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das Interesse auf eine einzige Gestalt zu konzentrieren. Er führte noch
eine zweite ins Treffen, und er zersplitterte so die Handlung und damit
Die Teilnahme der Hörer. Weniger wäre auch hier mehr gewesen! Diese
eine Gestalt ist der Maler Julian Fichtner. Als ein ruheloser Genu߬
meusch ist er durchs Leben gestürmt, seine Jugend, seine Mannesjahre
sinv ihm in einem Rausch von Zärtlichkeit und Leidenschaft, „ja von
Macht“ verflossen, und die Blumen der Liebe hat er nur gepflückt, um
sie dann achtlos fortzuwerfen. Auch an seinem Freunde Wegrath hat er
einen Verrat begangen; wenige Wochen vor der Vermählung hat er ihm
die Braut verführt. Wohl hatten die Sündigen die gemeinsame Flucht
verabredet; aber in letzter Stunde hat er erkannt, welche Last er dann
mit auf seinen Lebensweg werde schleppen müssen, und in der Sehn¬
sucht, sein Dasein in froher Ungebundenheit weiterzuführen, läßt er die
Verführte vergebens harren und flieht in die Ferne hinaus. So wird
sie die Gattin des getäuschten Freundes, das Kind Fichtners unter dem
Herzen. Niemand ahnt den ungeheuren Betrug, selbst dann nicht, als
Fichtner zehn Jahre später das Haus des Freundes wieder aufsucht.
In Freundschaft bleibi er den Eltern wie den Kindern verbunden. Da,
nach weiteren dreizehn Jahren, kehrt er nach einem unsteten Wanderleben
wieder heim, er hört, daß die Mutter seines Sohnes gestorben, und
nun regt sich in ihm, dem völlig Vereinsamten, das Begehren, diesen Sohn
auch ganz besitzen zu dürfen. Wenigstens den Rest seines Lebens will
er nicht mehr in öder Verlassenheit gehen, und so sucht er, den Sohn an
sich zu fesseln. Aber, erschreckt durch den Betrug, der hier begangen,
durch die Lüge, die hier ins Ewige gezogen ist, wendet sich dieser von ihm.
und der einst so kaltherzige Egoist muß nun erkennen, daß ihm seine!
Selbstsucht zum Verhängnis geworden ist, daß er schmerzvoll und allein
ifortan seine Straße ziehen muß.: Neben diese Gestalt hat Schnitzler eine
zweite gestellt, die wohl die gleichen Anschauungen vertritt, nur in edlerer,
künsilerisch stilisierter Auffassung, den Dichter Stephan von Sala. Es
ist der Typus jenes Jungwienertums, das spielerisch von allen Freuden des
Lebens schlürft, und doch über alle seine Tiefen anteillos hinweggleitet,
getreu jener Doktrin, die ihr großer Meister Nietzsche aufgestellt hat: „Nicht
an einer Person hängen bleiben, und sei sie die geliebteste — jede Person
äst ein Gefängnis — oder ein Winkel.“ Auch dieser Lebenskünstler scheitert
mit seiner Theorie, wenn er es sich auch selbst nicht voll eingestehen
will. Auch er muß in letzter Stunde, da ein liebendes, hochherziges
Mädchen um seinetwillen in den Tod geht, erkennen, daß er ein liebeleeres,
Dasein geführt bat. „Anderen mögen unsere Torheiten, sagt er, unsere
Niederträchtigkeiten verborgen bleiben, uns selber nie. In unseren tiefsten
Seelen wissen wir immer, woran wir mit uns sind“. Auch dieses
Mädchen, Johanna, die Tochter des betrogenen Gatten, ist eine reizvolle
und interessant gestaltete Erscheinung. Mächtiger wie in Anderer Seele
lebt in ihr der Drang, der nach Faust uns allen eingeboren ist, der
Drang in die Ferne. In rätselhafte Weiten begehrt sie hinaus, von
allen Lebensstürmen möchte sie sich treiben lassen, und sie freut sich
arauf, später einmal vor sich selbst erschauern zu müssen. Dazu eine
shellseherische Gabe, den nahen Tod zu erkennen, und ein stürmendes
Temperament. So flattert sie dem selbstsüchtigen Aestheten als eine
willkommene Beute in die Arme. Und sie geht ins
Wasser, als sie erkennt, daß er, der unheilbar Herz¬
kranke, ein verlorener Mann ist. — Die übrigen Gestalten
sind farbloser; aber sie sind trotzdem sicher und scharf gezeichnet. Da ist
