II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 302

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18. Der einsane neg box 23/3
—. Jeuer. um so nehr hberrascht, dis sich die Keeinung von
Zwei Frauen hatten sein Leben mit den Lichtern] ihm Sala sein Verhältnis zur Selbstmörderin
ihrer Liebe erhellt. Irene Herms, die Schau¬
mitteilt, dem stolzen und einsamen Genießer das
spielerin, hat er fortgejagt, wegen einer leichten
Todesurteil, sagt ihm, daß sein Herz, das nur
Abirrung der Sinnlichkeit, die er sich selbst ohne
für sich selbst schlug, müde geworden ist. Ein
einen Augenblick des Bedenkens selbstherrlich ge¬
Duell mit einer vergifteten Kugel... Allein, auch
stattete. Ihr Kind durfte nicht geboren werden
jetzt verliert jener kalte Einsiedler nicht seine
und die Arme sehnt sich nun vergeblich nach der
Ruhe. Er beschließt mit einer stilistischen Be¬
merkung, einigen kühlen Worten, deren Geist
geliebten Bürde der Mutterschaft, nach dem
wie Eisblöcke schimmert, sein Leben. Vielleicht
Sinne ihrer Hingebung, den seine Selbstsucht ihr
ist's nur Pose — vielleicht hat seine letzte Stunde
gestohlen hat. Die andere, die er ohne Abschied
hoffnungslose Thränen über sein Leben, das die
verließ, un auf den belebten Weg des Erfolges
erlesensten Genüsse schmückten und das unbeweint
zu eilen, hat seinem Kinde einen anderen Mann
bleiben wird. Vielleicht jedoch sagt sich Sala,
zum Vater gegeben, einen schlichten, braven
daß nicht nur das Dasein der Selbstlinge, nein,
„Kunstbeamten“, dessen Art es ist, einfach und
auch das Leben der Bösen und Guten — besser:
zärtlich zu sein, der so unermüdlich auf dem Wege
der Starken und Schwachen — daß unser aller
der Pflicht geht, bis er dessen Ziel erreicht: die
Leben ein einsamer Weg ist.
Liebe. Ein alternder, einsamer Mann will seinen
Sohn, auf den er kein anderes Recht hat, als
Dies Trauerspiel, das von Weisheit über¬
jenes des Blutes, das geheim blieb. Der falsche
tropft und in jedem Wort die Handschrift eines
Vater jedoch — ist es nicht gerade der echte?
Dichters, eines noch kaum genug verehrten
Die Frau ist tot; und aus ihrem Bilde, das
Dichters, zeigt, mußte drei Jahre warten, bevor
Fichtner einst malte, blickt den Sohn die Wahr¬
es hier zur Aufführung kam. Wien=Berlin und
heit an. Allein es ist „eine Wahrheit ohne
Berlin=Wien sind kleinere Entfernungen als
Kraft“. Sein Herz bleibt jenem Vater, der ihn
jene von einer Dichterwohnung bis zum
sich in einem Leben voller Treue erobert hat. An
Franzensring. Und im Burgtheater, mit
ihn wird seine Zärtlichkeit denken, wenn er in
Sonnenthal und der Hohenfels als
fferne Länder zieht. So bleiben alle einsam.
Vater und Mutter Wegrath, Korff und der
Zwischen diesen Menschen, die einander wert
Medelsky als ihren Kindern, Kainz als
und scheinbar innig gesellt sind, liegen heimliche
ein hoher Gewinn noch für die Feiertage später
Lügen und grenzenlose Klüfte. Wenn die sich
rufen, verhallen ihre Stimmen ungehört. Sie
Jahre sein. Die Berliner haben für Schnitzler,
frieren und erfrieren in der Ahnung des schreck¬
nun einmal nicht das Wesen. Auch machte
#lichen, unbegreiflichen Alleinseins, des Neben¬
Reicher aus
dem erobernden Künstler
einander, über das nur armselige Brücken aus
Fichtner einen salbungsvollen Rabbiner. In
Worten führen. Bloß Sala, der Dichter, weiß
seiner blutleeren Art erwies sich Herr Stieler
als sein Blut. Frau Triesch war sehr ent¬
ohne Klagen seinem herzlos genießenden
Artistenleben den Schlußpunkt zu setzen.
sprechend, Herr Sauer fand den Ausdruck
für die bezwingende Güte Wegraths. Frau
Johanna Wegrath, die Schwester jenes Jüng¬
Lehmann als Irene Herms, vor allem der
#lings zwischen zwei Vätern, ist seine Geliebte
herrliche, bedeutende Bassermann als
geworden und tötet sich, weil sie ihn totkrank,
verloren weiß. Das seltsame Mädchen hört den
Sala schienen Gäste in dem Ensemble. Die im
Tod bereits, wenn er im Garten seine Sense
wesentlichen unzureichende Aufführung durch die
über den Kies streifen läßt. Und sie liebt bloß Berliner gibt Herrn Schlenther Gelegen¬
(Gesundheit und Leben. Ihr Bruder spricht, dal heit zu einem Triumvb über sie. Hoffentlich

An enr ste. C wäre so schon, wieder einmal auf
Wien stolz sein zu dürfen.