II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 252

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18. Der 6
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitio
JUDSLAVER
I. österr. behördl. konz, Bureau für Ze tungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus Burger Correspondent
vom: 29. 7.


An demselben Abend brachte auch das Schauspielhaus
ein neues Stück von Arthur Schnitzler, das Schauspiel
„Der einsame Weg“, das, obschon, wie kurz gemeldet,
unsere besten Darstellerkräfte dafür eingetreten waren, keine
wärmere Aufnahme finden konnte. Die sehr gedankenvolle
Konversation vermochte eben nicht völlig für die dramatischen
Mängel aufzukommen. Der Inhalt des Stückes ist folgender:
Nach einem bewegten Leben voll Ruhm und Genuß fühlt
der alternde Maler Julian Fichtner sich leer und unbefrie¬
digt, und es zieht ihn zu Felix. seinem Sohne, den ihm
die Frau seines Freundes, des Akademiedirektors Wegrath,
einst geboren hatte. Wegrath ist eine ehrliche, grundgütige,
aber etwas nüchterne Natur, und als er damals den glän¬
zenderen, hinreißenden Fichtner mit Gabriele, seiner Braut,
bekannt machte, fingen die beiden jungen Seelen bald Feuer.
Wohl wollten sie gemeinsam fliehen, aber Fichtner, der seine
Zukunft durch einen allzu frühen Bund vernichtet glaubte,
floh allein. Wegrath aber heiratete Gabriele und zog Felix,
den er für seinen Sohn hielt, mit gleich liebevoller Sorgfalt auf
wie seine Tochter Johanna, die ihm seine Frau später gebar.
24 Jahre schwieg Gabriele, und erst kurz vor ihrem Tode
macht sie ihrem Sohn, der inzwischen ein lebensfrischer
Offizier geworden ist, einige Andeutungen. Fichtner, der dem
Hause Wegrath seinem Sohn zuliebe nicht völlig fremd ge¬
worden ist, gibt sich ihm als Vater zu erkennen, in der
Hoffnung, kindliche Liebe für sein nahendes Alter zu er¬
werben. Felix hat sich wohl immer zu dem eigenartigen
Wesen Fichtners hingezogen gefühlt; doch als ihm die Wahr¬
heit bekannt wird, denkt er mehr an den. der ihn in väter¬
licher Fürsorge bisher geleitet hat: an Wegrath. Doch erst
das tragische Geschick seiner Schwester Johanna weist ihm
den Weg, den er zu gehen hat. Johanna hat die Hand
eines um sie werbenden Arztes ausgeschlagen und ihre
eigenartig träumerische Liebe einem allernden Schriftsteller
geschenkt. Stephan von Saha hat wie Julian Fichtner ein
wechselvolles Leben hinter sich. Aber nicht wie dieser
führte es ihn zur Leere sondern zur Reife. Kaum hat er
die Zuneigung Johannas erworben, als es ihn weiter treibt
zu einer gefährlichen, aber hohen künstlerischen Genuß ver¬
sprechenden Expedition nach Indien, zu der er auch Feliz
als militärischen Begleiter anwirbt. Doch Saha weiß nicht,
daß seine eignen Tage gezählt sind. Wohl aber weiß es
der junge Arzt und durch ihn Felix und Johanna. Al¬
Saha nun seiner Geliebten die Hand zur Ehe reichen will,
um sie mitzunehmen auf die „weite Reise“ geht sie ihm im
Tode voran. Felix will den schwer getroffenen Wegrath
nicht verlassen und auf die Expedition verzichten. Doch
Wegrath nimmt das Opfer nicht an, er will nicht die Zu¬
kunft des jungen, tatlustigen Offiziers in ihrer Entwicklung
hemmen, während der wirkliche Valer den Sohn für sich
zurückzuhalten wünscht. Da bekennt sich Felix nunmehr
ganz zum alten Wegrath, und Julian Fichtner geht seinen
einsamen Weg“.
Dr. Max Goldschmidt
# Bureau für
Zeitungsausschnitte
Berlin N. 24.
Telephon: III. 3051.
Ausschnitt aus
Hamburgischer Cerresponder
20 SEL 184
P Frankfurter Theater. Aus Frankfurt a. M.,
den 18. September, wird uns geschrieben: Unser Opernhaus,
in das während der Ferienzeit die elektrische Beleuchtung
eingeführt worden ist, hat seit drei Wochen seine Pforten
wfeder geöffnet und gestern auch wieder eine Novität ge¬
bfacht: die Operette „Das Veilchenmädel“, wozu Jos.
Hellmesberger die Musik und die Herren Krenn und C.
gindau den Text geschrieben haben. Das Werk brachte es
gei einer wohlstudierten, temperamentvollen Aufführung zu
kner recht beifälligen Aufnahme, wie sehr sich auch der nur
finigermaßen künstlerische Geschmack und der gesunde
Menschenverstand gegen die Annahme dieses Librettos sträuben
Rüßte. Von der Musik kann man schon besser denken, sie ist
von schmeichelndem Wiener Schlag. Aber ihre Stärke ist
gleichzeitig ihre Schwäche: es ist allzu viel nachempfundener
Johann Strauß darin. Wir meinen den Komponisten der
„Schönen Blauen“. In dieser Hinsicht könnte Hellmesberger
von sich singen wie seine Soubrette Flora, wenn sie sich schon
als Gräfiu träumt: „Ob ich links, ob ich rechts

