II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 238

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18. Der einsane Neg

Gurn Nu. 2 un sein Ende nie gewußt, heit dazu Stellung zu nehmen und sie den tum der
Partei zu unterbreiten; zu dem Modus der Verkündung
#t seine Stell= wie schlimm es um ihn stand. Er fühlte sich im Gegenteil bis
praktisch wertloser Protestresolutionen könne er sich aller¬
vor nicht langer Zeit verhältnismäßig wohl. Der Fürst wird in
und Würde.
dings nicht verstehen. Gewiß sei noch viel agitatorische
einer unterirdischen Gruft beigesetzt werden, nicht an der Seite
und schön
Arbeit zu leisten, insbesondere in den der Sozialdemo¬
seiner Eltern.
den Sohn,
kratie noch nicht erschlossenen Gegenden. Die Anstellung
umer wieder
Hamburg, 19. Sept. Ein trauriges Schicksal hat den
atsmännischen
ie Liche und früheren Privatsekretär des alten Fürsten Bis= besoldeter Partei=Sekretäre insbesondere in den un¬
nzuwe
S
Publikum aber steht wieder, wie einst Strindbergs ergreifender
selbst glaubt. So egoistisch, ja sogar cynisch er
„Ostern“=Dichtung, kühl bis ans Herz hinan gegenüber, nur
Weg.
meist andere und darum auch sich beurteilt, so ver¬
weil in dem Stücke der dramatische Nerv des Dichters völlig
innerlicht ist er in seinem zarten und tiefen Kern. Dieser
es Schauspiel „Der
versagte, weil er keine aufregende Handlung bot, weil er
seltsame gründliche Menschenkenner glaubt durchaus ein
kon S. Fischer in Berlin)
nichts uns gibt als ein trübes Lebensbild, eine Reihe pfad¬
krasser Egoist zu sein und tut gewöhnlich aus einem
se zu Frankkurka. M.
merkwürdigen inneren Drange heraus das Gegenteil von
orden. Der Inhalt des
dem, was ihhm sein Herz gebietet. So bildet er sich jetzt loser und entsagungsvoller Menschen, weil der Dichter nicht
emn bewegten Leben voll
ein, größere Freude als an der laum erworbenen Zu= packende, zündende Tagesphrasen wählte, sondern nur gedank¬
alternde Maler Julian
neigung Johannas, an einer gefährlichen, aber hohen liche Edelsteine schliff von Irren und Sichnichtverstehen, von
igt, und es zieht ihn zu
lautem Leben und stillem Sterben.
künstlerischen Genuß versprechenden Expedition nach Bak¬
die Frau seines Jugend¬
Diese wundervolle Elegie, die uns die Menschen eigent¬
trien zu gewinnen, zu der er auch Felix als militärischen
Professor und Akademie¬
lich nicht leibhaftig in Fleisch und Blut vor Augen führt,
Doch Sala weiß nicht, daß seine
Begleiter anwirbt.
