II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 278

W
18. Der einsane eg
Sehen. Lnd, amern. 131—133, runder 148
chmälern
bis 152 frei Wagen.
des Wannsee¬
Erbsen, inl. und ausl. Futterware, mittel 163—169,
sondern sogar
fein und Teubenerbsen 170—179 ab Bahn und frei
srechts einge¬
Wagen. Weizenmehl 00 23,50—25; Roggenmehl
Rundschreiben
0+1 20.60—22,20; Weizenkleie, grob und fein 10,50
Januar 1897
bis 11,10.
khr befugt sei,
rks eine Kon¬
Stadt gegen
diesen Verdacht — wenn auch nur auf der Suche
man sagen
nach einem Vorwand — aufgreifen kann. Immer
dieser
muß die Emilia in des Jago Argwohn stehen,
I ge¬
muß ihn dadurch aufregen, reizen, in Rage brin¬
wern
aher¬
gen. Dann wird die Grobheit auch begreiflich,
mit der sie der stets beleidigte, stets mißtrauische
dim
Gatie behandelt. So tüchtig sie, rein schauspiele¬
äßige
risch, als Emilia wirkte, so wenig war Frau
aub'
Butze in dieser Rolle an ihrem Platz. Eine süßere
ort¬
Desdemona als Frau Willig hab ich mein Tage
ld“
nicht gesehen. Sie war so süß wie Streuzucker,
er
so süß, wie nur die süßesten Dinge beim Konditor
n.
sein können. So mundgespitzt und augenverdreht
icke
und übergeziert süß, daß man bei dieser kandier¬
er
ten Desdemona anfing nach Bitternissen zu
schmachten. Herr Staegemann als Cassio reizend.
1
Man kann es nicht anders sagen: reizend. Jüng¬
linghafte Anmut. Pagentrotz und =Unband, das
iche
Aufkeimen und Spüren junger Männlichkeit. All
dem
das sehr menschlich und beinahe ganz ohne
rn,
Theaterei. Bleibt der Othello des Herrn Mat¬
n.
kowski. Auffallend war sein Streben nach Ein¬
ten
fachheit; sein Suchen nach natürlichen, fein ge¬
fer¬
stuften Uebergängen. Wo er sie fand, gab er
er
Wirkungen, denen man sich nicht zu entziehen
vermag, lieh er dem Mohren eine adlige Würde,
eine seelische Schönheit von strömendem Glanz.
Dazwischen brach das Deklamatorische oft aus
seiner Heldenbrust hervor, dröhnend, daß die
hn
Wände bebten. Und aus dem Deklamatorischen
den
ein paar Male das Tenorhafte, das fatale Tenor¬
ohl
hafte. Hätte er in solchen Augenblicken ange¬
hmen.
fangen zu trillern, man wäre gar nicht erstaun
un¬
gewesen.
dann:
kaum merk¬
Nicht bloß.
Im Deutschen Theater ein halb gelungener,
halb mißratener Abend. „Die Mitschuldigen“
Ich habe der
von Goethe. Ein totgeglaubtes Stück, das
zugesehen ...“
wieder lebendig wurde. Hier ist alles er¬
Wesen, seiner
Kameradschaft
greifend. Die junge, eben erst erwachte und
im Erwachen auch schon lächelnde Lebens¬
iß. Auch die
weisheit des jungen Goethe. Seine juvenile
gsein. Jung,
Befangenheit in der Tradition. Der altväterliche
uß sie's be¬
Duft von Puder, Allongeperrücken und
Jago den
erdacht hat, summetrischer Zierlichkeit, der hier den arößten
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——
der Ludwig Loweschen
Krach der rechten Seite des Hause
fabriken übernommen — praktische Kenntnisse
abgebettelt hatte, und nicht bloß da
des Verwaltungswesens erworben hatte. Im
er stimmte auch allen jenen verkehrs
Juni 1902 ward er als Thielens Nachfolger
Maßnahmen zu — wie der Erhebung
in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten
fahrtsabgaben auf den offenen St
berufen, aber noch nicht vier Jahre der Minister¬
welche die Konservativen als Lohn fi
tätigkeit waren ihm beschieden. Seit Jahr und
willigung des Kanalstummels forder
Tag schon konnte er seines zehrenden Leidens
hundertfünfzig Jahren ein Begriff
aller Menschen noch umschwebt. Und durch¬
