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18. Der einsaneeg
der Kerl, solch schönes dem Enthusiasmus der Masse. Kein Zweifel: die Flotte
zu machen in seinen ist populär. (Der findige Kurt Kraatz ist Skowronnek in
#t
rie
gkeit und Freiheit. Er dieser Errenntnis eine Bootslänge voraus gewesen.) Also:
seben hat; daß dieses „Iltis“ — Gefecht um die Taku=Forts — Seemannsweib
on Glanz und Aben= und Seemannsbraut — blaue Jungens — Hurra! Und
was auf der Bühne „Hurra“ ist, wird zum Bravo! im
arken und Freien. So
Zuschauerraum. Ein braver junger Kerl, der mit Leib
en, das ihm gehört, um
und Seele Seeoffizier ist, läßt sich von den Bitten der
feheure Sehnsucht. Er
Mutter, die eben den tapferen Gatten im kühlen Wellen¬
aber ohne Reue. Er
grabe verloren hat, bestimmen, der See zu entsagen. Er
Stunden das Weib ge¬
wird Kaufmann ohne Lust und Talent. Die Siegesnach¬
ltung ... Gabriele be¬
richten von der Erstürmung der Takuforts wecken seine
heuchelt, leidet. Sie
ganze heiße Sehnsucht, und verständige Verwandte helfen
und steigt mit ihm die;
ihm in die Freiheit, in den alten geliebten Beruf. Und
Professor, Akademie¬
eine nette Braut, die sich vor dem Los der Seemanns¬
nid ordnet ihm still das
So
gattin nicht scheut, kriegt er noch obendrein
seinem Haus geboren,
kommen Patriotismus und Frohsinn wohl auf ihre Kosten.
Sie schweigt,
Und die stramme „Haltung“ ist das Beste. Auch der seine,
phanna folgt und das
kluge Weltmann von Sala spricht in seinem Park zur Ge¬
Liebe auf. Schon ist
liebten von der Waterkant. Er erinnert sich eines Bildes,
Jahren, Leutnant, und
das er gesehen. Zwei alte Matrosen mit zermürbten Ge¬
irbt die Mutter. Nur
sichtern; sie sitzen auf einem umgewandten Nachen, den
des Leidens trägt, hat
trüben Blick aufs unendliche Meer hinaus. Und er fühlt
Zu derselben Zeit hat
ihr Elend tiefer, als der Maler, der es gemalt hat, tiefer,
hter bleibt uns die Er¬
als sie selber es fühlten, wenn sie lebendig wären ... Das
same Aufglühen ihrer
ist nicht der Weg ins Herz des Publikums, solcher Traum,
große Pause — jenem
durch den der Herbstwind leise die fallenden Blätter treibt.
inkt. In seiner ver¬
Schon besser und einfacher: Iltis — Taku — blaue
kurzes Liebesglück. Er
R. P.
Expedition nach toten Jungens — Hurra!
weiß mehr; weiß, daß
il sein Leben nur noch
nderliche Mädchen er¬
ust an dem Abend, da
.In den¬
getragen
eit seiner Abstammung
Mutter in der Sterbe¬
tendbildes im einsamen
besondere Sprache ge¬
tiegen und haben sich
plian, müde, den ein¬
gehen ohne die stolze
Stunde für gekommen,
spät. Der Tod der
vollends vereinsamt.
uß, was er war. Die
wie der kluge und
inmal schön sich aus¬
k erwiesen hat, daß sie
kann, ist mindestens so
eit, die nichts anderes
ingenheit zu zerstören,
n und die Betrachtung
dieser Hausarzt hat,
ist. Dafür verliert er
ch liebt, erst an den
Tod. Und dafür spielt
hie kleine Rolle, daß er
und so wenig aufhalten
mit seinem Drama
altung, den Mißerfolg
„Deutschen Theaters“
orcierte Betonung der
ublikum des „Berliner
sich. Skowronneks
hen Theater“ darüber
seiner immer größeren
ig und Untertöne des
dem Okkultismus ver¬
ung des Skowronnek¬
nännern folgen. Aber
tzler kennt das Leben
Schnitzler denkt, wenn
Menschen, die er auf
iek denkt an die lieben
agliches Lachen hören
in Tranchen aus dem
hell im Saal wird.
kelen, die sich hinter
mit hellem Ohr nach
Dr. Max Goldschmidt
. Bureau für.
