18. Der einsane Neg box 23/3
Dies gilt in erster Linie von J. St. Mills Leistungen moralischen Wissenschaften gew
auf dem Gebiete der Logik und speziell der Methodologie, seinen künstlichen Deutungen
Zwar erhebt er selbst hier nur in sehr bescheidenem Maße Denkweise Mills so widerspre#
—
ist kein Genie, das selber sein
dieses Ich den besten Platz am Tische des Lebens ver¬
wird vom Dichter mit einer ganz einzigen Sicherheit des
bloß ein sehr begabter, sehr ge
langen und dabei die andern von ihren Sitzen verdrängen.
Fingersatzes und Weichheit des Anschlags vorgetragen.
und der wenschen, der sein
Arthur Schnitzler ist aber, wirklich kein Losgeher, er ballt
Und hier ist diese Feinkunst am Platze, hier wirkt das
schwindsüchtiges Ich gegen die
nicht die Faust, er schlägt nicht auf den Tisch, und wenn
Unausgesprochene bedeutender als das triftigste Wort. Der
schützt es mit einem Wall von
ihm eine Tendenz vorschwebt, schreit er sie nicht vorlaut
Zuschauer, endlich eingeweiht, versteht jeden Wink, jeden
Mittel erlauben es ihm. Er
in die Welt hinein, sondern bemüht sich, mit künstlerischer
einsilbigen Laut, jede stumme Gebärde. Auf völlige Auf¬
Distanz, ist im Umgang für
Sorgfalt sie zu verdecken. Ohne ein Rätselraten geht
klärung muß er freilich bis in den dritten Akt hinein
Im übrigen feinste Marke
es auch hier nicht ab. In Julian soll ohne Zweifel die
warten. Die Exposition, hier erst wird sie nachgeholt.
premier cru, Auslese, immer
Selbstherrlichkeit des genialen Künstlers verkörpert werden.
Julian selbst erzählt nun dem Sohne, wie er Gabriele
die Zigarette zwischen den
Was er gegen die Geliebte verbrach, läßt sich vor der
schon in ihren Mädchenjahren kannte und liebte. Sie hatte
die Herrenmoral. Im Gegensatz
bürgerlichen Moral nimmermehr rechtfertigen, doch „im
sich ihm hingegeben, und er trug sich mit ehrlichen Heirats¬
mus halb unbewußt, triebar#
höheren Sinne“ sei es kein Unrecht, sagt uns der Dichter
gedanken. Doch in der Nacht vor diesem Ernstfall erfaßte
v. Sala der bewußte Egoist, der
durch den Mund Julians. So riß sich Goethe von
ihn eine furchtbare Angst. Er, der Ungebundene, Freie,
jemand anderen leben will. Er
Friederike los, so flüchtete er sich, als ihm Weimar un¬
der seine Freiheit brauchte um ein Künstler zu bleiben
Freundschaft, und nur gegen
erträglich geworden auf den einsamen Weg nach
sollte sich in die alltägliche Ordnung einsperren lassen?
kein Tränklein gefunden zu ha
Italien hinunter. Ob ein großer Künstler zur Ehe taugt,
Seine geniale Natur empörte sich gegen diese Zumutung
zum zweiten Teilé des Stück
daran kann ja mit Recht aezweifelt werden. Am aller¬
des Schicksals, und er entwich noch vor Morgengrauen in
eigentlich mit dem dritten A
wenigsten verträat er eine kongeniale Frau. Ein so hoher
die Welt hinaus. Gabriele heiratete dann den guten Weg¬
Lieutenants Felix an Julian,
Gipfel isoliert seinen Mann notwendigerweise. Selbst von
rath, indem sie ihm jene „verehrungswürdige Lüge“ als
Professor Wegraib hat über
der Liebe nimmt er dort eben nur flüchtige Besuche an.
Mitgift zubrachte. Vielleicht glaubt man nun, daß der
Lieutenant seine Tochter Joha
Wir hören in dem Stücke von einem andern Verhältnis
junge Felix durch diese Enthüllungen in nicht geringe
Akte, den vorangehenden mehm
Julians, das ihn ehedem mit der Schauspielerin Irene
Aufregung versetzt wird. Man denke, ein junger Mann,
mit ihnen verwachfen, bleiben
Herms verband, auch nur vorübergehend. Irene selbst
der sich auf einmal zwischen zwei Väter gestellt sieht!
