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18. Der einsese Neg
Ziterarisces Weldlalt
zum „Mähr.=schles. Korrespondent“ vom 11. März 1904.
Nr. 40.* Die „Literarischen Beiblätter“ erscheinen in zwangloser Folge. S 1904.
((*K)
„Der einsame Weg.“
Was neueste Werk Airthur Schnitzlers.
Von Hermann Basch (Brünn).
Arthur Schnitzler ist der größte Stimmungskünstler vielleicht sind sie sie selbst gewandelt, vielleicht gehen
unter den Autoren der Gegenwart. Speziell unter den sie sie noch heute. Und es ergreift uns dann eigen¬
tümlich, wenn das Schick¬
Dramatikern. Es liegt so
sal solcher Leute vor uns
etwas fein Abgetöntes in
ersteht. Wenn da eine
seinen Bildern, er hat
stille Schwermut, eine
eine so eigene Art zu
müde Sehnsucht zu uns
uns zu sprechen, daß es
spricht. Ein Sehnen nach
unser Innerstes berührt,
dem vergangenen Jungen
als ob leise Hände dar¬
und Schönen, nach dem,
über hinstrichen und Ver¬
was sich in uns ver¬
gangenes in uns wieder
graben und da versterben
belebten. Und dann
soll.
tauchen Erinnerungen in
Um uns ist es Herbst.
uns auf und wir sprechen
Vor uns ein „einsamer
mit ihnen: „Ja so war
Weg“ Und an diesem
es
Wege sitzen Menschen,
Und wenn es auch
die das Haupt müde auf
nicht just Erinnerungen
die Hände stützen. Und sie
sind, so doch wenigstens
träumen. Von dem son¬
die Empfindungen, daß
nigen Sommer. Von
es wirklich so sein könnte,
ihrem Sommer. Und
so sein müßte. Weil
nun .. alles abgeblüht,
Schnitzler eben immer
welk und kahl ... Die
Menschen zeichnet.
Abendschatten lassen sich
Uns selbst. Und was da
mählich hernieder und
„einsam“ in uns ruht,
breiten ihre Schleier aus.
erblüht dann für wenige
Und die Menschen werden
Stunden zu neuem Leben.
unheimlich ... Und dort
Doch nicht alle Menschen
liegt der Teich ... Der
sind von diesem Schlage.
ist gar tief und zieht weite,
Vielleicht nur wenige.
weite Kreise .... Und
Die aber verstehen den
dort liegt die graue,
Dichter voll und ganz.
große, trostlose Einöde
Die erleben das, was
der Verlassenheit ..
seine Menschen erlebt
haben. Die verstehen,
Arthur Schnitzler.
Das sind Stimmun¬
wohin diese „einsamen
gen, wie sie Schnitzler in
Wege“ die abseits von
der großen Heeresstraße liegen, führen. Vielleicht sind uns auslöst. Stimmungen und Gedanken, Visionen,
sie ihnen schon im Leben begegnet und ausgewichen, Ausblicke, Welten.
Und in eine solche Welt der Vereinsamung führt
*) „Der einsame Weg“. Schauspiel in fünf Akten
von Arthur Schnitzler. Berlin 1904. Verlag von S. Fischer. auch der Weg Julian Fichtners, des Helden in Schnitzlers
#anten
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18. Der einsese Neg
Ziterarisces Weldlalt
zum „Mähr.=schles. Korrespondent“ vom 11. März 1904.
Nr. 40.* Die „Literarischen Beiblätter“ erscheinen in zwangloser Folge. S 1904.
((*K)
„Der einsame Weg.“
Was neueste Werk Airthur Schnitzlers.
Von Hermann Basch (Brünn).
Arthur Schnitzler ist der größte Stimmungskünstler vielleicht sind sie sie selbst gewandelt, vielleicht gehen
unter den Autoren der Gegenwart. Speziell unter den sie sie noch heute. Und es ergreift uns dann eigen¬
tümlich, wenn das Schick¬
Dramatikern. Es liegt so
sal solcher Leute vor uns
etwas fein Abgetöntes in
ersteht. Wenn da eine
seinen Bildern, er hat
stille Schwermut, eine
eine so eigene Art zu
müde Sehnsucht zu uns
uns zu sprechen, daß es
spricht. Ein Sehnen nach
unser Innerstes berührt,
dem vergangenen Jungen
als ob leise Hände dar¬
und Schönen, nach dem,
über hinstrichen und Ver¬
was sich in uns ver¬
gangenes in uns wieder
graben und da versterben
belebten. Und dann
soll.
tauchen Erinnerungen in
Um uns ist es Herbst.
uns auf und wir sprechen
Vor uns ein „einsamer
mit ihnen: „Ja so war
Weg“ Und an diesem
es
Wege sitzen Menschen,
Und wenn es auch
die das Haupt müde auf
nicht just Erinnerungen
die Hände stützen. Und sie
sind, so doch wenigstens
träumen. Von dem son¬
die Empfindungen, daß
nigen Sommer. Von
es wirklich so sein könnte,
ihrem Sommer. Und
so sein müßte. Weil
nun .. alles abgeblüht,
Schnitzler eben immer
welk und kahl ... Die
Menschen zeichnet.
Abendschatten lassen sich
Uns selbst. Und was da
mählich hernieder und
„einsam“ in uns ruht,
breiten ihre Schleier aus.
erblüht dann für wenige
Und die Menschen werden
Stunden zu neuem Leben.
unheimlich ... Und dort
Doch nicht alle Menschen
liegt der Teich ... Der
sind von diesem Schlage.
ist gar tief und zieht weite,
Vielleicht nur wenige.
weite Kreise .... Und
Die aber verstehen den
dort liegt die graue,
Dichter voll und ganz.
große, trostlose Einöde
Die erleben das, was
der Verlassenheit ..
seine Menschen erlebt
haben. Die verstehen,
Arthur Schnitzler.
Das sind Stimmun¬
wohin diese „einsamen
gen, wie sie Schnitzler in
Wege“ die abseits von
der großen Heeresstraße liegen, führen. Vielleicht sind uns auslöst. Stimmungen und Gedanken, Visionen,
sie ihnen schon im Leben begegnet und ausgewichen, Ausblicke, Welten.
Und in eine solche Welt der Vereinsamung führt
*) „Der einsame Weg“. Schauspiel in fünf Akten
von Arthur Schnitzler. Berlin 1904. Verlag von S. Fischer. auch der Weg Julian Fichtners, des Helden in Schnitzlers
#anten