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Fränkischer Courier, Nürnberg
16 FEB 1904
Im Deutschen Theater in Berlistest, wie
spiel
urz erwähnt, Arthur Schnitzlen
Dereinsame Wetafhworden. Das Schau¬
piel hat folgenden Inhalt: Die Hauptfigur ist Julian
Fichtner, ein alter Junggeselle. Dieser hat in seiner
Jugendzeit ein Verhältnis mit Frau Gabriele Wegrath,
der Frau des Professos Wegrath, gehabt. Felix, den der
Professor für seinen Sohn hält, ist in Wirklichkeit der
Sohn Julian Fichtners. Im ersten Akt sehen wir noch die
Familie Wegrath beisammen, zu der außer Felix, einem
Jüngling im Anfang der Zwanzig, noch eine Tochter
Johanna gehört. Nach dem ersten Akt stirbt Frau Weg¬
rath, und Julian Fichtner, der das Alter herannahen fühlt!
und vor der drohenden Einsamkeit sich retten möchte, ent¬
hüllt Felix das Geheimnis seiner Geburt und möchte ihn
als Sohn in die Arme schließen. Aber Felix nimmt diese
Mitteilungen gleichgültig auf. Es ist ihm nicht möglich,
sich als Sohn seines eigentlichen Vaters zu fühlen, und er#
will auch jetzt der Sohn des Mannes bleiben, der ihn auf¬
erzogen hat und der als sein Vater vor der Welt gilt. Ein
anderer alter Junggeselle, Stephan v. Sala, spielt in dem
Stück die zweite Hauptrolle. Er verführt Johanna Weg¬
raty, die Schwester von Felix, und diese ertränkt sich (ohne
daß die Motive für diesen Selbstmord besonders klar wer¬
den) in dem Teich, der in dem Park sich befindet, welcher
die in der Nähe von Wien gelegene Besitzung Salas um¬
gibt. Sala selbst, der an einer schweren Herzkrankheit
leidet, verläßt im letzten Akt die Bühne, indem er andeutet,
daß auch er sich den Tod zu geben gedenkt und nicht erst
abwarten will, bis seine Krankheit ihn tötet. Das Wort
vom „einsamen Weg“, das dem Stück den Namen gegeben
hat, wird in einer Unterredung zwischen Fichtner und Sala
ausgesprochen. Fichtner beklagt sich über die Zurückweisung,
die er von seiten seines Sohnes erfahren hat, und sagt,
daß ihm vor der Einsamkeit graut, die ihn erwartet.
Darauf antwortet Sala, daß Fichtner sich auch einsam
fühlen würde, wenn er Frau und Kinder um sich hätte.
„Den Weg hinab“, sagt er, „gehen wir alle allein, wir,
die selbst niemand gehört haben. Das Altern ist nun ein¬
mal eine einsame Beschäftigung für unsereinen, und ein
Narr, wer sich nicht beizeiten darauf einrichtet, auf keinen
Menschen angewiesen zu sein.“ Der Dialog enthält nach
Blättermeldungen manches Schöne. Aber das Drama gibt
gar zu viel Reflexion an Stelle der Handlung und wird
in den beiden letzten Akten ganz unklar und verschwommen.
Diese letzten Akte riefen starke Opposition hervor. Der
zweite und dritte Akt fanden freundlichen Beifall.
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der Kerl, solch schönes dem Enthusiasmus der Masse. Kein Zweifel: die Flotte
zu machen in seinen ist populär. (Der findige Kurt Kraatz ist Skowronnek in
#t
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gkeit und Freiheit. Er dieser Errenntnis eine Bootslänge voraus gewesen.) Also:
seben hat; daß dieses „Iltis“ — Gefecht um die Taku=Forts — Seemannsweib
on Glanz und Aben= und Seemannsbraut — blaue Jungens — Hurra! Und
was auf der Bühne „Hurra“ ist, wird zum Bravo! im
arken und Freien. So
Zuschauerraum. Ein braver junger Kerl, der mit Leib
en, das ihm gehört, um
und Seele Seeoffizier ist, läßt sich von den Bitten der
feheure Sehnsucht. Er
Mutter, die eben den tapferen Gatten im kühlen Wellen¬
aber ohne Reue. Er
grabe verloren hat, bestimmen, der See zu entsagen. Er
Stunden das Weib ge¬
wird Kaufmann ohne Lust und Talent. Die Siegesnach¬
ltung ... Gabriele be¬
richten von der Erstürmung der Takuforts wecken seine
heuchelt, leidet. Sie
ganze heiße Sehnsucht, und verständige Verwandte helfen
und steigt mit ihm die;
ihm in die Freiheit, in den alten geliebten Beruf. Und
Professor, Akademie¬
eine nette Braut, die sich vor dem Los der Seemanns¬
nid ordnet ihm still das
So
gattin nicht scheut, kriegt er noch obendrein
seinem Haus geboren,
kommen Patriotismus und Frohsinn wohl auf ihre Kosten.
Sie schweigt,
Und die stramme „Haltung“ ist das Beste. Auch der seine,
phanna folgt und das
kluge Weltmann von Sala spricht in seinem Park zur Ge¬
Liebe auf. Schon ist
liebten von der Waterkant. Er erinnert sich eines Bildes,
Jahren, Leutnant, und
das er gesehen. Zwei alte Matrosen mit zermürbten Ge¬
irbt die Mutter. Nur
sichtern; sie sitzen auf einem umgewandten Nachen, den
des Leidens trägt, hat
trüben Blick aufs unendliche Meer hinaus. Und er fühlt
Zu derselben Zeit hat
ihr Elend tiefer, als der Maler, der es gemalt hat, tiefer,
hter bleibt uns die Er¬
als sie selber es fühlten, wenn sie lebendig wären ... Das
same Aufglühen ihrer
ist nicht der Weg ins Herz des Publikums, solcher Traum,
große Pause — jenem
durch den der Herbstwind leise die fallenden Blätter treibt.
