II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 156

eret beneste ue e den en e e e ehere
faber Schnitzler, der hier vielleicht unbewußt, Auflängel.
in
alle bietet, kommt ihnen nur

an
Aeußerlichkeiten nahe. Der Dialog gemahnt vielfach
box 23/1
a H
18. Der einsage Neg
an Ibsen, ist an dunklen Räthselworten reich, eine
Marterlinck'iche Gestalt ist die ahnungsvolle, in
anderen Regionen heimische, in einer früheren Existenz
swurzelnde Traumgestalt Johanna. Die zu schreiben
berufen sind, sollten vielleicht weniger lesen. Geradezu
sabstoßend wirken zeitweilig die eigentlichen Helden des
Stückes und die Lieblingsgestalten des Dichters, seine
jverlebten Lebemänner. Dieser Fichtner, ein frühgealteter
Anatol oder ein vorzeitig ergrauter Mann aus der
„Liebelei“=Welt, wirkt abstoßend mit dem blödesten
sund abgeschmacktesten Protzenthum, mit der Prahlerei
nvor den Coulissen.
von seinen Liebeserfolgen. Und solch ein Tropf, dem
Das „Deutsche Theater“ ist die Heimath von
gerade einige leichtgläubige Mädel zum Opfer
Arthur Schnitzler's Erfolgen, ist die Heimath seiner
fielen, oder der einmal einem besser gearteten
literarischen Geltung vielleicht. Gestern aber erwies
Mädchen, das er verführte, schnöde davonlief
sich die Zuhörerschaft, die ihm sonst so willig folgte,
spröder, skeptischer als sonst. Den Grund dafür wird declamirt dann seine Empörung hinaus darüber, das.
Schnitzler aber nicht etwa in dieser Zuhörerschaftjer, er! „menschlichen Gesetzen so gut unterworfer
sein muß als ein Anderer". Schnitzler ist wohl mehr
suchen dürfen. Er wird besser thun, sich zunächst in
seinem eigenen Werke nach der Erklärung umzusehen.] darin ein guter Oesterreicher oder Wiener, daß er
„als“ und „wie“ gern falsch anwendet. Daß er
Das Haus, das unsere beste literarische und
künstlerische Welt, unsere beste literatur= und kunst=falso „menschlichen Gesetzen so gut unterworfen sein
muß als ein Anderer!“ Das verspottet der
freundliche Gesellschaft vereinte, war in der inter¬
Verfasser nicht etwo, in diesem geschwollenen Sal¬
essanten Zusammensetzung des Publikums schon ein
badern eines Menschen, dessen ganze Welt die Leber¬
Erfolg. Ein Zeugniß des Ansehens, in dem Schnitzler
welt ist, will er uns einen vollwichtigen Helden¬
bei uns steht, und der Erwartungen, die auf ihn sich
#richten. Zum Schluß aber stritten Beifall und Widei=sseinen Helden geben. Die Liebe der traumseligen
spruch, nicht einmal besonders heftig, um die Ent= Johanna zum anderen Roué des Stückes, ihr
scheidung der Frage, ob Schnitzler diesen Er=tragischer Tod ist recht flüchtig behandelt. Fügen¬
daß in den fünf Acten¬
wir noch hinzu,
wartungen entsprochen hat. Man wax dem ersten
oft breite Redseligkeit die Geduld in Anspruck¬
der fünf Acte seines Schauspiels „Der einsame
Weg“ mit dem mitgebrachten, aber von der Dichtunglnimmt, daß die lange stumme, maeterliuck'sche
Scene am Schluß des vierten Actes wirklich leicht
selbst noch keineswegs angeregten Interesse gefolgt.
eine Art Abwehr herausfordert, so wird man begreifen.
Unter vollkommener Stille die aber natürlich noch
wie das Stück trotz einiger ungewöhnlich werthvollen
keinen Beigeschmack von Unfreundlichkeit hatte, ging
Scenen, trotz aller seinen und treffenden Bemerkungenz
der Vorhang nieder. Recht freundlicher, aber nicht
trotz mancher gehaltvollen Wendung und fesselnden Epi¬
übertrieben warmer Beifall rief den Verfasser nach
sode doch nicht so recht erwärmte und mehrfach zum¬
dem zweiten Aufzug, nach dem dritten stellte bereits
Widerspruch reizte. Den einsamen Weg schlägt zuletzte
eine Gegnerschaft sich ein. Dem vierten Aufzug folgte
Johanna ein, die ins Wasser geht, Felix, der vons
erst Stille, ein peinliches Lachen dann, für das aber
seinem natürlichen Vater sich abwendet, Fichtner,
die Freunde Schnitzler's ihn nach einer Pause durch
der einsam und verlassen bleibt und der in dem
einen kräftigen Hervorruf entschädigten. Den Schluß
Freudenkelch seines Lebens nun den Bodensatz findet,
begleitete, wie gesagt, jener nicht sehr angelegentliche
Wegrath der allein zurückbleibt.
kurze Kampf zwischen Beifall und Widerspruch.
