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18. Der einsane Neg
S
voraussich
Lebens, das er mit so kunstvoller Sorgfalt scheinbar flackerndem Scheine die Fäden, die sich hin= und her= lastet. Um den Fluch, der in der furchtbaren Alter= Lichte der
so stolz aufgebaut hatte. Und nur der alte Wegrath ziehen. Doch zu dem Punkte, wo diese Fäden sich zu native liegt: Lebe oder schaffe! Werde ein Mensch oder und techni
daß die b
Schicksalsknoten verschlingen, dringt das Licht nicht — ein Künstler! Wähle! Entscheide Dich! Beides zugleich
bleibt nicht ganz einsam, nur ihm bleibt trotz allen
soll es, darf es nicht dringen, wenn der Dichter es ernsti zu sein ist Dir versagt. Denn dies ist nur den Aller= Kampf ##
furchtbaren Schlägen ein Schimmer von Altersglück
meint und sich nicht mit billiger Pointe zufrieden geben größten gegönnt, von denen alle paar Jahrhunderte Salas mit
übrig.
einmal einer auf diese Welt der Schmerzen ent= abspielen,
So stellt sich in großen Zügen die Handlung des will. So wird das Ganze kein Rechenexempel, wie es
so eng ver
sendet wird.
Schnitzlerschen Werkes dar. Aber sie zeigt sich dems so viele, in der Gunst des Publikums glückliche Dra¬
So klagt und zitiert es wehmütig, mit leiser Zucht des
Hörer nicht in so pedantischer Klarheit, wie sie hier matiker aufstellen. Die Frage: „Wieviel ist zweimal
Verzweiflung, und doch nicht ohne frohen Ausblick auf Ströme se
zwei?“, die dann nach einer wenig anstrengenden
von dem Berichterstatter emwickelt werden mußte. Die
eine bessere und gesündere Zukunft, nicht ohne die Zu¬ Aktes, in
Rechnung zu der Antwort führt: „Zweimal zwei macht
symmetrische Theorie, die als Resultat herausblickt,
versicht, der schlimmsten Zeit dekadenter Schwäche zu vorher v##
vier!“ ertönt hier nicht. Ueber diesen kostbaren Dia¬
ist in dem Stücke selbst nicht zu finden. Seine Men¬
entgehen, durch Schnitzlers Dichtung vom „Einsamen sehen fern
logen schweben dunkle Schicksalsmächte auf und nieder,
schen sind weit entfernt davon, verkörperte Prinzipien
Weg“. Tausend Winden werden aufgerissen, tausend etwas ver#
denen man nur durch Andeuten und leises Berühren,
zu sein, sie sind lebendige, höchst individuelle Wesen
Saiten werden bezührt, deren Klang sonst still in springt un
nicht durch handfestes Zupacken beikommen kann.
von Fleisch und Blut, durchaus plastisch gesehen und
unserer Seele schlaft oder nur dumpf mitschwingt, in ganz versch
Und noch ein anderes Motiv wirkt durch das
geformt. Das Zufällige des Lebens überwuchert mit
tausend Wintel unserer Seele wird hineingeleuchtet. fest anpach
Drama. Der alte Wegrath, der einzige, der am Ende
eigentümlichem, undefinierbarem Zauber die bewußt
Es ist uns oft, als seien wir diesen Menschen und ihren technisch zu
nicht mit ganz leeren Händen ausgeht, ist der Type¬
gezogenen Grundlinien der Ereignisse, die dem Dichter
Schicksalen schon einmal begegnet, oder gar als wan= noch viel
des Mannes, der in selbstverständlicher Gütigkeit Glu¬
selbst unter diesen Ranken und Blumen in der ur¬
delten da Schatten unserer Vergangenheit und Zu¬ Werke in
gespendet hat und darum trotz aller Schläge, die auch
sprünglichen Deutlichkeit verschwunden sein mögen —
kunft an uns vorüber. Worte ertönen, die ins Schwarze Meister ge
ihm das blind wütende Schicksal nicht erspart, auch
wenn sie denn in dieser Deutlichkeit überhaupt vor¬
treffen, Situationen ergeben sich, die uns tief er¬ Handlung
Glück empfängt. Aber er muß als Künstler dafür
handen waren. Menschenschicksale ballen sich zusammen
schüttern, Gefühle und Gedanken werden erregt, dis aufbaut,#
büßen. Er ist wohl „Professor und Direktor der
und ziehen an unserem Auge vorüber, vom Geiste eines
uns so bald nicht wieder loslassen. Und trotz den mehrmals
Alademie der bildenden Künste“ geworden, hat wohl
Dichters gedeutet, aber doch nicht des Restes an
weichen Grundstimmung bleibt nichts weichlich oder an die wir
in seiner äußeren Stellung die Staffel der Ehren bis
Rätselhaftem, Unerklärlichem und Unerforschlichem
wir das
gar sentimental.
