II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 358

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18. Der einsane Neg
htum Platz, und die Menschen seines Schau¬
ind alle von müder Resignation oder dunk¬
urigkeit erfüllt, die auch schon im „Puppen¬
dem Einakter, ihre leichten Schatten wirft.
den schließlich derselbe Gedanke: wie doch
wieder an einem Punkte sich die Ohnmacht
enschen über Menschen aufzeigt, auf ein¬
Grenzen seiner Macht unübersteigbar sich
ten. Diese beiden Schnitzler auf der Bühne
zu lernen, war uns wichtiger fast und
lanter als Gerhart Hauptmanns düstere
zu sehen, das Trauerstück, in dem der
die bekannte Grillparzer=Novelle skizzen¬
amatisierte.
Wiedener Bühne, dessen eigenes Operetten¬
, um den Parisern und Berlinern Platz
fen, in das Jubiläumstheater übersiedelte
t diese Woche zum 150. Male die „Lustige
aufführen wird, erfreut sich also des stärk¬
spruches, der den anderen Theatern von
Tag mehr versagt wird.
Premieren, wenig Erfolge. Im Deutschen
kater gab es zwei schwere Niederlagen, die
r Preiskonkurrenz verdankt. Von mehre¬
idert Dramen kamen deren drei zur en¬
ewerbung, und das Publikum sollte selbst
teil sprechen. Es war ein vernichtendes
gstens bisher; denn das dritte Preisstück
ausständig — und man hat, zum so und
nmale, wieder konstatieren können, daß
matische Literatur durch künstliche Mittel
fgezüchtet werden kann. Oder vielleicht
Z es noch nie ein literarisches Preisrichter¬
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kollegium gegeben hat, dessen Spruch ein gerech¬
ter genannt werden kann. Zu dieser letzteren An¬
sicht werden sich natürlich alle jene paar Hundert
Autoren neigen, die ihre Stücke zurückbekommen
haben, und diese sind wohl auch die einzigen in
Wien, welchen der Durchfall der Preisgekrönten
ungetrübten Genuß verschafft. Jeder von ihnen
kann sich nun denken: „Wir Zurückgewiesenen sind
Der erste Streich
doch die besseren Dichter!“
„Versöhnung“, ein Volksstück von Helene Hirsch,
einer Brünner Lehrerin — war übrigens noch der
erträglichere. Das typische Bauernstück, wie es
sich in das Repertoire der Schlierseer oder Te¬
gernseer ohne A. stand reihen würde. Wir sehen
wieder die reiche verwitwete Bäuerin, nach deren
Hof mehr als nach deren Herzen ein brutaler,
sinnlicher Knecht strebt. Die Ehe bringt Schmer¬
zen und Enttäuschung und der letzte Akt den üb¬
lichen Totschlag. Einige Szenen sind nicht übel
ersonnen; einige Wirkungen stellen sich, ohne ge¬
rade herbeigezerrt zu werden, mühelos ein. Aber
das ist auch alles und verdient nicht einmal eine
Aufführung an einer großstädtischen Bühne,
schweige denn einen Preis. Der zweite Streich
war noch viel bedenklicher. Ein Schauspiel „Ver
sacrum“ der delle Grazie, die fast alljährlich zeigt,
daß ihre literarische Begabung fernab jedem Dra¬
matischenliegt, den Beweis dafür aber sogar schon
am Burgtheater erbringen durfte. Das Preisrich¬
ter=Kollegium hat ihr dazu verholfen, ihn auch
am Volkstheater zu zeigen, und wer es noch nicht
glauben wollte, wird jetzt davon wahrlich über¬
zeugt sein. Ein gekünstelter, gezwungener Kon¬
flikt wird zwischen ebenso gekünstelten Garten¬

laube=Menschen in unsagbarer Langeweile abge¬
handelt. Der Schluß war Gelächter und Zischen
im Publikum. Tief betroffen verließen die Preis¬
richter das Theater. Mehr Glück hatte die Bühne
am Weghuberparke mit einem Drama Henry Bern¬
steins, das Rudolf Lothar aus dem Französischen
übersetzte: „Baccarat“ das Schauspiel eines Spie¬
lers, der — zwischen Geld und Liebe in die Klemme
geraten — die anständige Konsequenz zieht und
freiwillig aus dem Leben geht. Die Gegensätze
zwischen aristokratischen Lebemännern und protzi¬
gen Parnenus gaben ein nicht reizloses Milien.
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