II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 232

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18. Der einsane- Neg
W
neue Etappe des Niederganges erscheinen: des Nieder=gerechnet wurde, aber in einem unruhvollen Genußleben sich
ganges von den anmutigen Höhen der Fledermaus“ und vergeudete, hat vor dreiundzwanzig Jahren das Herz der da¬
des Zigennerbarons“ zu der verqualmten Atmosphäre mals verlobten Gabriele gewonnen. Es war kurz vor der
des „Wintergartens“ oder irgend eines anderen Variétés.] Hochzeit mit Wegrath; die heimlich Liebenden beschlossen zu
Das herzlich unbedeutende Libretto vermochte diesen Ein=tliehen, aber im letzten Augenblick erwies sich in Fichtner
druck nur zu verstärken. Ueber ein Kind, das seinen der Freiheitdrang als stärker: er floh allein. Die Heirat
Vater sucht, eine Soubrette, die sich scheiden lassen will,ging deshalb nicht in die Brüche. Fichtners Sohn Felix
einen Geizkragen, der sein Mündel betrügt, führt es wurde geboren und erzogen als Sohn des ahnunglosen
mit Grazie zu einem glücklichen Ende und drei nicht Wegrath. Uebrigens hatte Julian Fichtner kurz vor dem
weniger glücklichen Paaren. In deren Darstellung Erlebnis mit Gabriele wegen einer Untreue mit mildernden
exzellierten in erster Linie Herr Schramm und Umständen eine Geliebte verabschiedet, die ihm eine Freundin,
Fräulein G. Meyer. Die geschmeidige Kunst des einen Fürs Leben hätte werden können und die ihm nach Jahren
gestaltete die Ballerina=Szene des ersten Aktes zum lauch wieder kameradschaftlich näher tritt. Es ist die Schau¬
wahren Clou des Abends, während die andere den Ge=Uspielerin Irene Herms, in Werten und Schwächen ein echter
schmack der Toiletten und des gesanglichen Vortrages Mensch, eine Schöpfung, die zum Besten gehört, was dem
mit einer Grazie der Darstellung zu verbinden wußte, frauenkundigen Dichter je gelungen. Irene hat rückschauend
erkannt, daß ihr, daß ihnen beiden zum Lebenshalt nur das
die die Schwere der Erscheinung geradezu Lügen strafte.
Kind gefehlt hat, — das sie damals nicht wollten. Nuner¬
Einen etwas drastischeren Humor liehen Herr
und erfährt, daß
fährt sie: „er hat ein Kind,“
Steffens und Fräulein Hohenleitner dem
dieses sein Dasein derselben Zeit verdankt, da sie
zweiten Liebespaar, dem als drittes Herr Hensel und
Empört, solchermaßen
Fräulein Schiroky mit einer gewissen Würde zur als Verstoßene zusammenbrach.
Seite traten. In der langen Reihe der übrigen Mit= den großen Schmerz ihrer Vergangenheit in lächerliche Be¬
wirkenden waren die Herren Hauck und Reitz mit leuchtung gerückt zu sehen, wendet sie sich von Julian ab;
größeren Aufgaben betraut, deren sie sich bestens ent= doch ist der Ausblick zugelassen, daß sie sich noch einmal in
Frauenmitleid zu ihm zurückwenden mag, da sie ihn leiden
ledigten. Für eine hübsche Inszenesetzung der Novität
sieht. Fichtner nämlich — und damit ist im Grund die
hatte Herr#fe ##sch#, eine flottemusikasische Leitung
gesamte Haupthandlung des Stückes erzählt — fühlt sich
v. P.
Herr Neuwwann Sorge getragen.
in seiner Herbsteinsamkeit als Mann de quarante ans
Frankfurter Schauspielhaus. Zum erstenmal:
aufs wärmste zu seinem Sohn hingezogen; aber er kämpft
„Der einsame Weg“. Schauspiel in fünf Akten von
vergebens um ihn. Doch „kämpfen“ ist ein stilwidriges
— Eine müde Mär vom Herbst in
Wort in diesem Undrama; er versucht nur den Sohn auf¬
Arthur Schnitzler.
Landschaft und Menschenleben. Sie fügte sich gut der
zuklären und das eigene ichsüchtige Verhalten aus seiner
Stimmung dieser Septembertage ein, wenn sie nur mehr
Individualität heraus zu motivieren. Felix indessen, ein
von der köstlich herben Frische hätte, die unserem deutschen
Ulanenleutnant von bemerkenswerter modernliterarischer
Herbst, neben dem sachte niederdrückenden tödlichen Hauch,
Schulung, empfindet nichts von Liebe für den natürlichen
eigen ist. Fünf Aufzüge voller Erinnerungen, voller Nach¬
Vater als solchen; im Gegenteil, gerade jetzt zieht es ihn
denklichkeiten aus dem Lebensabschnitt „wann wir altern“:
inniger als je zu dem Mann, der ihm tatsächlich zeit¬
so ist Arthur Schnitzlers Werk vom vorigen Jahr, das
lebens Vater war und der jetzt von schwerem Schicksal
uns am Samstag beschert wurde.*) Es ist nicht ganz
gebeugt wird. Julian Fichtner hebt sich stumm von hinnen,
einfach, das Geranke zu entwirren, das darin die Handlung
während die beiden einander umarmen. So schließt das
die
vorstellt. Die Persönlichkeit, die noch am ehesten als
Stück. Aber es ist noch eine Nebenlinie nachzutragen,
Mittelpunkt gelten kann, Gabriele Wegrath, erscheint nur
in dem Ganzen verhältnismäßig viel Raum einnimmt. Ein
im ersten Aufzug und auch da, ohne zu handeln, eigentlich
aristokratischer Lebenskünstler — auch er ein Alternder —
bloß um ein Teilchen der Exposition zu sprechen. Sie
geht als aphorismenreicher Dichterstellvertreter durch das
st die Gattin eines Akademiedirektors, eines „Kunst¬
Stück. Um ihn übers Episodische zu erheben, läßt der Ver¬
beamten“, wie er sich selber still-ironisch nennt. Ein anderer
fasser ihn die Tochter Wegraths lieben — doch das ist
Künstler, Julian Fichtner, einer, der einmal zu den Genialen
wieder zu grob gefaßt. Feine, einsame Skeptiker wie Herr
Es wurde bereits im verfloßenen Winter, nach der Be## von Sala glieben“ nichts; zudem sind die Beziehungen
zwischen Johanna und Sala so nebelhaft angedeutet, viel¬
liner Erstaufführung, an dieser Stelle gewürdigt.