zu hoher Stufe erklommen — doch er ist ein „Kunst¬
entkleidet, der ihnen erst den Zauber des Menschlichen
Doch ein anderes ist Schnitzlers Drama als gasch über
beamter“ geblieben und der rauschende Erfolg, die
und Poetischen verleiht. Die verworrenen Pfade, die
Dichtung, ein anderes als Theaterstück. Jenes, die Unklarheit
wir gehen, werden mit behursamer und zarter Hand Epoche wahrhaft genialer Leistungskraft, die Fichtner
Dichtung, wird jeder lieben, und ihre Schwächen er= Johanna,
entwirrt, aben es wird nicht der fruchtlose Versuch erleben durfte, wenn sie auch bald vorüberging, ihm
scheinen nur als die Kehrseite ihrer Schönheiten. Das schwindet,
gemacht, auch das Unentwirrbare aufzulösen. Ein war sie nicht beschieden. Und so klingt als Unterton
Theaterstück aber wird von diesen Schwächen schwer
Feurerwerk geistreicher, tiefdringender Lebensweisheit die Klage des Künstlers, des Dichters Schnitzler mit:
prasselt aus den Szenen hervor und beleuchtet mit die Klage und der Fluch, der auf den Auserwählten betroffen und nur mit Mühe wird es sich darum
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Lebens, das er mit so kunstvoller Sorgfalt scheinbar flackerndem Scheine die Fäden, die sich hin= und her= lastet. Um den Fluch, der in der furchtbaren Alter= Lichte der
so stolz aufgebaut hatte. Und nur der alte Wegrath ziehen. Doch zu dem Punkte, wo diese Fäden sich zu native liegt: Lebe oder schaffe! Werde ein Mensch oder und techni
daß die b
Schicksalsknoten verschlingen, dringt das Licht nicht — ein Künstler! Wähle! Entscheide Dich! Beides zugleich
bleibt nicht ganz einsam, nur ihm bleibt trotz allen
soll es, darf es nicht dringen, wenn der Dichter es ernsti zu sein ist Dir versagt. Denn dies ist nur den Aller= Kampf ##
furchtbaren Schlägen ein Schimmer von Altersglück
meint und sich nicht mit billiger Pointe zufrieden geben größten gegönnt, von denen alle paar Jahrhunderte Salas mit
übrig.
einmal einer auf diese Welt der Schmerzen ent= abspielen,
So stellt sich in großen Zügen die Handlung des will. So wird das Ganze kein Rechenexempel, wie es
so eng ver
sendet wird.
Schnitzlerschen Werkes dar. Aber sie zeigt sich dems so viele, in der Gunst des Publikums glückliche Dra¬
So klagt und zitiert es wehmütig, mit leiser Zucht des
Hörer nicht in so pedantischer Klarheit, wie sie hier matiker aufstellen. Die Frage: „Wieviel ist zweimal
Verzweiflung, und doch nicht ohne frohen Ausblick auf Ströme se
zwei?“, die dann nach einer wenig anstrengenden
von dem Berichterstatter emwickelt werden mußte. Die
eine bessere und gesündere Zukunft, nicht ohne die Zu¬ Aktes, in
Rechnung zu der Antwort führt: „Zweimal zwei macht
symmetrische Theorie, die als Resultat herausblickt,
versicht, der schlimmsten Zeit dekadenter Schwäche zu vorher v##
vier!“ ertönt hier nicht. Ueber diesen kostbaren Dia¬
ist in dem Stücke selbst nicht zu finden. Seine Men¬
entgehen, durch Schnitzlers Dichtung vom „Einsamen sehen fern
logen schweben dunkle Schicksalsmächte auf und nieder,
schen sind weit entfernt davon, verkörperte Prinzipien
Weg“. Tausend Winden werden aufgerissen, tausend etwas ver#
denen man nur durch Andeuten und leises Berühren,
zu sein, sie sind lebendige, höchst individuelle Wesen
Saiten werden bezührt, deren Klang sonst still in springt un
nicht durch handfestes Zupacken beikommen kann.