Jungkrau gewidmet.
tritt auf, ein fröhliches Wiener Kind, dessen sonnige Natur
Allein der Dichter fällt nicht aus seinem Ton. Es gibt
Johanna ist die echte Tock
im Chiaroscuro des Ganzen einen belebenden Kontrast
auch diesmal nur verschluckte Emotionen, zurückgedämpfte
geschmuggeltes Kind wie ihr
bildet. Auch sie wandelt schon den einsanten Weg, und sie
Ausbrüche, verhaltene Stürme, was nicht hindert, daß
sich, daß diesem wackeren Ma
betrachtet ihn ale Buße ihrer Selbstsucht, als Strafe dafür,
der junge Mann seine Wahl aufs beste zu treffen weiß.
geraden Wuchses ist, die Glied¬
daß ihr Verhältnis mit Julian kinderlos geblieben. Die
Vater bleibt ihm der alte Wegrath, der ihn bisher so
ein so verschrobener Mädchenko
Alkovenvorhänge werden hier mit gelassener Kühnheit auf¬
liebevoll durchs Leben geleitet, und Julian dessen
solcher Gedankenkrüppel. Wahr
gezogen. Sie hatten kein Kind miteinander, weil sie keines
Vatergefühl erst erwachte, als ihm das Leben nicht mehr
als hochgradig hysterisch zu den
wollten. L’amour, c’est l’égoisme à deux, hat ein
viel zu bieten hatte, muß sich entschließen, einsam seinen
täuschungen zu leiden, sie gla
Franzose gesagt, und dieser zweiköpfige Egoismus ver¬
einsamen Weg weiter zu verfolgen.
sie war vor zweitausend Jahr
fliegt natürlich sofort, wenn das Kind als drittes sich ein¬
Der einsame Weg — früher hieß es einfach Egois¬
sie kann den Tod anderer vorg
stellt, verfliegt nur dann nicht, wenn der Vater Julian
mus. Das Wort wird kein einzigesmal ausgesprochen, und
unverantwortlich, unzurechnung
heißt. Wie dieser auch gegen die Geliebte mit dem Knäb¬
doch klingt es durch das ganze Schauspiel. Ein anderer
Heilanstalt, aufs Beobachtungsz
lein auf dem Arm seine Freiheit zu behaupten wußte,
hätte eine Art Tendenzstück geschrieben, ein Kampfstück
ihrem Venehmen gegen Sala.
hat man ja gesehen.
gegen die ewigen Thronräuver der menschlichen Gesell¬
beiden verdichtet sich im vierten
schaft, und mit kräftigen Worten hätte er sie gegeißelt, die
Einer so grausamen Handlung wäre Herr v. Sala,
Liebe, er macht ihr einen Heis
Herzlosen, die immer nur an das eigene Ich denken, für der andere Egoist, des Stückes, nicht fähig gewesen. Er zujubeln, schleicht sie sich von
Dies gilt in erster Linie von J. St. Mills Leistungen moralischen Wissenschaften gew
auf dem Gebiete der Logik und speziell der Methodologie, seinen künstlichen Deutungen
Zwar erhebt er selbst hier nur in sehr bescheidenem Maße Denkweise Mills so widerspre#
—
ist kein Genie, das selber sein
dieses Ich den besten Platz am Tische des Lebens ver¬
wird vom Dichter mit einer ganz einzigen Sicherheit des
bloß ein sehr begabter, sehr ge
langen und dabei die andern von ihren Sitzen verdrängen.
Fingersatzes und Weichheit des Anschlags vorgetragen.
und der wenschen, der sein
Arthur Schnitzler ist aber, wirklich kein Losgeher, er ballt
Und hier ist diese Feinkunst am Platze, hier wirkt das
schwindsüchtiges Ich gegen die
nicht die Faust, er schlägt nicht auf den Tisch, und wenn
Unausgesprochene bedeutender als das triftigste Wort. Der
schützt es mit einem Wall von
ihm eine Tendenz vorschwebt, schreit er sie nicht vorlaut
Zuschauer, endlich eingeweiht, versteht jeden Wink, jeden
Mittel erlauben es ihm. Er
in die Welt hinein, sondern bemüht sich, mit künstlerischer
einsilbigen Laut, jede stumme Gebärde. Auf völlige Auf¬
Distanz, ist im Umgang für
Sorgfalt sie zu verdecken. Ohne ein Rätselraten geht
klärung muß er freilich bis in den dritten Akt hinein
Im übrigen feinste Marke
es auch hier nicht ab. In Julian soll ohne Zweifel die
warten. Die Exposition, hier erst wird sie nachgeholt.
premier cru, Auslese, immer
Selbstherrlichkeit des genialen Künstlers verkörpert werden.
