II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 88

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insam
18. Der einsane deg
Dr. Max Goldschmidt
„ „ „ Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Prager Pacsial Pras
13FER 1904
# Smechue Kaeee „rawierter“ Geldzei=wurde, mit seinem viel zu wenig gewurdigun

— genossen. Nun stehen sie frierend da in ihrer Ein¬
schen zusammen, Jahre hindurch, man wechselt mit —
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samkeit, die sie selbst sich schufen.
ihnen Hunderttausende von Sätzen, Millionen von
In die Familie ihres Freundes, des wackeren
Worten, und plötzlich, eines Tages, merkt man, daß
und biederen Professors Wegrath, sind sie beide einge¬
man im Grunde gar nichts von ihnen gewußt hat, daß
brochen. Fichtner, als er einst die ##t des Ver¬
sie selbst nichts von uns wissen, daß jeder mit seinen
„Der einsame Weg“.
trauenden verführte und verließ. Sala, indem er jetzt
Träumen, seinen verschwiegenen Wünschen und Leiden¬
seiner jugendlichen Tochter heißblütige Sinnlichkeit
Schauspiel in fünf Akten von Arthur Schnitzler.
#schaften mit seinem Grauen vor sich selbst und seiner
CAN
sich zu Nutze macht. Der schlanke Leutnant Felix Weg¬
Sehnsucht ein eigenes, abgeschlossenes Leben führt.
Berlin, 14. Febriar.
rath trägt seinen Namen zu Unrecht; er ist Fichkners
Und wehe denen zumal, die mit unzulänglicher Kraft
Es ist eine wehmütige Erkenninis, die letzten
Sohn, und der in der Verlassenheit Erteinkende möchte
dies eigene Leben allzu bewußt meistern wollen! Sie
Endes bei aller Welt= und Lebensbetrachtung in uns
sich die Liebe seines Kindes nuch der Mutter Tode
werden am grausamsten in die Einsamkeit verschlagen.
Wurzel schlägt: wir sind allein und bleiben allein.
retten. Er sagt ihm alles; sagt ihm, wie er dereinst,
Solche ernste Gedanken sind es, die Arthur
Der Schicksal bringt uns mit andern Menschen zu¬
im lauen Sommer vor dreiundzwanzig Jahren, seine
Schnitzlers neues Drama durchklingen. Er hat
sammen, mit Freunden und Frauen, die wir lieben.
Mutter geliebt, und wie er sich brutal von ihr los¬
darin eine Anzahl von Menschen vereinigt, an denen
Wir heiraten, zeugen Kinder und erziehen sie — es
gerissen. Doch der Sohn, den ein tiefes Gefühl zu
sich jener Fluch, der auf uns allen lastet, unerbittlich
hilft alles nichts, wir bleiben allein. Nicht in dem
ihm gezogen hatte, solange er in ihm nur den Freund
bewährt. Zwei Egoisten stehen im Mittelpunkt, zwei
schlechten Sinne des Wortes, gewiß nicht. Von ihm
seines väterlichen Hauses sah, weicht erkältet und ver¬
von den Toren, die, wie wir es eben formulierten, ihr
aus gesehen, sind wir von andern Leibern und Seelen
wirrt zurück vor diesem Geständnis, und ein unwider¬
Dasein allzu bewußt meistern wollten, zwei alternde
umgeben. Aber wenn wir tiefer nachspüren, so bleibt
stehlicher Drang führt ihn nun mit heiligem Sohn¬
Männer, die sich ihr Leben lang gescheut haben, ihre
doch ein Grenzwall bestehen, unabänderlich, unver¬
empfinden zu dem gütigen Manne, in dessen Haus er
rückbar, wir sehen uns dann plötzlich als einsame Herr= Existenz mit einer andern anders zu verknüpfen als
geboren und erzogen wurde, und der ihm in Wahrheit
zu Genuß und Rausch der Leidenschaft, und die nun
scher unseres eigenen Reiches, das niemand mit uns
zehnfach bankerott dem Ende entgegentaumeln. Es ist ein Vater geworden, wenn auch eines andern Blut in
teilt, zu weit sind die andern, als daß ihre Nähe uns
seinen Adern fließt. Er hält doppelt zu dem ewig
ein Maler und ein geistreicher Weltmann, der als ein
erwärmen könnte, — und wir erschauern.
Betrogenen, da dessen wirkliches Kind, die Tochter
feiner, aber schwacher Dichter dilettierte: Julian
Nur der, dem das gütige Schicksal die Gabe der
Johanna, den Vater verläßt, ohne seiner nur zu ge¬
Fichtner und Stephan von Sala. Sie haben — der
Harmlosigkeit, der Blindheit verliehen, wird die Tragik
denken, da sie, die ihre Frauenehre an einen Unwür¬
eine in heißem Drang, alle schlummernden Kräfke zur
dieses Gesetzes nicht so schmerzlich empfinden. Und
digen fortgeworfen, zur Erkenntnis kommt, wem sie
reichsten Entfaltung zu bringen, der andere in berech¬
indem er es nicht so deutlich fühlt, leidet er nicht so
nender, blasierter Kühle — nie ein winzig Stückchen ihre Liebe schenkte, und freiwillig aus dem Leben
sehr darunter. Wir andern aber, die wir von der
ihres Selbst geopfert, haben Existenzen zertrümmert, scheidet. Auch Sala steht, von Johannas Selbstmord
Frucht der Erkenntnis gekostet, wir sind verloren. Ein
für alle Male verloren! Man lebt mit vielen Men= Hoffnungen getötet, Illusionen gemordet und haben vernichtet, am Schlusse auf den Trümmern seines