18. Der einsane Neg box 23//3
vollzieht sich in einem vornehmen Halbdunkel, in einer!
Johanna einen ganz sachten Flirt, kaum die Stizze eines
lovellen
künstlich getrübten Atmosphäre, welche den Umrissen jeg¬
Flirts, bemerken zu können. Gesprochen wird noch von
einem anderen Hausfreund, Julian Fichtner, der gleich¬
liche Schärfe benmmt, mit lassem Ausdruck und lässiger
in der
falls Maler ist, aber im Gegensatz zu dem bloß tüchtigen
Gebärde. Die auftretenden Figuren scheinen vor ihrer
eigenen Stimme zu erschrecken. Jedes Wort kriegt seinen
Wegrath ein Genie, und daher mehr in der Welt herum¬
#gsnummer:
spaziert als arbeitet. Wenn man nun das Stück nicht
Dämpfer, jedes Gesicht seine Maske, jedes Flämmchen
Seite 31 und 32 bringen wir die
vorher gelesen hat, so wird man aus diesem ersten Akt
seinen Lichtschirm. Um nur auf etwas rein Aeußerliches,
setzung der Erzählung
sehr schwer erraten, daß einst zwischen Julian und
ganz Nebensächliches hinzuweisen: in keinem Stücke wird
Gabriele sehr intime Beziehungen bestanden, daß dieses
so viel geraucht, und zwar Zigarette, was gebieterisch den
64
Kunstgenie der natürliche Vater des Lieutenants Felix ist,
Grevalcore
Plauderton erheischt. Kaum ist einer von den Herren
erschienen, dampft er auch schon seine Wölkchen in die
und doch beruht auf dieser Voraussetzung das ganze
von
Stück, zum mindesten dessen bessere Hälfte. Frau Gabriele
Luft. Und zwischen den Kringeln, vom bläulichen Dunst
ist schwer krank, sie stirbt auch schon im nächsten Zwischen¬
interessant verschleiert, gleiten die Menschenschicksale hin
Neera.
akt, und aus einem flüchtigen Seitengespräch zwischen ihr
und wieder. Man liebt bei der ersten Zigarette, man
und Dr. Reumann entnehmen wir, daß sie diesem ihrem
wird bei der zweiten wieder vernünftig, und bei der
vorliegende Nummer
Hausarzt ihr Geheimnis gebeichtet hat. Da hätte sich
letzten stirbt man vielleicht. Die Figuren selbst scheinen
folglich Gelegenheit geboten, es kurz und bündig zu sagen,
tt“: „Die Erinnerungen
Zigarettenhülsen zu sein, gefüllt mit Geist und ein bischen
daß Julian vor Zeiten der Geliebte dieser Frau gewesen
Gefühl, verpufft in einem Augenblick. Sie tun alles mit
schen Diplomaten in Ru߬
und wie der Roman entstanden; aber auch hier wird nur
einer absichtlichen Oberflächlichkeit, mit halben Schritten
D. Whites Memoiren.) Von S. M.
angedeutet, angetupft, erfahren wir nur so im allgemeinen,
und Viertelsworten, tändeln mit dem Fatum, trödeln
daß das Familienglück der Wegraths auf einer Lüge er¬
mit der Leidenschaft, liebeln und küsseln, und ihr Leben
hen von H. G. Wells.“ Von
baut wurde und daß diese Lüge nach der kühnen
ist ein ewiges Träumen oder eben auch nur ein
rt v. Lendenfeld (Prag).
Meinung des Herrn Dr. Reumann eine verehrungswür¬
Träumeln. Am Ende dann der elegante Abschied vom
dige Lüge ist, denn Jahre lang habe sie den Frieden des
problem.“ Von Professor
Leben, auch er in sansten Halbtinten angedeutet. Es
Hauses getragen, während die Wahrheit ihn zerstören
mag ja sein, daß sich bei manchem der persönliche Ge¬
nkel (Gießen). Literarische
müßte. Dieser Mann der Wissenschaft ist nicht bei Ibsen
schmack gegen eine so subtile Bühnenkunst wendet, sicher
ndete Bücher. Seite 31 bis 42.
in die Schule gegangen.
ist aber auch, daß es nicht dem nächsten besten gelingt,
Nach einer Exposition, die mehr verschweigt als ent¬
ein ziemlich lang gedehntes Stück auf diese zarte, durch
ng des Romans „Die gute Zeit“
hüllt, geraten wir mit dem zweiten Akt in etwas helleres
fünf Akte hinzitternde Mollstimmung abzutönen, und
Licht. Julian ist von seiner letzten Reise durch Genieland
zweifellos ist es, daß sich hierin eine eigenartige dichte¬
U, Mitglied der französischen Aka¬
heimgekehrt. Die Nachricht vom Tode Gabrielens bewegt
rische Begabung ausspricht.