Julian selbst erzählt nun dem Sohne, wie er Gabriele
die Zigarette zwischen den
Was er gegen die Geliebte verbrach, läßt sich vor der
schon in ihren Mädchenjahren kannte und liebte. Sie hatte
die Herrenmoral. Im Gegensatz
bürgerlichen Moral nimmermehr rechtfertigen, doch „im
sich ihm hingegeben, und er trug sich mit ehrlichen Heirats¬
mus halb unbewußt, triebar#
höheren Sinne“ sei es kein Unrecht, sagt uns der Dichter
gedanken. Doch in der Nacht vor diesem Ernstfall erfaßte
v. Sala der bewußte Egoist, der
durch den Mund Julians. So riß sich Goethe von
ihn eine furchtbare Angst. Er, der Ungebundene, Freie,
jemand anderen leben will. Er
Friederike los, so flüchtete er sich, als ihm Weimar un¬
der seine Freiheit brauchte um ein Künstler zu bleiben
Freundschaft, und nur gegen
erträglich geworden auf den einsamen Weg nach
sollte sich in die alltägliche Ordnung einsperren lassen?
kein Tränklein gefunden zu ha
Italien hinunter. Ob ein großer Künstler zur Ehe taugt,
Seine geniale Natur empörte sich gegen diese Zumutung
zum zweiten Teilé des Stück
daran kann ja mit Recht aezweifelt werden. Am aller¬
des Schicksals, und er entwich noch vor Morgengrauen in
eigentlich mit dem dritten A
wenigsten verträat er eine kongeniale Frau. Ein so hoher
die Welt hinaus. Gabriele heiratete dann den guten Weg¬
Lieutenants Felix an Julian,
Gipfel isoliert seinen Mann notwendigerweise. Selbst von
rath, indem sie ihm jene „verehrungswürdige Lüge“ als
Professor Wegraib hat über
der Liebe nimmt er dort eben nur flüchtige Besuche an.
Mitgift zubrachte. Vielleicht glaubt man nun, daß der
Lieutenant seine Tochter Joha
Wir hören in dem Stücke von einem andern Verhältnis
junge Felix durch diese Enthüllungen in nicht geringe
Akte, den vorangehenden mehm
Julians, das ihn ehedem mit der Schauspielerin Irene
Aufregung versetzt wird. Man denke, ein junger Mann,
mit ihnen verwachfen, bleiben
Herms verband, auch nur vorübergehend. Irene selbst
der sich auf einmal zwischen zwei Väter gestellt sieht!
Jungkrau gewidmet.
tritt auf, ein fröhliches Wiener Kind, dessen sonnige Natur
Allein der Dichter fällt nicht aus seinem Ton. Es gibt
Johanna ist die echte Tock
im Chiaroscuro des Ganzen einen belebenden Kontrast
auch diesmal nur verschluckte Emotionen, zurückgedämpfte
geschmuggeltes Kind wie ihr
bildet. Auch sie wandelt schon den einsanten Weg, und sie
Ausbrüche, verhaltene Stürme, was nicht hindert, daß
sich, daß diesem wackeren Ma
betrachtet ihn ale Buße ihrer Selbstsucht, als Strafe dafür,
der junge Mann seine Wahl aufs beste zu treffen weiß.
geraden Wuchses ist, die Glied¬
daß ihr Verhältnis mit Julian kinderlos geblieben. Die
Vater bleibt ihm der alte Wegrath, der ihn bisher so
ein so verschrobener Mädchenko
Alkovenvorhänge werden hier mit gelassener Kühnheit auf¬
liebevoll durchs Leben geleitet, und Julian dessen
solcher Gedankenkrüppel. Wahr
gezogen. Sie hatten kein Kind miteinander, weil sie keines
Vatergefühl erst erwachte, als ihm das Leben nicht mehr
als hochgradig hysterisch zu den
wollten. L’amour, c’est l’égoisme à deux, hat ein
viel zu bieten hatte, muß sich entschließen, einsam seinen
täuschungen zu leiden, sie gla
Franzose gesagt, und dieser zweiköpfige Egoismus ver¬
einsamen Weg weiter zu verfolgen.
sie war vor zweitausend Jahr
fliegt natürlich sofort, wenn das Kind als drittes sich ein¬
Der einsame Weg — früher hieß es einfach Egois¬
sie kann den Tod anderer vorg
stellt, verfliegt nur dann nicht, wenn der Vater Julian
mus. Das Wort wird kein einzigesmal ausgesprochen, und
unverantwortlich, unzurechnung
heißt. Wie dieser auch gegen die Geliebte mit dem Knäb¬
doch klingt es durch das ganze Schauspiel. Ein anderer
Heilanstalt, aufs Beobachtungsz
lein auf dem Arm seine Freiheit zu behaupten wußte,
hätte eine Art Tendenzstück geschrieben, ein Kampfstück
ihrem Venehmen gegen Sala.
hat man ja gesehen.
gegen die ewigen Thronräuver der menschlichen Gesell¬
beiden verdichtet sich im vierten
schaft, und mit kräftigen Worten hätte er sie gegeißelt, die
Einer so grausamen Handlung wäre Herr v. Sala,
Liebe, er macht ihr einen Heis
Herzlosen, die immer nur an das eigene Ich denken, für der andere Egoist, des Stückes, nicht fähig gewesen. Er zujubeln, schleicht sie sich von