die Straßen flanier' — Der Johann, der Johann — Ist
immer hinter mir!“
An demselben Abend brachte auch das Schauspielhaus
ein neues Stück von Arthur Schnitzlex, das Schauspiel¬
„Der einsame Weg“, das —#öschon, Wie kurz gemeldet,
unsere besten Darstellerkräfte dafür eingetreten waren, keine
wärmere Aufnahme finden konnte. Die sehr gedankenvolle
Konversation vermochte eben nicht völlig für die dramatischen
Mängel aufzukommen. Der Inhalt des Stückes ist folgender:
Nach einem bewegten Leben voll Ruhm und Genuß fühlt
der alternde Maler Julian Fichtner sich leer und unbefrie¬
digt, und es zieht ihn zu Felix, seinem Sohne, den ihm
die Frau seines Freundes, des Akademiedirektors Wegrath,
einst geboren hatte. Wegrath ist eine ehrliche, grundgütige,
aber etwas nüchterne Natur, und als er damals den glän.
zenderen, hinreißenden Fichtner mit Gabriele, seiner Braut,
bekannt machte, fingen die beiden jungen Seelen bald Feuer.
Wohl wollten sie gemeinsam fliehen, aber Fichtner, der seine
Zukunft durch einen allzu frühen Bund vernichtet glaubte,
floh allein. Wegrath aber heiratete Gabriele und zog Felix,
den er für seinen Sohn hielt, mit gleich liebevoller Sorgfalt auf
wie seine Tochter Johanna, die ihm seine Frau später gebar.
24 Jahre schwieg Gabriele, und erst kurz vor ihrem Tode
macht sie ihrem Sohn, der inzwischen ein lebensfrischer
Offizier geworden ist, einige Andeutungen. Fichtner, der dem
Hause Wegrath seinem Sohn zuliebe nicht völlig fremd ge¬
worden ist, gibt sich ihm als Vater zu erkennen, in der
Hoffnung, kindliche Liebe für sein nahendes Alter zu er¬
werben. Felix hat sich wohl immer zu dem eigenartigen
Wesen Fichtners hingezogen gefühlt; doch als ihm die Wahr¬
heit bekannt wird, denkt er mehr an den. der ihn in väter¬
licher Fürsorge bisher geleitet hat: an Wegrath. Doch erst
das tragische Geschick seiner Schwester Johanna weist ihm
den Weg, den er zu gehen hat. Johanna hat die Hand
eines um sie werbenden Arztes ausgeschlagen und ihre
eigenartig träumerische Liebe einem allernden Schriftsteller
geschenkt. Stephan von Saha hat wie Julian Fichtner ein
wechselvolles Leben hinter sich. Aber nicht wie dieser
führte es ihn zur Leere sondern zur Reife. Kaum hat ei
die Zuneigung Johannas erworben, als es ihn weiter treibt#
zu einer gefährlichen, aber hohen künstlerischen Genuß ver¬
sprechenden Expedition nach Indien, zu der er auch Feliz
als militärischen Begleiter anwirbt. Doch Saha weiß nicht,
daß seine eignen Tage gezählt sind. Wohl aber weiß es
der junge Arzt und durch ihn Felix und Johanna. Als
Saha nun seiner Geliebten die Hand zur Ehe reichen will,
um sie mitzunehmen auf die „weite Reise“, geht sie ihm im
Tode voran. Felix will den schwer getroffenen Wegrath
nicht verlassen und auf die Expedition verzichten. Doch
Wegrath nimmt das Opfer nicht an, er will nicht die Zu¬
kunft des jungen, tatlustigen Offiziers in ihrer Entwicklung
hemmen, während der wirkliche Vater den Sohn für sich
zurückzuhalten wünscht. Da bekennt sich Felix nunmehr
ganz zum alten Wegrath, und Julian Fichtner geht seinen
einsamen Weg“.