ihn, ohne ihn zu erschüttern. Da erscheint Felix bei ihm,
Von besagten fünf Akten möchten wir allerdings nur
und in seinem Herzen rührt sich verspätete Vaterfreude.
die drei ersten gelten lassen, und auch von diesen dreien
Auf ihrem Totenbett hatte Gabriele von einem Bilde ge¬
illeton.
will uns der allererste nicht behagen. Wenigstens hier im
sprochen das Julian in ihrer Jugend gezeichnet, und
Anfang sollte doch wohl volle Klarheit herrschen. Eine
dieses Bild möchte Felix sehen. Er vertieft sich in dessen
Exposition erfordert Licht und Luft, und wenn man schon
r einsame Weg.
Anblick. Je länger er es betrachtet, um so lebendiger wird
die gemeine Deutlichkeit ihr nicht gönnen will, sollte man
en von Arthur Schnitzler, Gesamt¬
es ihm. Die Züge gewinnen einen seltsamen Ausdruck,
Berliner Lessing=Theaterz.)
sie doch nicht geradezu in Dünkel hüllen. Wir befinden
die Lippen sprechen, die Augen scheinen ein Geheimnis
uns im Hause des Professors Wegrath, eines Malers,
leugnen, es ist eine höchst feine,
beichten zu wollen. Und wenn er über sie hinweg in die
eines Akademiedirektors. Wir sehen seine kranke Frau
diesem anderswo oft gespielten,
Augen Julians sieht, erfaßt ihn ein seltsames Ahnen.
Gabriele, seine beiden Kinder, Felix, den Lieutenant, und
aufgeführte Stücke von Arthur
Kaum zwei Worte werden zwischen den beiden gewechselt,
die etwa zwanzigjährige Johanna. Ein Hausfreund stellt
ergreift. Da werden die grausamsten
und sie genügen Felix, den Zusammenhang zwischen
sich vor, ein Herr v. Sala, reicher Mann ohne eigentlichen
eschieht Trauriges und Traurigstes
diesem Mann und diesem Bild zu erraten. Ein Blick noch¬
das Menschenleben auch nicht viel Beruf, zeitweilig ein Dichter und allezeit autonomer
rblutigsten Traaödie. Aber alles! Lebenskünstler, und wir alauben, zwischen ihm und und er weiß alles. Die Szene ist meisterlich gemacht und
vollzieht sich in einem vornehmen Halbdunkel, in einer!
Johanna einen ganz sachten Flirt, kaum die Stizze eines
lovellen
künstlich getrübten Atmosphäre, welche den Umrissen jeg¬
Flirts, bemerken zu können. Gesprochen wird noch von
einem anderen Hausfreund, Julian Fichtner, der gleich¬
liche Schärfe benmmt, mit lassem Ausdruck und lässiger
in der
falls Maler ist, aber im Gegensatz zu dem bloß tüchtigen
Gebärde. Die auftretenden Figuren scheinen vor ihrer
eigenen Stimme zu erschrecken. Jedes Wort kriegt seinen
Wegrath ein Genie, und daher mehr in der Welt herum¬
#gsnummer:
spaziert als arbeitet. Wenn man nun das Stück nicht
Dämpfer, jedes Gesicht seine Maske, jedes Flämmchen
Seite 31 und 32 bringen wir die
vorher gelesen hat, so wird man aus diesem ersten Akt
seinen Lichtschirm. Um nur auf etwas rein Aeußerliches,
setzung der Erzählung
sehr schwer erraten, daß einst zwischen Julian und
ganz Nebensächliches hinzuweisen: in keinem Stücke wird
Gabriele sehr intime Beziehungen bestanden, daß dieses
so viel geraucht, und zwar Zigarette, was gebieterisch den
64
Kunstgenie der natürliche Vater des Lieutenants Felix ist,
Grevalcore
Plauderton erheischt. Kaum ist einer von den Herren
erschienen, dampft er auch schon seine Wölkchen in die
und doch beruht auf dieser Voraussetzung das ganze
von
Stück, zum mindesten dessen bessere Hälfte. Frau Gabriele
Luft. Und zwischen den Kringeln, vom bläulichen Dunst
ist schwer krank, sie stirbt auch schon im nächsten Zwischen¬
interessant verschleiert, gleiten die Menschenschicksale hin
Neera.