n Wegrath, einst gehoren
sondern sie uns in einem kostbaren Kleinod von trüb ge¬
eigenen Tage gezählt sind. Wohl aber weiß es der junge
seine, grundgütige, aber
Arzt und durch ihn Felix und Johanna. Als Sala nun
wordenem Spiegel zeigt, findet in Frankfurt in der Haupt¬
ur, und als er demals
seiner Geliebten den Vorschlag macht, mit ihm und Felix
Fichtner mit Gabriele,
zu gehen, aber unter der ausdrücklichen Beteuerung, daßl soche eine meisterliche Darstellung. Alle Mitschaffenden über¬
ra# um ein Bedeutendes Bolz, der geistreiche Darsteller
fingen die beiden jungen
dieser Vorschlag nur um seiner selbst willen und
en sie gemeinsam fliehen,
des Sala, der mit bewundernswertem Feinsinn dem Dichter
ja nicht aus Liebe zu ihr geschieht, als er dann, belauscht
durch einen allzu frühen
in die Abgründe der Seele dieses skeptischen Schöngeistes
von Johanna, Fichtner gegenüber dessen und wie er meint,
llein. Wegrath heiratete
nachtauchte und sie besser erkannte, als dies Herr v. Sala
für seinen Sohn hielt, auch seine eitle und eigennützige Seele völlig entkleidet, da
zugeben würde. Frl. Polner hatte die Johanna nicht ganz
geht sie in den Teich im Parke ihres Geliebten. Sala aber
auf wie seine Tochter Jo¬
so tief erfaßt, in ihrer Art der Darstellung lag sogar etwas
richtet sich selbst. Felix will den schwer getroffenen Wegratl
r gebar. 24 Jahre schwien
Naives, Kleinmädchenhaftes, was der tragisch resignierenden,
nicht verlassen und und auf die Expedition verzichten. Doch
em Tode macht sie ihrem
Wegrath nimmt das Opfer nicht an, er will nicht die Zukunft
frischer Offizier geworden
des jungen, tat.nlustigen Offiziers in ihrer Entwicklung an liebeleerem Leben hinsiechenden Jungfrauengestait recht
r, der dem Hause Wegrath
hemmen, während der wirkliche Vater den Sohn für sich fern liegt. Aber sie traf doch sonst zumeist den rechten, müden,
gibt sich ihm als Vater
verschmachtenden Ton für die atemschwache, abgepeinigte, frühl
zurückzuhalten wünscht. Da bekennt sich Felix ganz zu
kindliche Liebe für sein
dahin welkende Mädchenblüte, der wir unser ganzes Mit¬
Wegrath, und Julian Fichtner geht seinen „einsamen
elix hat sich wohl immer
gefühl entgegentragen. Herr Bauer stellt den lieben alten
Fichtners hingezogen ge¬
Weg“.
braven Wegrath, den Mann mit der unproduktiven, phantasie¬
keit bekannt wird, denkt er
Unsere Zeit ist noch immer so arm an Persönlichkeiten,
losen, aber weichen und empfindungsvollen Künstlerseele, mit den
iterlicher Fürsorge bisher
die ihre Kunst auf eine Weltanschauung abzustimmen suchen,
gewinnendsten Herzenseigenschaften dar; er hätte indeß, wenn an“
d das tragische Geschick
daß wir jede Dichtung von solcher Nachdenklichkeit, von so
seiner Stelle Herr Diegelmann gestanden hätte, aus dem genialen
vollends ihm den Weg,
vertiefter Seelenkunde, voll so feiner und zarter Gedanken wie
Fichtner einen warmblütigen, aller Verzeihung würdigen sympathi¬
hat die Hand eines um sie
ggelassen, und ihre sträu= Schnitzlers „Einsamer Weg“ mit herzlichster Freude, mit reicher
schen Herrenmenschen geschaffen, während Herr Kirch aus ihm
Anerkennung und lebhaftester Aufmunterung begrüßen sollten.
Schriftsteller geschenkt. Ste¬
einen unleidlichen Gecken und hohlen Theatraliker machte.
Wie ist hier Schnitzler seit seiner entzückenden, aber doch im
echselvolles Leben hinter
Herr Fricke als Felix fand eine Reihe tiefer und inniger
Grunde nur mit wienerischer Weichheit anmutig und lieblich
Führte es ihn auf manche
Herzenslöne, ebenso Frl. Lange und Frl. Boch, von denen
tändelnden „Liebelei“ bergan gestiegen! Wie vernunftlos und
ern zur Reife. Er kennt
die erste den Humor, die zweite die Tragik mit Anstand und
5 schließt, etwas in un¬
wie unzart war darum die Kühle des Frankfurter Premieren¬
publikums! Wir stehen hier vor einer der zarlfühlendsten Würde vertrat. Auch Herr Pfeil gab in seiner kleineren
Dichtung ganz Neues und
andere, sondern von an¬
unde besser, edler, als erund tiefsinnigsten modernen Dichtungen, das Großstadt= Rolle als stets hilfsbereiter, aber leider stets ebenso erfolg¬