box 23/4
an
18. Der einsene Nen
seine Worte mit stummer
deutlichste Wort. Auf völlige Aufklärung müssen wir nicht einen Augenblick die Qual der Wahl. Nach wie vor
statt aufzujubeln, schleicht si
freilich bis in den dritten Akt hinein warten. Julian fühlt er sich zu dem alten Wegrath hingezogen, der ihn
sich ins Wasser. Warum? 2
bisher so liebevoll durchs Leben geleitet, und Julian, der
selbst erzählt da dem Sohne, wie Gabriele schon als
scheinlich hat man sich das
ihn mit der Enthüllung seines Geheimnisses enger an sich
Mädchen die Seine geworden und wie er sich mit ehrlichen
hysterisch zu denken. Sie kan
zu fesseln hoffte, wird von ihm mit den Worten abge¬
Heiratsgedanken getragen habe. Sie wollten miteinander
geradezu Feindschaft gegen
fertigt: „Sie sind mir fremder geworden, seit ich es weiß.“
entfliehen. Doch in der Nacht vor der Flucht überkam ihn
angewiesen sind, sie haßte
Der junge Mann verteidigt seine tote Mutter.
eine furchtbare Angst. Er, der Ungebundene, Freie, der
Auch Sala ist von schwerer #
Damit endigt der erste Teil des Schauspiels, Julian
seine Freiheit brauchte, um sich als Künstler zu entwickeln,
und vielleicht steckt hier der
und Felix treten jetzt mehr in den Hintergrund und das
sollte sich in die Alltäglichkeit der Ehe einsperren lassen?
viellzicht tötet sie sich, um de
Drama beginnt, in dessen Mittelpunkt Johanna, die
Seine geniale Natur empörte sich gegen diese sittliche
bewitleiden zu müssen, vielle
Schwester des Leutnants, und Herr v. Sala stehen. An
Forderung, und noch vor Morgengrauen entwich er allein
den Verlustes, um nicht alls
die letztere Figur hat wohl der Dichter ein Stück der
in die Welt hinaus. Gabriele aber heiratete den guten
jegliches Verständnis für eine
eigenen Seele verloren, sie wurde mit sichtlicher Vorliebe
Wegrath, indem sie ihm jene „verehrungswürdige Lüge“
kopf. Unzurechnungsfähige
ausgearbeitet. Sala ist auch ein wenig der Räsonneur
als Mitgift zubrachte.
in der Kunst unausstehlich.
des Stückes, durch dessen Mund der Autor sich selbst aus¬
Der große Künstler Julian will sich nicht besser
hört, gehört nicht aufs Theak
spricht, mit geistvollen Apercus und bitteren Wahrheiten
machen als er ist. Er weiß, was er diesem Mädchen an¬
Zu begreifen glauben
uns bewirtet, kein Genie, bloß ein sehr gescheiter Kenner
getan, läßt sich vor der bürgerlichen Moral nicht recht¬
dieses Mädche
der Menschen und des Lebens der sein etwas empfind¬
fertigen, doch „in einem höheren Sinne“, meint er, sei es
Weltgetümme
liches, obendrein brustkrankes Ich gegen unberufene Ein¬
wohl kein Unrecht gewesen, und auf die Frage des Leut¬
ln. Es
samen Wege
griffe der Freundschaft und selbst der Liebe zu verteidigen
nants: „Wenn sie sich getötet hätte?“ findet er die er¬
in Nacht
führt vor de
sucht. Ein Egoist der milderen Sorte folglich. Im übrigen
staunliche Antwort, er hätte sich dessen, nämlich des Selbst¬
wartet u
der letzten St
als Gesellschaftsmensch beste Marke, feinste Auslese, immer
mords seiner Geliebten, „für wert gehalten“. Solche Kühn¬
e1. 10
gebreiteten Armen, um den
das Monocte im Augenwinkel, die Zigarette zwischen den
heiten hört man in diesem Stück. Sie werden ohne Pathos
Frau Gabriele stirbt, ihre
Fingern, die Herrenmoral in der Brusttasche. Dennoch ist
gesprochen, leicht hingeworfen wie gangbarste Scheide¬
v. Sala nimmt mit der
es fraglich, ob er, in Julians Lage versetzt, wie dieser
münze, und so merkt man gar nicht, daß es Kühnheiten
eleganten Abschied vom Lel
sind. Dieser Julian zieht seine Seele splitternackt aus, gehandelt und die Geliebte verlassen hätte. Schwerlich.
