II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 190

Arthur Schnstzler: Der einsame Weg. Schauspiel. Berlin, 1904.
S.=Fischers Verlag. Preis 2 Mk., geb. 3 Mk.
Ein altes banales, aber wahres Wort sagt vom Junggesellen¬
stande, er repräsentiere ein delikates Dejeuner, ein mittelmäßiges
Diner und ein execrables Souper. An dieses Wort sind wir bei
der Lektüre des sehr feinen, geistvollen Schauspiels von Schnitzler,
über dem ein Hauch tiefer Schwermut liegt, erinnert worden.
Eine Fülle von Geist spricht aus zahlreichen Aussprüchen des
Dichters, die Farben der Handlung sind herbstmäßig abgetönt,
aber nicht grellbunt, sondern wie mit einem dunklen wehmütigen
Schleier überdeckt. Wenn wirklich gute Schauspieler dieses Stück
auf die Bühne bringen, so wird es tiefen Eindruck machen.
-Ig¬
I. Sta¬
Bruno Kolbe, Einführung in die Elektrizitätslehre.
tische Elektrizität. Zweite verbesserte Auflage. Berlin.
Verlag von Julius Springer 1904. S. 164.
Die zweite Auflage des bekannten Buches von Bruno Kolbe,
das bei seinem erstmaligen Erscheinen in der Fachpresse eine
günstige Beurteilung gefunden hat zeigt keine wesentlichen Ver¬
änderungen. Die Darstellungsweise ist dieselbe geblieben. Im
einzelnen aber fehlt es nicht an Verbesserungen. Statt der früher
synonym gebrapchten Ausdrücke elektroskopischer Zustand, Elektri¬
nitätsgrad ist aberall die Bezeichnung Elektrisierungsgrad gesetzt
worden. Die Ableitung der Verstärkungszahl des Kondensators
wurde vereinfacht. Um die Wirkungsweise der Influenz¬
maschine leichter verständlich zu machen, ist eine Abbildung des
ungemein anschaulichen Modells von K. W. Dubrowski ein¬
gefügt worden. Nicht befriedigen kann der Versuch des Ver¬
fassers, den Leser mit der Elektronentheorie bekannt zu machen.
Das dort (pag. 49) Gesagte hätte besser ganz wegbleiben sollen.
Eine Vorstellung von dem Wesen der Elektronen dürfte sich
durch solche kurze Hinweise überhaupt nicht erzielen lassen und den
meisten Lesern wird jene etwas unklare Darlegung wohl kaum ver¬
ständlich sein. Doch das eben Angeführte ist natürlich eine Kleinig¬
keit, die den Wert des sonst klar und anschaulich geschriebenen
Buches nicht herabsetzen kann. Haben auch die bitichen Ver¬
suchsanordnungen B. Kolbes heute bereits in zahl##ichen Lehr¬
büchern der Physik Aufnahme gefunden, so wird die zweite Auf¬
lage des Werkes sicherlich zu den alten geeunden viele neue
gesellen. Allen, den eine leichtfaßliche und doch gründliche Ein¬
lführung in die Elektrizitätslehre erwünscht ist, kann das Buch
auch in der zweiten Auflage warm empfohlen werden. Zugleich
sei darauf hingewiesen, daß die Herstellung der bekannten Kolbe¬
schen Demonstrationsapparate in Rußland den Firmen J. J.
Urlaub in St. Petersburg und E. S. Tryndins Söhne in
H. P.
Moskau übertragen worden ist.
Korca, Das Land des Morgenrots. Nach seinen Reiss
geschildert von August Hamilton. Autorisierte Übersetzung
aus dem Englischen. Mit 114 Abbildungen nach photo¬
graphischen Aufnahmen sowie einer Karte des Kriegsschau¬
platzes in Ostasien. Preis geh. 7 Mark, geb. 8 Mark 50 Pf.
Leipzig, Otto Spamer.
Korea ist durch den zwischen Rußland und Japan aus¬
gebrocheuen Krieg plötzlich in den Vordergrund des politischen
Interesses gerückt; ein gediegenes und dabei volkstümliches
Buch über dieses von der Natur reich begünstigte, jetzt so heiß
umstrittene und vielbesprochene aber noch so wenig gekannte
Land ist daher besonders willkommen. Der Verfasser hat
während seines langjährigen Aufenthalts Korea nach allen
Richtungen durchquert und kennt das Land und seine Verhält¬
nisse, wie kaum einer.