der Sohn, ein Offizier, voll warmer, jugendfrischer Herzensregungen, der
Vater, ein pflichttreuer, nur den Seinen lebender „Kunstbeamter", und
endlich der moralkorrekte Arzt, der eine stille Liebe für Johanna birgt. —
Als eine heitere Episode erscheint eine Schauspielerin, die auch zu Fichtner
einst in Beziehungen gestanden und die nun halb schmerzliche, halb drollige
Reminiscenzen feiert. Die Frucht dieser Liebe, ein Kind, hat sie sich
verscherzt und sie krankt, gleich ihrem einstigen Geliebten, jetzt an
der Sehnsucht
nach dem Kinde. Aber als die markantesten
Figuren ragen
eben jene beiden Verfechter des selbstherrlichen
Lebensgenusses hervor. Und diese Duplizität der Typen, deren
Schicksale doch so sehr verschieden sind, daß sie eigentlich den Stoff für
zwei Dramen geben, scheint mir, wie ich oben schon andeutete, der Haupt¬
ffehler des Werkes. Und noch ein Leitmotiv klingt mit, das so vielen der
Schnitzlerschen Gebilden eigen: die These, daß eine verhüllende Lüge der
erbarmungslosen Wahrheit vorzuziehen sei, für die das treffendste Wort
Schiller geprägt hat: „Nur der Irrtum ist das Leben und das Wissen ist
der Tod.“ — Das Werk stelli die Schauspieler wie die Regie vor eine
überaus schwere Aufgabe. Am besten löste sie Frl. Mayer, die für die
alternde, in wehmütigen Erinnerungen schwelgende Schauspielerin vor¬
züglich jenen Ton traf, der eigentlich allen andern Darstellern fehlte: die
Wienerische Note. Herr Wendt gab den schöngeistigen Egoisten Sala
mit seinem Verständnis und weltmännischer Gewandtheit — nur den
Hauch leiser Melancholie, der über der Figut liegt, ließ er ein wenig
vermissen. Prächtig war Herr Botz als Fichtner in den ersten Akten;
iin den beiden letzten hätte der Schmerz um den fortstrebenden Sohn eine
sstärlere Beionung vertragen. Den jungen Offizier selbst spielte
Herr =Bernau mit vornehmer Wärme. Dem philiströsen Professor,
das Interesse auf eine einzige Gestalt zu konzentrieren. Er führte noch
eine zweite ins Treffen, und er zersplitterte so die Handlung und damit
Die Teilnahme der Hörer. Weniger wäre auch hier mehr gewesen! Diese
eine Gestalt ist der Maler Julian Fichtner. Als ein ruheloser Genu߬
meusch ist er durchs Leben gestürmt, seine Jugend, seine Mannesjahre
sinv ihm in einem Rausch von Zärtlichkeit und Leidenschaft, „ja von
Macht“ verflossen, und die Blumen der Liebe hat er nur gepflückt, um
sie dann achtlos fortzuwerfen. Auch an seinem Freunde Wegrath hat er
einen Verrat begangen; wenige Wochen vor der Vermählung hat er ihm
die Braut verführt. Wohl hatten die Sündigen die gemeinsame Flucht
verabredet; aber in letzter Stunde hat er erkannt, welche Last er dann
mit auf seinen Lebensweg werde schleppen müssen, und in der Sehn¬
sucht, sein Dasein in froher Ungebundenheit weiterzuführen, läßt er die
Verführte vergebens harren und flieht in die Ferne hinaus. So wird
sie die Gattin des getäuschten Freundes, das Kind Fichtners unter dem
Herzen. Niemand ahnt den ungeheuren Betrug, selbst dann nicht, als
Fichtner zehn Jahre später das Haus des Freundes wieder aufsucht.
In Freundschaft bleibi er den Eltern wie den Kindern verbunden. Da,
nach weiteren dreizehn Jahren, kehrt er nach einem unsteten Wanderleben
wieder heim, er hört, daß die Mutter seines Sohnes gestorben, und
nun regt sich in ihm, dem völlig Vereinsamten, das Begehren, diesen Sohn
auch ganz besitzen zu dürfen. Wenigstens den Rest seines Lebens will
er nicht mehr in öder Verlassenheit gehen, und so sucht er, den Sohn an
sich zu fesseln. Aber, erschreckt durch den Betrug, der hier begangen,
durch die Lüge, die hier ins Ewige gezogen ist, wendet sich dieser von ihm.
und der einst so kaltherzige Egoist muß nun erkennen, daß ihm seine!