Manchen rührenden Zug zeigt der vertrauens¬
Auf dem „einsamen Weg“ begegnet uns Schnitzler's
ahnungslose, zum Betrogenwerden ge¬
selige,
allzufrüh gealterter Anaiol. Das melancholische Lied
schaffene „Kunstbeamte“ Prof. Wegrath, eine lebens¬
vom lebensmüden Lebemann wird hier angestimmt,
volle Gestalt ist die der ehemaligen Schauspielerin?
vom trüben Bodensatz des lustigen Junggesellenthums.
Irene Herms, die ihre Liebes=Episode mit Fichtner
Der alternde Don Inan hat von je viel An¬
gesund überwunden hat und in heiterer Erinnerung
ziehung auf unsere Dichter geübt. Schon Goethe klagte,
daß Mozart seinen Helden „viel zu früh vom Teusel bewahrt und die zuletzt, mit Felix von der Bühne
holes“ läßt. Paul Heyse schrieb „Don Inans Ende“, lgehend, doch daran denkt, daß er eigentlich ihr Sohn
Sardon gestaltete ohne deutsche Grübelei und hätte sein können. An Bemerkungen von Geist und
Sentimentalität mit gewohntem Geschick seine „alten einer Einsicht ist der Dialog=ziemlich reich.
Die Aufführung bewährte das Stilgefühl und die
gewohnte Hingebung des „Deutschen Theaters“. Herrs
Junggesellen“.
Arthur Schnitzler hat den Gegenstand an einem
[Sauer wußte die stille, rührende Gestalt des altens
anderen Ende angefaßt. Er hat eine scharfe Be¬
leuchtung für das Problem gesunden. Der junge Mann, [Wegrath mit Leben zu erfüllen, er spielte ungekünstelt,
der nach dem Tede seiner Mutter inne wird, das er die schlicht und darum umso eindrucksvoller. Die etwas
Macterlinck'sch angehauchte Rolle der Johanna
fiel natürlich dem Fräulein Triesch zu,
der Darstellerin der complieirten Charaktere und un¬
dankbaren Rollen. Sie wußte dem ekstatisch ver¬
anlagten Mädchen einen gewissen Gabriel Max=Zug
zu geben, einen Ton, der Seele vermuthen und
fühlen ließ auch da, wo der Dichter sie gar nicht
gab. Herr Rittner suchte für den Fichtner, den alten
Junggesellen mit der lustigen Vergangenheit und
trübseligen Gegenwart, Interesse zu gewinnen, indem
er ihm mehr Gewicht und Bedeutung verlieh, als der
Gestalt innewohnt. Herr Bassermann schuf eine
feine und fesselnde Gestalt in der Rolle des leicht¬
ironischen, sarkastischen, innerlich vornehm angelegten
Sybariten v. Sala, einer weniger unsympathischen
Species der Gattung Lebemann. In der prächtigen
Natürlichkeit des Tons gerieth er dabei leicht in
seinen lieben „Mannemer“=Dialekt, was aber gar nicht
störte.
Fr. Else Lehmann, die als Irene
an
ihr
die
Herms, in einer Rolle,
sich
wenig zusagt, doch etwas Licht und Leben in
das Stück brachte, Frau Pauly in der kleinen
Rolle der Frau Wegrath, Herr Stieler, der ganz in
seine Rolle des Felix aufging und sie voller Wärme
spielte, Alle waren durchaus bei der Sache, und das
prächtige scenische Bild zeigte Julius Lessing's
einen Grad leben¬
Um
bewährten Geschmack.
diger und nüancirter hätte vielleicht das Zu¬
können.
mitunter
Arthur
sein
sammenspiel
Schnitzler aber, der uns nicht minder der reichbegabte
Dichter und der Dramatiker bleibt, auf den wir be¬
sondere Hoffnung setzen, auch wenn der Erfolg gestern
kein ungetrübter war, Arthur Schnitzler nimmt
hoffentlich von Berlin den Vorsatz mit heim, die Welt
der ewigen Liebelei zu verlassen und auf anderen Ge¬
bieten sein Glück, sein Talent zu versuchen. J. 2.
50