie, ein
aber
lebenstrotzender Humor, Sonnigkeit und Traurigkeit zugleich
man könnte diese Figur streichen und dem Stücke würde kein organisches

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