worden ist, vermag es nicht, immer
schimmernd schon der freie Naturalismus seiner
denken, wie kühn dieses Lustspiel ein
Anschauung. Ihm sind alle diese Familien ein
(vor dritthalb hundert Jahren) und i
wenig wurmstichig. „Wie viele Familien habe ich
stande, sich unaufhörlich zu besinn
schon näher und ferner durch Banqueroute, Ehe¬
Jolge Molière gehabt hat. Man lan
scheidungen, verführte Töchter, Morde, Haus¬
halten zu Gnaden. Und man den
diebstähle, Vergiftungen entweder ins Verderben
uns heute dieses Spiel? Weiland
stürzen oder auf dem Rand kümmerlich erhalten
wigs Wurstltheater. Mehr nicht,
sehen, und hatte, so jung ich war, in solchen
Gnaden! Ein verfehltes Unternehr
Fällen zur Rettung und Hilfe öfter die Hand
Aufführung. Doppelt verfehlt mit
geboten .. Ihm ist Alceste doch nur der noble
lind als Tartüff. Frank Wedekind
Kavalier, dem zuletzt jedes Mittel recht ist, die
lent zum Schauspieler zu haben. Wa
kleine Wirtstochter zu besitzen. Spricht er zu
Da er so zäh daran festhält, bezw
der Bürgerlichen, der er von seiner Standeshöhe
gar nicht; bezweifle es nicht, wenn
herab auch den Diebstahl zutraut, verliebt in
von seinem Rang, im Mensch von sei
lyrischen Worten, so hats nicht viel auf sich.
tät, aus irgend einer inneren Quells
Man war in den Tagen der Schäferspiele ge¬
versicht schöpft. Was ihn bisher hinde
wöhnt, bei solchem Anlaß die Pfeifen gleich ganz
Empfindlichkeit, sein Lampenfieber.
hoch zu stimmen. Sophie flötet in denselben
kleinen, wichtigen und scharfen
Tönen, die von Edelmut nur so vibriren und
überwinden. Es mußte schonend beh
fügt sich dann doch gerne dem Lüderjahn von
mußte davor beschützt bleiben, durch
Gatten Da ist dann wieder die jugendlich¬
Mißerfolg noch schlimmer, vollends
naive Verve des „Schwamm drüber“ ergreifend.
bar zu werden. Wedekind als Tartü
mit der Goethe ein wenig frech und verächtlich
zwei Akte lang angekündigten, zwe
diese Figürchen abtut, sie nasenstübernd par¬
erwarteten Stückträger exponiert zu
donniert und von der Szene fegt. Die Regie
Reinhardts Fehler. Frank Wedekt
ging diesmal ganz aufs Inwendige, auf die
dieser Rolle gar nicht kritisiert #
Menschlichkeiten dieses Gedichtes, fand dann von
wenn er sie schlecht, wenn er sie fal
hier aus seine zierliche äußere Form und führte
sie überhaupt gespielt hätte! Abe
die Mitschuldigen auf, wie man ein altes
Zustand krampfartiger, fast schor
Konzertstück spielt, mit reduziertem Orchester,
folgungswahn streifender Befangen
mit sordinierten Geigen, oder wie man etwa
er froh sein, daß es ihm gelang,
eine alte Serenade auf dem Spinett begleitet,
oder wie man eine Sarabande tanzt. Da waren
Text ohne Unfall aufzusagen.
die Alexandriner von einer leichtsinnigen Herz¬
lichkeit beseelt (niemand traf das besse: als
Weil wir gerade von Reinhaf
Frl. Höflich), da waren alle Bewegungen
In diesen Tagen ist eine Broschür
huschend, mühelos stilisiert, leise parodistisch
die ernsthaft den Titel führt: „De
dabei und von einem musikalischen, menuett¬
hardt oder der künstlerische B#
haften Rhythmus. Und die Szene erinnerte
Deutschen Theaters zu Berlin". De
mit ihren Interieurs, wie mit ihren Figuren,
Broschüre: „Geschmacksverderber",
an die traulichen Stiche von Chodowiecki.
„literarischer Abenteure
ling",
Hierauf „Der Tartüff“. Aber man ver¬
Kampfmittel: „Ein intimer Freun
mag sich's wirklich nicht beständig vorzuhalten,
wie ehrwürdig diese Gestalt, wie sie seit zwei= äußerte ...“ — „Ein mir bekan