Selbstsucht zum Verhängnis geworden ist, daß er schmerzvoll und allein
ifortan seine Straße ziehen muß.: Neben diese Gestalt hat Schnitzler eine
zweite gestellt, die wohl die gleichen Anschauungen vertritt, nur in edlerer,
künsilerisch stilisierter Auffassung, den Dichter Stephan von Sala. Es
ist der Typus jenes Jungwienertums, das spielerisch von allen Freuden des
Lebens schlürft, und doch über alle seine Tiefen anteillos hinweggleitet,
getreu jener Doktrin, die ihr großer Meister Nietzsche aufgestellt hat: „Nicht
an einer Person hängen bleiben, und sei sie die geliebteste — jede Person
äst ein Gefängnis — oder ein Winkel.“ Auch dieser Lebenskünstler scheitert
mit seiner Theorie, wenn er es sich auch selbst nicht voll eingestehen
will. Auch er muß in letzter Stunde, da ein liebendes, hochherziges
Mädchen um seinetwillen in den Tod geht, erkennen, daß er ein liebeleeres,
Dasein geführt bat. „Anderen mögen unsere Torheiten, sagt er, unsere
Niederträchtigkeiten verborgen bleiben, uns selber nie. In unseren tiefsten
Seelen wissen wir immer, woran wir mit uns sind“. Auch dieses
Mädchen, Johanna, die Tochter des betrogenen Gatten, ist eine reizvolle
und interessant gestaltete Erscheinung. Mächtiger wie in Anderer Seele
lebt in ihr der Drang, der nach Faust uns allen eingeboren ist, der
Drang in die Ferne. In rätselhafte Weiten begehrt sie hinaus, von
allen Lebensstürmen möchte sie sich treiben lassen, und sie freut sich
arauf, später einmal vor sich selbst erschauern zu müssen. Dazu eine
shellseherische Gabe, den nahen Tod zu erkennen, und ein stürmendes
Temperament. So flattert sie dem selbstsüchtigen Aestheten als eine
willkommene Beute in die Arme. Und sie geht ins
Wasser, als sie erkennt, daß er, der unheilbar Herz¬
kranke, ein verlorener Mann ist. — Die übrigen Gestalten
sind farbloser; aber sie sind trotzdem sicher und scharf gezeichnet. Da ist
der Sohn, ein Offizier, voll warmer, jugendfrischer Herzensregungen, der
Vater, ein pflichttreuer, nur den Seinen lebender „Kunstbeamter", und
endlich der moralkorrekte Arzt, der eine stille Liebe für Johanna birgt. —
Als eine heitere Episode erscheint eine Schauspielerin, die auch zu Fichtner
einst in Beziehungen gestanden und die nun halb schmerzliche, halb drollige
Reminiscenzen feiert. Die Frucht dieser Liebe, ein Kind, hat sie sich
verscherzt und sie krankt, gleich ihrem einstigen Geliebten, jetzt an
der Sehnsucht
nach dem Kinde. Aber als die markantesten
Figuren ragen
eben jene beiden Verfechter des selbstherrlichen
Lebensgenusses hervor. Und diese Duplizität der Typen, deren
Schicksale doch so sehr verschieden sind, daß sie eigentlich den Stoff für
zwei Dramen geben, scheint mir, wie ich oben schon andeutete, der Haupt¬
ffehler des Werkes. Und noch ein Leitmotiv klingt mit, das so vielen der
Schnitzlerschen Gebilden eigen: die These, daß eine verhüllende Lüge der
erbarmungslosen Wahrheit vorzuziehen sei, für die das treffendste Wort
Schiller geprägt hat: „Nur der Irrtum ist das Leben und das Wissen ist
der Tod.“ — Das Werk stelli die Schauspieler wie die Regie vor eine
überaus schwere Aufgabe. Am besten löste sie Frl. Mayer, die für die
alternde, in wehmütigen Erinnerungen schwelgende Schauspielerin vor¬
züglich jenen Ton traf, der eigentlich allen andern Darstellern fehlte: die
Wienerische Note. Herr Wendt gab den schöngeistigen Egoisten Sala
mit seinem Verständnis und weltmännischer Gewandtheit — nur den
Hauch leiser Melancholie, der über der Figut liegt, ließ er ein wenig
vermissen. Prächtig war Herr Botz als Fichtner in den ersten Akten;
iin den beiden letzten hätte der Schmerz um den fortstrebenden Sohn eine
sstärlere Beionung vertragen. Den jungen Offizier selbst spielte
Herr =Bernau mit vornehmer Wärme. Dem philiströsen Professor,