II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 221

ein
nen
kot¬
die
der
ürre
euer¬
öscht.
Rück¬
einem
umge¬
r und
Vagen.
ung am
avonge¬
ihm die
Lehrer
Feuer¬
Pfeifen
Feuer¬
um an
id ge¬
iit die
rufen,
igeser
jelder
kurz
30.
ver¬
hen.
zeit
igt
eheen
e eeemmneeen
scheiden weiß, aber keinen Freund besitzt, sondern die
hand harrt, ist Roeber der Interpret des zweiten geworden.
Menschen nur soweit schätzt, als er sie benützen kann.
Ein Reiterkampf. Graf Adolf von Berg hat den wilden
Zwischen ihm und dem fast gleichwertigen, nur aus härterem
Arnold vor den Toren seiner Burg, wo er sich dem Landes¬
Holz geschnitzten Julian Fichtner, dem ruhelosen Maler, der
herrn widersetzen wollte, niedergeworfen. Wie ein Unge¬
ihm von allen am nächsten steht, besteht doch im Grunde
witter ist der Graf mit seinen Rittern in den Feind
die Basis gegenseitigen Verstehens nur darin, daß sie sich
gefahren. Im ersten Ansturm ist sein Sieg entschieden:
„zur rechten Zeit die richtigen Stichwörter zu geben wissen“.
Arnold am Boden, seine Spießgesellen ein verschüchtert
Aber am Lebensschluß, wenn alle Bronnen ausgeschöpft
Häuflein Menschen, die des Unterganges harren.
sind, müssen sie sich bankrott erklären: ihr Egoismus, der
Die Episode hat Roeber meisterhaft in das Halbrund
sie einsam gemacht hat, hält nicht vor; sie sehnen sich
gebracht. Er hat sich der antiken Giebelgruppe erinnert,
nach einem geliebten Wesen, dem sie alles sein möchten.
die sich ähnlichen räumlichen Verhältnissen anpassen mußten.
Jedoch Fichtners natürlicher Sohn wendet sich von ihm, der
In der Mitte die volle hohe Wölbung erwartete den Haupt¬
einst egoistisch die Mutter verlassen, ab und dem Pflege¬
moment mit der herrschenden Figur, während die spitz zu¬
vater zu, der auf dem Punkte stand, einsam zu werden. —
laufenden Seiten für geduckte oder gefallene Kämpfer geeignet
Er, der mit treuem liebevollen Herzen als alltäglicher
waren. Aehnlich wie die Aeginetengruppe ist demnach hier
Mensch und als ein Betrogener durch die Welt geschritten
das Ganze gestaltet worden.
ist nun unverhofft der Reiche. Und Sala hat unverdienter
Doch darauf achtet man nicht, wenn man das Bild zum
maßen kurz vor dem Fallen seines Lebensvorhangs
ersten Male sieht. Die Rosse fesseln zunächst den Blick.
weibliches Herz gefunden, jene rätselhafte Johanna, die
Hier hat ein Reiter, ein Pferdefreund den Pinsel geführt.
den Tod sucht und ihn einsam macht, so daß er verzw¬
Wie sie aus der linken Ecke herausstürmen, gespenstisch in
(freilich als unheilbar Kranker) ihr ins dunkle Reick
den wallenden Decken, die auch den Kopf verhüllen,
Schatten folgt.
gleichen sie den apokalyptischen Tieren eines Dürer, Cor¬
Vom Inhalt erwähnen wir noch soviel, daß Fic,
nelius oder Böcklin. Trotz der Vermummung, die nur die
in dem angedeuteten Verhältnis, dem er seinen Sohn ve¬
Augen aus großen Löchern hervorblitzen läßt, sind die Tiere
dankt, seinen Freund Wegrath, den erwähnten Pflegvater,
als Einzelwesen charakterisiert.
betrog, und daß dessen Tochter jene Johanna ist. Die
In wuchtigem Galopp saust Adolf in die Mitte hinein,
Handlung tritt in dem Stück sehr zurück, dafür die Stimmungs¬
die Lanze gesenkt, die eben den Gegner zu Boden gerannt.
malerei hervor, um das Wesen der Menschen und ihrer
Ritter Arnold liegt im Vordergrunde, den Lanzenstumpf in
Gespräche deutlicher zu machen.Mit Interesse folgt man
der Faust; sein Pferd neben ihm niedergeworfen, reißt
der eingehenden und vielseitigen psychologischen Zeichnung,
entsetzt den Kopf zurück, und ebenso entsetzt schaut
die ganz eigenartige Menschen schäfft. Für die Darsteller
über den auf den Boden gestemmten Schilden die
waren es schwierige, aber auch dankbare Rollen. Herr
Ihre
Schar seiner Getreuen dem Feind entgegen.
Brahm gab den Sala sehr glaubwürdig mit wohl¬
Spieße heben sich wie Tangenten von der runden
berechneter Verwertung aller Nebensächlichkeiten, die schlie߬
Türumrahmung, die hier ebenso wie bei manch anderem
lich der Figur das eigentliche Leben gaben. Das Schau¬
Wandgemälde störend wirken konnte. Roeber hat die
spiel hat an ihm eine vielseitige gute Kraft gewonnen. Auch
Störung aber geschickt abgelenkt. Seinen Humor, der die
der Fichtner des Herrn Ruhbeck war voll echten Lebens;
Unterhaltung so gern würzt, hat er in dem Kopf neben
der Uebergang vom Egoisten zum Liebespender gelang ihm
Dieses von Schrecken erfüllte
Arnold walten lassen.
so gut, wie der Ausdruck seines seelischen Schmerzes, als
Galgengesicht wirkt unwiderstehlich komisch.
er sich zurückgestoßen fühlt. Bewundernswert war Frl.