inkt. In seiner ver¬
Schon besser und einfacher: Iltis — Taku — blaue
kurzes Liebesglück. Er
R. P.
Expedition nach toten Jungens — Hurra!
weiß mehr; weiß, daß
il sein Leben nur noch
nderliche Mädchen er¬
ust an dem Abend, da
.In den¬
getragen
eit seiner Abstammung
Mutter in der Sterbe¬
tendbildes im einsamen
besondere Sprache ge¬
tiegen und haben sich
plian, müde, den ein¬
gehen ohne die stolze
Stunde für gekommen,
spät. Der Tod der
vollends vereinsamt.
uß, was er war. Die
wie der kluge und
inmal schön sich aus¬
k erwiesen hat, daß sie
kann, ist mindestens so
eit, die nichts anderes
ingenheit zu zerstören,
n und die Betrachtung
dieser Hausarzt hat,
ist. Dafür verliert er
ch liebt, erst an den
Tod. Und dafür spielt
hie kleine Rolle, daß er
und so wenig aufhalten
mit seinem Drama
altung, den Mißerfolg
„Deutschen Theaters“
orcierte Betonung der
ublikum des „Berliner
sich. Skowronneks
hen Theater“ darüber
seiner immer größeren
ig und Untertöne des
dem Okkultismus ver¬
ung des Skowronnek¬
nännern folgen. Aber
tzler kennt das Leben
Schnitzler denkt, wenn
Menschen, die er auf
iek denkt an die lieben
agliches Lachen hören
in Tranchen aus dem
hell im Saal wird.
kelen, die sich hinter
mit hellem Ohr nach
Dr. Max Goldschmidt
. Bureau für.
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Fränkischer Courier, Nürnberg
16 FEB 1904
Im Deutschen Theater in Berlistest, wie
spiel
urz erwähnt, Arthur Schnitzlen
Dereinsame Wetafhworden. Das Schau¬
piel hat folgenden Inhalt: Die Hauptfigur ist Julian
Fichtner, ein alter Junggeselle. Dieser hat in seiner
Jugendzeit ein Verhältnis mit Frau Gabriele Wegrath,
der Frau des Professos Wegrath, gehabt. Felix, den der
Professor für seinen Sohn hält, ist in Wirklichkeit der
Sohn Julian Fichtners. Im ersten Akt sehen wir noch die
Familie Wegrath beisammen, zu der außer Felix, einem
Jüngling im Anfang der Zwanzig, noch eine Tochter
Johanna gehört. Nach dem ersten Akt stirbt Frau Weg¬
rath, und Julian Fichtner, der das Alter herannahen fühlt!
und vor der drohenden Einsamkeit sich retten möchte, ent¬
hüllt Felix das Geheimnis seiner Geburt und möchte ihn
als Sohn in die Arme schließen. Aber Felix nimmt diese
Mitteilungen gleichgültig auf. Es ist ihm nicht möglich,
sich als Sohn seines eigentlichen Vaters zu fühlen, und er#
will auch jetzt der Sohn des Mannes bleiben, der ihn auf¬
erzogen hat und der als sein Vater vor der Welt gilt. Ein
anderer alter Junggeselle, Stephan v. Sala, spielt in dem
Stück die zweite Hauptrolle. Er verführt Johanna Weg¬
raty, die Schwester von Felix, und diese ertränkt sich (ohne
daß die Motive für diesen Selbstmord besonders klar wer¬
den) in dem Teich, der in dem Park sich befindet, welcher
die in der Nähe von Wien gelegene Besitzung Salas um¬
gibt. Sala selbst, der an einer schweren Herzkrankheit
leidet, verläßt im letzten Akt die Bühne, indem er andeutet,
daß auch er sich den Tod zu geben gedenkt und nicht erst
abwarten will, bis seine Krankheit ihn tötet. Das Wort
vom „einsamen Weg“, das dem Stück den Namen gegeben
hat, wird in einer Unterredung zwischen Fichtner und Sala
ausgesprochen. Fichtner beklagt sich über die Zurückweisung,
die er von seiten seines Sohnes erfahren hat, und sagt,
daß ihm vor der Einsamkeit graut, die ihn erwartet.
Darauf antwortet Sala, daß Fichtner sich auch einsam
fühlen würde, wenn er Frau und Kinder um sich hätte.
„Den Weg hinab“, sagt er, „gehen wir alle allein, wir,
die selbst niemand gehört haben. Das Altern ist nun ein¬
mal eine einsame Beschäftigung für unsereinen, und ein
Narr, wer sich nicht beizeiten darauf einrichtet, auf keinen
Menschen angewiesen zu sein.“ Der Dialog enthält nach
Blättermeldungen manches Schöne. Aber das Drama gibt
gar zu viel Reflexion an Stelle der Handlung und wird
in den beiden letzten Akten ganz unklar und verschwommen.
Diese letzten Akte riefen starke Opposition hervor. Der
zweite und dritte Akt fanden freundlichen Beifall.
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