II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 257

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18. Der einscne Neg
trifft nicht ein. Dem guten Jungen graust es vor der „in die Ewig¬
Wie anfangs bereits an
kei gezogenen Lüge“ und er wendet sich von seinem natürlichen Vater gegenüber dem Widerspruch
# Theater und Kunst.a um seinem gesetzlichen an die Brust zu sinken. Fichtner ist in dem
Herr Bonno, der sich redl
Kampfe um seinen Sohn unterlegen, vor sich sieht er den einsamen hatie, zum Schlusse im Nam
Weg eines freudlosen Alters. Neben dieser Haupthandlung geht eine
am persönlichen Erscheinen
GL
Lobetheater.
zweite nebenher. Einem gemeinsamen Freunde der Familie Wegrath
danken.
Sonnabend, den 19. November. Zum 1. Male: „Der
und Fichtners. Stephan von Sala, einem zynischen Aestheten, der an
Konzert B#
einsame Weg“. Schauspiel in 5 Akten von Arthur Schnitzler.
reichgedeckter Lebenstasel sitzt und dessen Lebensauffassung ebenfalls
Es dürfte kaum einen
Der geistvolle Weber des „Schleiers der Beatrice“ hat sich bei uns
in egoistische Prinzivien ausklingt, wirft sich Felix' Schwester und
Wegraths wirkliche Tochter, Johanna, eine hysterische „Hellseherin“ Breslauer Publikum in soh
mit seinem neuen Werke einen Erfolg geholt, freilich keinen unge¬
mit stürmischem Drange in die Ferne und nach Taten, vor denen sie gewann am vergangenen S#
teilten. Das Publikum hatte sich in drei ziemlich scharf begrenzte
selbst erschaudern müßte, an den Hals und geht schließlich — die Mo= gefeierten Künstler und den
Lager gespalten: die einen waren enthusiasmiert, andere glaubten
tive sind nicht recht klar — in den Tod. Auch Sala erkennt jetzt, ein vertrautes, beinahe hers
diesen durch demonstrativen Widerspruch ein Paroli bieten zu müssen,
auf wie tönernen Füßen das Gebäude seiner sophistischen Philosovhie Beifall gewöhnlicher Art.
und die Dritten, unter denen die kritischsten Geister saßen, plieben
wurde; das war ein freudig
kühl bis ans Herz hinan. Und sonderbar, sie hatten eigentlich alle
stand und zieht den Selbstmord der schrecklichen Einsamkeit vor.
die herrlichen Gaben eines g
drei Recht, c3 kam ja nur darauf an, ob man in dem Stück den
Das sind die äußerlichen Wesenszüge des Dramas, sein psycho¬
Dichter, den Philosophen und Moralprediger oder den „Bühnen¬
Wie die Ankündigungen
logischer Feingehalt läßt sich natürlich nicht wiedergeben. Die
künstler“ bewertete. Auch im einsamen Weg begegnete uns Schnitzler
zige, welches Hubermann in
Schwächen des Stückes sind mancherlei. Man vermißt vor allen
noch als ein Ringender, als einer, der sehnsüchtig am Ufer eines tiefen
Darnach war das Progr
Dingen die logisch=natürliche Entwickelung der an und für sich kargen
Sees steht u. fern am Horizont das Eiland des gelobten Landes sieht,
erster Linie aus musikalis
Kandlung; man fühlt allzu sehr, daß dem Autor die Personen nur
es fehlt ihm nur noch der sichere Kahn, die Kraft, ihn hinüber zu
Piece von Dvorák
Mittel zum Zweck sind. Und dieser Zweck wird auf Wegen erreicht,
Slab
rudern, fühlt er in sich.
Ebenso fehlt es instrumentaler
der gar zu leicht Widerspruch herausfordert.
Welches der einsame Weg ist? Freue Dich, Menschheit, in
nicht an Unwahrscheinlichkeiten, wie z. B. die erwähnte Episode mit IInteresse erweckt
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Schnitzler ist Dir ein neuer Prophet erstanden, der das Heil des Fa= dem Aquarellbilde, das eine gar zu „sprechende“ Rolle spielt. Die op. 121; einmal
milienlebens kündet, notabene, wenn es sich in der eigenen Familie
ver
meisten der geschilderten Charaktere weisen gar zu häßliche Flecken auf. erscheint, ander
Feuer
abspielt. Euch egoistischen Genußmenschen zeigt Schnitzler ein Spiegel¬
innerlichem, heilig
Wohl kaum einer der Schauspieler fühlte sich wohl in seiner Rolle,
bild voller Wucht und Wahrheit; schaut es aufmerksam an, erschaudert
vermag. Die relativ schwäc
am wenigsten die Hauptbeteiligten. Den harm= und ahnungslosen
und dann geht und tuet Buße.
Professor spielte Herr Stange ziemlich farblos in typischer Pro=lich langsam — Lebhaft
Wegrath und Fichtner sind zwei eng befreundete Künstler, ersterer
fessormaske, seine Frau Gabriele, Frau Gustine, ohne rechten das liegt im Werke
seiner gedanklicher
ein solider Bürger, der andere ein echter Bohemien. Der Solide psychischen Gehalt. Hätte Herr Botz etwas mehr Affekt gegeben, so
Ueberzeugung,
heiratet ein Mädchen, Gabriele, das der andere verführt hat. Mit; hätte man mit seinem Fichtner vollkommen zufrieden sein können.
Die beste Leistung bot Frl. Santen als die leidenschafterfüllte, eine Ausdrucksf
der großen Lüge auf dem Herzen geht sie die Ehe ein und ihr wackerer
auch ein Meist
Gatte, der die Stufenleiter bis zum Direktor der Akademie der bil¬
bysterisch=claire=voyante Johanna. Dem Stephan von Sala des
vierstimmigen,
denden Künste ersteigt, ist glücklich in dem Besitz einer Tochter und
Herrn Wendt fehlte die heroische Weltverachtung, die zum Lebens¬
manns Violin
überdruß führt, und die überzeugende Größe der Ueberlegenheit, die
eines Sohnes; r ahnt nicht und erfährt es auch nicht, daß ihm der
sie, dem kor
philiströsen Moralbegriffen keinen Platz bietet. Zu weich war Herr
Teufel ein Kuckucksei ins Nest gelegt hat, denn sein Sohn — ist es
der ganze, arc
eben nicht. Fichschweift in der Welt umher, und als er gealiert
Bernau als Felix, während Herr Johow als Doktor Reumann,
der gute Genius der Familie Wegrath und verschmähter Freier Jo= wird tonlich von
zurückkom't, er###er daß Gabriele tot ist. Jetzt erwacht in ihm die

Sehnsucht nach seinem Sohn, sein Herz reklamiert ihn stürmisch. Aus
hannas, sich nicht recht in dem Charakter der Partie zurechtfand. Die gespiegelt; hierfü
einem von Fichtner gemalten Aquarellbilde liest Felix — so heißt das
dankbarste Rolle war Frl. Mayer als Irene Herms, eine ledige ders berücksichtigen
den zu
Kind der Liebe — das Geheimnis seiner Existenz heraus, Fichtner legt! Episodendame mit liebedürstigem Herzen und naibem Humor, zuge= Satz die Eigenheiten der
vor seinem Sohn eine Generalbeichte ab, aber was ersterer erhofft,fallen. Nur ein bißchen zu jugendlich für ihr dazustellendes Alter gab erblüht in romantischer Prac
die Stimme des Blutes in Felix werd zu seinen Gunsten sprechen, sie sich, sonst aber war sie ein reizendes, echt „wianersch Blut“. Pruhiger Schönheit dahinflie