Ueber den Gefallenen weg erblicken wir die Burg im
Gertrud Jacobi als Johanna, deren Rätselwesen sie
Hintergrunde und eine kampfende Reitergruppe davor. Der
in Spiel und Sprache gleich gerecht wurde. Mit dem
Himmel ist bewölkt, Roeber hat dem bekannten Wuppertaler
Leutnant Felix (Fichtners natürlichem Sohne), verkörpert.
Wetter nebenher ein Denkmal setzen wollen.
durch Herrn Althauser, konnte man sehr wohl zufrieden
Immer wieder bewundert man die sichere Zeichnung,
sein. Er und sein Pflegevater Wegrath (Herr Max
die jedes Ding, jede Bewegu# scharf und treu wiedergibt.
Büttner) sind die einfachen gesunden Menschen im Gegen¬
Dazu kommt die Kraft de #astik. Scheint nicht der derbe
satz zu den übrigen mit dem überfeinen Empfinden.
Brabanter Gaul vorn in##r heranstürmenden Ritterschar
Beide Darsteller trafen das Richtige. Frau Gabriele,
mit seinen breiten Hufen aus demGemälde heraus springen?—
die schuldbewußte, todkranke Gattin Wegraths, fand
Helle Farbenfreude spricht aus dem mit stumpfen Caséin¬
in Frl. Klara Geldner eine verständige Interpretin.
farben gemalten Bilde. Die Siegergestalt des Grafen
Ebenfalls war Herr Grunwald in der Darstellung des
leuchtet samt dem Roß in Rot, das damit der herrschende
schweigsamen, auch auf seine Art einsamen Arztes Neumann
Akzent geworden. Blau und Gelb bringen wirksamen, wenn
glücklich. Besondere Anerkennung verdient Frl. Fanny
auch schwachen Kontrast zu der Hauptfarbe. Das feine
Wolff, die Allverwertbare, die für die plötzlich vor Beginn
Empfinden Roebers hat ihn davor bewahrt, das Grausige
absagende Darstellerin der interessanten Irene Herms mit
zu sehr zü betonen. In der Charakteristik jeder einzelnen
dem Buch in der Hand einsprang, aber so im Geist ihrer
Gestalt wetteifert er mit Meister Janssen.
Rolle spielte, daß jeder peinliche Eindruck vermieden wurde.
Hoffentlich wird das Suitbertusbild ein würdiges Ge¬
Die Regie Herrn Büttners verdient ebenso Anerkennung.
Fr. K.
genstück.
Das Stück wurde verschieden aufgenommen. Der effekt¬
lose Schluß des ersten Aktes verwirrte fast. Aberhein tiefer
Stadttheater.
Eindruck mancher Stellen, wo Schnitzler in schöner Sprache
Bedeutungsvolles sprechen läßt, war unverkennbat. Daß
„Der einsame Weg“.
gewisse Dinge unverhüllt beim wahren Namen genannt
Schauspiel von fünf Akten von Arthur Schnitzler.
werden, ist bei einem modernen Stück nicht verwunderlich.
* Elberfeld, 13. Sept. 1904.
Vielleicht wäre es besser für eine Matinee geeignet gewesen..
Was von diesem Schauspiel dem Besucher im Gedächtnis
haften bleibt, ist nicht etwa die Handlung, das Geschehen,
Vermischtes.
sondern es sind die Sentenzen, die ernsten Wahrheiten, die
* Der Kaiser im Kreise einer Arbeiterfamilie. Eine¬
aus einem sorgfältig gearbeiteten Dialoge herausklingen und
reizende Szene, die der Vergessenheit entrissen zu werden
um so merkwürdiger erscheinen, da sie von modernsten
verdient, ereignete sich am Montag bei der Kaiserparade
Menschen ausgesprochen werden.
in Lurup. Unmittelbar am Paradefelde steht das Haus
Man darf nicht an Sentenzdramen der klassischen Zeit
des Arbeiters Heinrich Drews, der glücklicher Vater
denken. Schnitzler ist in jeder Beziehung ein Moderner,
von sieben Knaben ist. Bei dem jüngsten Sohne, dem
stellt Menschen der Gegenwart aus bestimmter Sphäre der
am 26. März 1904 geborenen Friedrich Wilhelm, hat sich
Weltanschauung auf die Bühne und käßt sie Ideen und
der Kaiser als Pate ins Kirchenbuch eintragen
Meinungen vertreten, die zeben als medern oder über¬
lassen. Das Hofmarschallamt machte den Kaiser darauf
modern bezeichnet werden Im allgemeinen kann man
aufmerksam, daß dieses Patenkind unmittelbar beim Parade¬
diese Menschen, die ahnungsvoll und weitsichtig (im über¬
feld wohne. Unverzüglich befahl der Kaiser, daß das Kind
tragenen Sinne) durch=die Welt gehen, nach dem Vorgange
ihm vorgestellt werde, und auf Veranlassung der Kaiserm
des bekannten Historikers Lamprecht „reizsam"nennen.
wurde dieser Befehl dahin erweitert, daß die ganze Familie
Johanna ist ein Mädchen aus der Welt Maeterlincks, sie
des Arbeiters Drews erscheinen sollte. Pünktlich
sieht deutlich, wenn sie sinnend in der Dämmerungsitzt,
wie sie vor Jahrtausenden im antiken Haine getanzt hat, erschienen sie denn auch am Montag beim Kaiserzelt auf