II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 233

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18. Der einsane Neg

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mehr: so bequem mit etwas feierlichen Apercus um=sameren Aufgabe. Nicht zu seinem Vorteil ruft er Ver¬
gleiche mit dem alten Ibsen hervor, und vollbringt am
schrieben, daß sich davon garnichts Genaueres melden läßt.
Ende gar mit seinen redenden statt handelnden Menschen
Soviel nur scheint festzustehen: Johanna, ein Mädchen
doch eine Art Wiedereinführung des Feuilletonismus ins
mit holdverschrobenem Drang ins Weite, liebt den gepflegten
Drama der Gegenwart. So brachte die jüngste Premiere
Freund des Hauses, und sie ist ihm soweit sympathisch, daß
er ihre Hingabe dankbar annimmt. Er ist unheilbar herz=eine unrettbare Bühnendichtung, trotzdem aber keinen ver¬
lorenen Abend. Den Empfänglicheren wenigstens konnte
krank; von der Forschungreise nach Ekbatana, die er plaut,
manche nachdenksame Gedankenprägung, manche lyrische
wird er nicht wiederkehren. Dies oder irgend etwas anderes
Schwingung etwas bringen — mehr als ganze Abendfüller
treibt das seltsame Mädchen, im Gartenteich von Salas
mit dummem Zeitverderb. Man könnte zuguterletzt die
Villa den Tod zu suchen. Kein Mensch kann diesen Schritt
Wahl der „Novität“ recht loben, wenn es nicht klar wäre,
vom Hören=Sehen ganz verstehen. Das ist jedoch weniger
daß für die Annahme nur der wohleingeführte Name des
ein Fahrlässigkeitschnitzer des Dichters als vielmehr ein
Autors bestimmend war, nicht ein produktiver Wagemut der
Zug, der der ganzen Anlage der Arbeit entspricht. „Der
Bühnenleitung. — Von der Aufführung kann man sagen,
daß das Schauspielhaus mit Ehren bestand, obwohl das
einsame Weg“ ist ein Experiment. Bewußt verläßt Schnitzler
hier die gangbare Straße des Dramatikers. Dabei aber
äußere Ergeonin eine wrwerdentige Ablehnung war. Die
verrät er, daß er die notwendigen dramatischen Wege
Regie des Herrn Oberregisseurs Aniucke tat ihr Bestes,
nicht kennt oder verkennt. Er will eine vornehme, leise
wenn sie auch nichts Hervorragendes zu bieten hatte; eine
Seelen und Nervenkunst geben; er irrt nur, wenn er glaubt,
entschiedenere Abstimmung der Dialoge auf einen einheitlichen,
zu diesem Behuf die Grundgesetze des Dramas beiseite
vernehmlichen Ton, eine zwanglosere Gruppenbewegung,
stoßen zu müssen oder zu können. Der Grundzug des
z. B. im ersten Akt, wäre noch zu wünschen. Auch hat das
Kampfes — seies mit noch so sanften Wassen — die Grund¬
Szenenbild im ersten und letzten Aufzug ein
forderung, daß jede Szene ihre Steigung und ihr Ergebnis
bißchen was Zusammengestoppeltes, und rechts vom
habe, sind hier verhängnisvoll mißachtet. Alles lungert neben¬
Zuschauer scheinen da Aeste aus dem, Haus
einander, während das Wesen des dramatischen Prozesses
wachsen. Von den Darstellern zeichneten sich vo
ein ursächlich entwickelndes Nacheinander, ein Auf= und
allem Herr Bolz als Sala und Fräulein Lange als
Aus=Einanderfolgen ist. Aus abstratten Einfällen sind
Irene aus; es soll kein Mäkeln an diesen gleichermaßen
keine Menschencharaktere zusammenzustellen. Dann erst sind
von Intelligenz und Empfinden getragenen Leistungen be¬
dichterische Gestalten fertig, wenn sie aus sich selber leben
deuten, wenn hinzugefügt wird, daß die beiden Rollen die
und laufen, wenn sie sich jeder Nachprüfung gegenüber als
dankbarsten des Stückes sind und den beiden Künstlerper¬
selbständige Organismen erweisen, wenn sie gewissermaßen
sönlichkeiten wohl auch besonders günstig liegen. Den ein¬
auch in den „Zwischenakten“ lebendig sind. Hier aber ist
samen Wegrath verkörperte Herr Bauer, die leidende
noch fast uirgends die Absicht verwischt, verarbeitet; die
Frau Gabriele Fräulein Boch mit sicherem Takt. Bei
Drähte und die Hände des Puvpenspielers sind fast beständig
Herrn Fricke muß wieder anerkannt werden, daß er
sichtbar — feinnervige, aber diesmal wenig geschickte Hände.
schlichte Unmittelbarkeit, das intepsive Erfassen und Gestalten
Offenbar drängte es den Wiener Poeten, das Problem der
von innen her, das ihm einmal nicht gegeben scheint,
Lebenswende, des Alterns, und das heißt schließlich nichts
wenigstens anstrebt. Fräulein Pollner (Johannaz, Herr
anderes als: das Problem vom Leben und vom Tode,
[Kirch (Fichtner) und Herr Pfeil (Arzt) können von
wahrhaft dichterisch und ehrlich auf Grund vieler kleinen
ihren Rollen unmöglich entzückt gewesen sein; sie teten in¬
Wahrnehmungen zu bebandeln. So hat er sich stofflich ver¬
dessen ihre Pflicht, ohne sich das Unbehagen erheblich an¬
rannt, wie es immer leicht geschieht, wenn der Bühnendichter
merken zu lassen.
nicht von einem Konflikt ausgeht. Arthur Schnitzler begnügte sich
= Mosaik. Aus München, 19. September, wird uns
nicht damit, wie Oskar Blumenthal, den schweren Vorwurf
telegraphiert: Die Vandevill==Operette „Das gewisse
in einem sauberen Versfeuilleton abzutun. Er wollte, wie
Etwas“ von Victor Leon und Leo Stein, Musik von Karlf
Weinberger, wurde bei ihrer Erstaufführung im Gärtnerplatz¬
zuvor schon im „Schleier der Beatrice“ Höheres geben,
theater sehr beifällig ausgenommen. Nach dem zweiten und
Tichtung von stärterem spezisischen Gewicht als die
dritten Akt wurde der Komponist wiederholt gerufen und ihms
liebenswürdige sentimental=frivole donaufranzösische Genre¬
ein Lorbeerkranz überreicht.
kunst, in der er Meister ist. Nirgends hat er denn auch
geistig so den Anschluß aus Weltganze gefunden: leider
nur versagt er im künstlerischen Bezwingen der bedeut¬