18. Der einsane
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hier die Unwahrheit dieses Satzes. Viele haben Schnitzler mit
seinem neuen Werke zu den Mystikern und Symbolisten ein¬
gereiht, — doch ist dem Dichter nichts ferner gelegen als be¬
absichtigter Symbolismus. Gewisse Parallelen ergeben sich überall,
aber weil gerade hier der Ausor zarter, durchsichtiger und feiner
als je seinen Stoff gewebt hat, ist er doch kein Mystiker. Eine
Fülle trefflicher Bemerkungen würzt den Dialog, so daß ich es
mir nicht versagen konnte, einige der hübschen Sätze unter die
„Aphorismen“ zu setzen. (Siehe Seite 74) Wie reizend das rein
seelische in alltägliche Formen gegossen, wie treffend jede psychische
Regung in Handlung, freilich in ganz diskrete Handlung, in
der nur das Dichtereuge die Tiefen sieht, umgesetzt ist, das muß
man durch das Buch selbst genießen. Geradezu ein Meisterstück
im Bau scheint mir der dritte Akt mit seiner Schlußszene, in der
Julian sich dem Kinde seiner sündigen Liebe nur nähert, um ihm
wider Erwarten desto ferner zu bleiben. In solchen Wendungen
geht auch Schnitzler seinen einsamen Weg, denn er hat darin eine Art,
die nur ihm eigentümlich ist, die aber eben seine Stärke ausmacht.
Hugo Schoeppi.
Die Frauen des Brients. Von Amand Freiherrn v.
Schweiger-Terchenfeld. Verlag von A. Hart¬
leben, Wien und Leipzig.
Bisher existierte kein Werk, welches das gesamte Frauen¬
leben des Morgenlandes in den reichen Rahmen der Kultur= und
Sittengeschichte der alten Perser, Araber, Inder 2c. behandelt
hätte. Der berühmte Kulturschriftsteller und Orientkenner erwarb
sich nun das Verdienst, diese Aufgabe in einem großartig
angelegten, mit hunderten Illustrationen versehenen Werke unter
Aufbietung eines staunenswert reichen Quellenmaterials und mit
ebenso staunenswert tiefer Sachkenntnis gelöst zu haben. In
lebensvoller, farbenleuchtender Schilderung sehen wir hier die
Frauen des Orients in ihrer wechselnden sozialen Stellung, in
ihrem bedeutenden Einflusse auf das Geistes= und Kulturleben
der Völker, wir sehen solcht, deren Namen uns in der Geschichte
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hier die Unwahrheit dieses Satzes. Viele haben Schnitzler mit
seinem neuen Werke zu den Mystikern und Symbolisten ein¬
gereiht, — doch ist dem Dichter nichts ferner gelegen als be¬
absichtigter Symbolismus. Gewisse Parallelen ergeben sich überall,
aber weil gerade hier der Ausor zarter, durchsichtiger und feiner
als je seinen Stoff gewebt hat, ist er doch kein Mystiker. Eine
Fülle trefflicher Bemerkungen würzt den Dialog, so daß ich es
mir nicht versagen konnte, einige der hübschen Sätze unter die
„Aphorismen“ zu setzen. (Siehe Seite 74) Wie reizend das rein
seelische in alltägliche Formen gegossen, wie treffend jede psychische
Regung in Handlung, freilich in ganz diskrete Handlung, in
der nur das Dichtereuge die Tiefen sieht, umgesetzt ist, das muß
man durch das Buch selbst genießen. Geradezu ein Meisterstück
im Bau scheint mir der dritte Akt mit seiner Schlußszene, in der
Julian sich dem Kinde seiner sündigen Liebe nur nähert, um ihm
wider Erwarten desto ferner zu bleiben. In solchen Wendungen
geht auch Schnitzler seinen einsamen Weg, denn er hat darin eine Art,
die nur ihm eigentümlich ist, die aber eben seine Stärke ausmacht.
Hugo Schoeppi.
Die Frauen des Brients. Von Amand Freiherrn v.
Schweiger-Terchenfeld. Verlag von A. Hart¬
leben, Wien und Leipzig.
Bisher existierte kein Werk, welches das gesamte Frauen¬
leben des Morgenlandes in den reichen Rahmen der Kultur= und
Sittengeschichte der alten Perser, Araber, Inder 2c. behandelt
hätte. Der berühmte Kulturschriftsteller und Orientkenner erwarb
sich nun das Verdienst, diese Aufgabe in einem großartig
angelegten, mit hunderten Illustrationen versehenen Werke unter
Aufbietung eines staunenswert reichen Quellenmaterials und mit
ebenso staunenswert tiefer Sachkenntnis gelöst zu haben. In
lebensvoller, farbenleuchtender Schilderung sehen wir hier die
Frauen des Orients in ihrer wechselnden sozialen Stellung, in
ihrem bedeutenden Einflusse auf das Geistes= und Kulturleben
der Völker, wir sehen solcht, deren Namen uns in der Geschichte
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