Er entrollt in klarer, anschaulicher Schilderung vor dem
Leser ein getreues und lebensvolles Bild jenes Landes, das erst
in neuerer Zeit dem Welthandel erschlossen und der zivilisierten
Welt näher gebracht worden ist. Der kaiserliche Hof, Land
und Leute, Handel und Verkehr sowie das ganze eigenartige
Milien sind so einfach und lebenswahr geschildert, daß der
Leser mit den Sitten und dem Kulturleben der Koreaner rasch
vertraut wird.
Ein besonderes Augenmerk hat der Verfasser dem Handels¬
verkehr Koreas mit dem Abendlande gewidmet, der in neuerer
Zeit zu wachsender Bedeutung gelangt ist. Die politischen und
kommerziellen Interessen der einzelnen Länder werden eingehend
und in geistvoller Weise besprochen, und zahlreiche für den Kauf¬
mann und Fabrikanten lehrreiche Winke machen das Buch zu
einem wertvollen Berater.
Daß auch die politische und militärische Lage Koreas, das
selbst so gut wie wehrlos ist, mit genauer Kenntnis der in
Betracht kommenden Machtverhältnisse sorgfältig und ausführ¬
lich dargestellt ist, wird dem Buche unter den gegenwärtigen
Umständen wohl zur Empfehlung gereichen. Mit großem
Interesse wird man auch das Kapitel über den Hof von Söul
und die Charaktereigenschaften des Kaisers lesen: Das da
Erzählte macht manches in der Geschichte der letzten Zeit
verständlich.
Korea ist ein Land, das, wenn es gelingt, die in dem
Volke schlummernde Tatkraft zu wecken, eine große Zukunfti
lvor sich hat. Derzeit ist dort aber alles in einem Übergangs¬
zustand, die Vergangenheit liegt in Trümmern, die Neuerungen
der Gegenwart noch keine 10 Jahre alt und nicht einge¬
wurzelt, die Zukunft unbestimmt; wie immer sie sich ge¬
stalten wird, ist der Einblick in diese fremdartigen Verhältnissel!
den das vorliegende Buch gewährt, hochinteressant für jeder¬
mann.
Die beigegebenen zahlreichen, vorzüglich ausgeführten Ab¬#
lbildungen vermitteln in ausgezeichneter Weise die Anschauung.
Das Werk wurde uns durch die Verlagsgesellschaft „Ilpo¬
lerhmenle“ hier, Newski Prospekt Nr. 50, Ecke Ssadowaja,
überreicht, durch welche es jederzeit bezogen werden kann.
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnilte
„OBSERVER“
L österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien; I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York
Paris Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Ginadandkiyn Aguma
t#
#77
vom:
1
— Von der andern urr, der
aus dramatischem Unvermögen, ist ein Anderes Buchdrama, Der
einsame Weg von Arthur Schnitzl eir (ebenfalls bei S. Fischer,
Berlin). Der weiche, warme, sinnenfrohe Schnitzler wollte uns ein¬
mal ganz Ibsenisch kommen und die Reflexe längst vergangener, tra¬
gischer Schuld in der Gegenwart aufzeigen. Diese Technik, die in
der scharfkantigen, bohrenden, zugespitzten Darstellung Ibsens auf der
Bühne noch angehen möchte, ist für das Drama Schnitzlers der Ruin.
Schnitzler schleift alle Kanten glatt, rundet alle Spitzen vorsichtig
ab, und so bleibt nichts übrig als Gespräche, Gespräche und wieder
Gespräche. Das muß auf der Bühne unerträglich langweilig wirken.
Aber auch dies Buch ist gut zu lesen. Schnitzler bleibt immer ein
Mann, der etwas zu sagen hat, und schreibt einen Dialog, dem zu
folgen mitunter eine wahre Erquickung ist. Die geringe Plastik der
Figuren stört im Lesen nicht allzu sehr, und auch der raffinierte Egois¬
mus der beiden Hauptpersonen bleibt, nur durch das Medium der
lesenden Phantasic geschaut, immer noch erträglich genug, um zu
fesseln; während die erkältende Wirkung, die von diesen Charakteren
in der lebendigen Verto#perung der Bühne ausgehen muß, eine wär¬
mere Teilnahme schwerlich ebenso aufkommen läßt.
hs.)