akt, und aus einem flüchtigen Seitengespräch zwischen ihr
und wieder. Man liebt bei der ersten Zigarette, man
und Dr. Reumann entnehmen wir, daß sie diesem ihrem
wird bei der zweiten wieder vernünftig, und bei der
vorliegende Nummer
Hausarzt ihr Geheimnis gebeichtet hat. Da hätte sich
letzten stirbt man vielleicht. Die Figuren selbst scheinen
folglich Gelegenheit geboten, es kurz und bündig zu sagen,
tt“: „Die Erinnerungen
Zigarettenhülsen zu sein, gefüllt mit Geist und ein bischen
daß Julian vor Zeiten der Geliebte dieser Frau gewesen
Gefühl, verpufft in einem Augenblick. Sie tun alles mit
schen Diplomaten in Ru߬
und wie der Roman entstanden; aber auch hier wird nur
einer absichtlichen Oberflächlichkeit, mit halben Schritten
D. Whites Memoiren.) Von S. M.
angedeutet, angetupft, erfahren wir nur so im allgemeinen,
und Viertelsworten, tändeln mit dem Fatum, trödeln
daß das Familienglück der Wegraths auf einer Lüge er¬
mit der Leidenschaft, liebeln und küsseln, und ihr Leben
hen von H. G. Wells.“ Von
baut wurde und daß diese Lüge nach der kühnen
ist ein ewiges Träumen oder eben auch nur ein
rt v. Lendenfeld (Prag).
Meinung des Herrn Dr. Reumann eine verehrungswür¬
Träumeln. Am Ende dann der elegante Abschied vom
dige Lüge ist, denn Jahre lang habe sie den Frieden des
problem.“ Von Professor
Leben, auch er in sansten Halbtinten angedeutet. Es
Hauses getragen, während die Wahrheit ihn zerstören
mag ja sein, daß sich bei manchem der persönliche Ge¬
nkel (Gießen). Literarische
müßte. Dieser Mann der Wissenschaft ist nicht bei Ibsen
schmack gegen eine so subtile Bühnenkunst wendet, sicher
ndete Bücher. Seite 31 bis 42.
in die Schule gegangen.
ist aber auch, daß es nicht dem nächsten besten gelingt,
Nach einer Exposition, die mehr verschweigt als ent¬
ein ziemlich lang gedehntes Stück auf diese zarte, durch
ng des Romans „Die gute Zeit“
hüllt, geraten wir mit dem zweiten Akt in etwas helleres
fünf Akte hinzitternde Mollstimmung abzutönen, und
Licht. Julian ist von seiner letzten Reise durch Genieland
zweifellos ist es, daß sich hierin eine eigenartige dichte¬
U, Mitglied der französischen Aka¬
heimgekehrt. Die Nachricht vom Tode Gabrielens bewegt
rische Begabung ausspricht.
ihn, ohne ihn zu erschüttern. Da erscheint Felix bei ihm,
Von besagten fünf Akten möchten wir allerdings nur
und in seinem Herzen rührt sich verspätete Vaterfreude.
die drei ersten gelten lassen, und auch von diesen dreien
Auf ihrem Totenbett hatte Gabriele von einem Bilde ge¬
illeton.
will uns der allererste nicht behagen. Wenigstens hier im
sprochen das Julian in ihrer Jugend gezeichnet, und
Anfang sollte doch wohl volle Klarheit herrschen. Eine
dieses Bild möchte Felix sehen. Er vertieft sich in dessen
Exposition erfordert Licht und Luft, und wenn man schon
r einsame Weg.
Anblick. Je länger er es betrachtet, um so lebendiger wird
die gemeine Deutlichkeit ihr nicht gönnen will, sollte man
en von Arthur Schnitzler, Gesamt¬
es ihm. Die Züge gewinnen einen seltsamen Ausdruck,
Berliner Lessing=Theaterz.)
sie doch nicht geradezu in Dünkel hüllen. Wir befinden
die Lippen sprechen, die Augen scheinen ein Geheimnis
uns im Hause des Professors Wegrath, eines Malers,
leugnen, es ist eine höchst feine,
beichten zu wollen. Und wenn er über sie hinweg in die
eines Akademiedirektors. Wir sehen seine kranke Frau
diesem anderswo oft gespielten,
Augen Julians sieht, erfaßt ihn ein seltsames Ahnen.
Gabriele, seine beiden Kinder, Felix, den Lieutenant, und
aufgeführte Stücke von Arthur
Kaum zwei Worte werden zwischen den beiden gewechselt,
die etwa zwanzigjährige Johanna. Ein Hausfreund stellt
ergreift. Da werden die grausamsten
und sie genügen Felix, den Zusammenhang zwischen
sich vor, ein Herr v. Sala, reicher Mann ohne eigentlichen
eschieht Trauriges und Traurigstes
diesem Mann und diesem Bild zu erraten. Ein Blick noch¬
das Menschenleben auch nicht viel Beruf, zeitweilig ein Dichter und allezeit autonomer
rblutigsten Traaödie. Aber alles! Lebenskünstler, und wir alauben, zwischen ihm und und er weiß alles. Die Szene ist meisterlich gemacht und