von Fleisch und Blut, durchaus plastisch gesehen und
unserer Seele schlaft oder nur dumpf mitschwingt, in ganz versch
Und noch ein anderes Motiv wirkt durch das
geformt. Das Zufällige des Lebens überwuchert mit
tausend Wintel unserer Seele wird hineingeleuchtet. fest anpach
Drama. Der alte Wegrath, der einzige, der am Ende
eigentümlichem, undefinierbarem Zauber die bewußt
Es ist uns oft, als seien wir diesen Menschen und ihren technisch zu
nicht mit ganz leeren Händen ausgeht, ist der Type¬
gezogenen Grundlinien der Ereignisse, die dem Dichter
Schicksalen schon einmal begegnet, oder gar als wan= noch viel
des Mannes, der in selbstverständlicher Gütigkeit Glu¬
selbst unter diesen Ranken und Blumen in der ur¬
delten da Schatten unserer Vergangenheit und Zu¬ Werke in
gespendet hat und darum trotz aller Schläge, die auch
sprünglichen Deutlichkeit verschwunden sein mögen —
kunft an uns vorüber. Worte ertönen, die ins Schwarze Meister ge
ihm das blind wütende Schicksal nicht erspart, auch
wenn sie denn in dieser Deutlichkeit überhaupt vor¬
treffen, Situationen ergeben sich, die uns tief er¬ Handlung
Glück empfängt. Aber er muß als Künstler dafür
handen waren. Menschenschicksale ballen sich zusammen
schüttern, Gefühle und Gedanken werden erregt, dis aufbaut,#
büßen. Er ist wohl „Professor und Direktor der
und ziehen an unserem Auge vorüber, vom Geiste eines
uns so bald nicht wieder loslassen. Und trotz den mehrmals
Alademie der bildenden Künste“ geworden, hat wohl
Dichters gedeutet, aber doch nicht des Restes an
weichen Grundstimmung bleibt nichts weichlich oder an die wir
in seiner äußeren Stellung die Staffel der Ehren bis
Rätselhaftem, Unerklärlichem und Unerforschlichem
wir das
gar sentimental.
zu hoher Stufe erklommen — doch er ist ein „Kunst¬
entkleidet, der ihnen erst den Zauber des Menschlichen
Doch ein anderes ist Schnitzlers Drama als gasch über
beamter“ geblieben und der rauschende Erfolg, die
und Poetischen verleiht. Die verworrenen Pfade, die
Dichtung, ein anderes als Theaterstück. Jenes, die Unklarheit
wir gehen, werden mit behursamer und zarter Hand Epoche wahrhaft genialer Leistungskraft, die Fichtner
Dichtung, wird jeder lieben, und ihre Schwächen er= Johanna,
entwirrt, aben es wird nicht der fruchtlose Versuch erleben durfte, wenn sie auch bald vorüberging, ihm
scheinen nur als die Kehrseite ihrer Schönheiten. Das schwindet,
gemacht, auch das Unentwirrbare aufzulösen. Ein war sie nicht beschieden. Und so klingt als Unterton
Theaterstück aber wird von diesen Schwächen schwer
Feurerwerk geistreicher, tiefdringender Lebensweisheit die Klage des Künstlers, des Dichters Schnitzler mit:
prasselt aus den Szenen hervor und beleuchtet mit die Klage und der Fluch, der auf den Auserwählten betroffen und nur mit Mühe wird es sich darum
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