Julians ferneres Dasein is
aber er tut es bei gedämpfiem Licht, bei herab= Er scheint auf untadelige Reinlichkeit zu halten, in der
mord. Bloß Wegrath und
gelassenen Gardinen sozusagen, und so spürt man Wäsche wie in Herzensangelegenheiten. Denn der Liebe
übrigen verschlingt der einsa
Er
bleibt er eben doch zugänglich, wenn er auch grundsätzlich
1
kaum das Verletzende seines Benehmens.
was den Zuschauer erwartet
die Freundschaft abwehrt. Der Flirt zwischen ihm und
ist der Mann, der jener Dr. Reumann sein
der Tod nicht sichtbarlich
Johanna hat sich vertieft, der Roman ist bis zum letzten
sein möchte, der autonome Meister des Lebens, der über
er hört nur davon sprechen
Kapitel gediehen, und wenn der Vorhang zum viertenmal
Leichen schreitet, um seine geniale Persönlichkeit zu schützen.
schwebt ja in einem so vorn
sich hebt, verklingt wohl gerade der Schlußtakt einer schwülen
Da sich aber Julians Genialität dramatisch nicht beweisen
Umrisse jegliche Schärfe verl
Schäferstunde. Johanna macht kein Hehl aus ihrer Liebe
läßt, so bleibt eigentlich nichts von ihm übrig, als der
Schauder nur eine Art
zu ihm. Er seinerseits ist bereit, sie zu heiraten, ohne sie
krasseste Egoismus. Es tut wohl, den Dichter gegen
diesen herzlosen Patron Partei ergreifen zu sehen. Der ihrer Freiheit für immer berauben zu wollen. Zugleich wird. Zur Not könnte mar
junge Felix, unversehens zwischen zwei Väter gestellt, hat mit der Ehe bietet er ihr die Scheidung an. Sie trinkt lische Tendenz aus dem Te#
an
18. Der einsene Nen
seine Worte mit stummer
deutlichste Wort. Auf völlige Aufklärung müssen wir nicht einen Augenblick die Qual der Wahl. Nach wie vor
statt aufzujubeln, schleicht si
freilich bis in den dritten Akt hinein warten. Julian fühlt er sich zu dem alten Wegrath hingezogen, der ihn
sich ins Wasser. Warum? 2
bisher so liebevoll durchs Leben geleitet, und Julian, der
selbst erzählt da dem Sohne, wie Gabriele schon als
scheinlich hat man sich das
ihn mit der Enthüllung seines Geheimnisses enger an sich
Mädchen die Seine geworden und wie er sich mit ehrlichen
hysterisch zu denken. Sie kan
zu fesseln hoffte, wird von ihm mit den Worten abge¬
Heiratsgedanken getragen habe. Sie wollten miteinander
geradezu Feindschaft gegen
fertigt: „Sie sind mir fremder geworden, seit ich es weiß.“
entfliehen. Doch in der Nacht vor der Flucht überkam ihn
angewiesen sind, sie haßte
Der junge Mann verteidigt seine tote Mutter.
eine furchtbare Angst. Er, der Ungebundene, Freie, der
Auch Sala ist von schwerer #
Damit endigt der erste Teil des Schauspiels, Julian
seine Freiheit brauchte, um sich als Künstler zu entwickeln,
und vielleicht steckt hier der
und Felix treten jetzt mehr in den Hintergrund und das
sollte sich in die Alltäglichkeit der Ehe einsperren lassen?
viellzicht tötet sie sich, um de
Drama beginnt, in dessen Mittelpunkt Johanna, die
Seine geniale Natur empörte sich gegen diese sittliche
bewitleiden zu müssen, vielle
Schwester des Leutnants, und Herr v. Sala stehen. An
Forderung, und noch vor Morgengrauen entwich er allein
den Verlustes, um nicht alls
die letztere Figur hat wohl der Dichter ein Stück der
in die Welt hinaus. Gabriele aber heiratete den guten
jegliches Verständnis für eine
eigenen Seele verloren, sie wurde mit sichtlicher Vorliebe
Wegrath, indem sie ihm jene „verehrungswürdige Lüge“
kopf. Unzurechnungsfähige
ausgearbeitet. Sala ist auch ein wenig der Räsonneur
als Mitgift zubrachte.
in der Kunst unausstehlich.
des Stückes, durch dessen Mund der Autor sich selbst aus¬
Der große Künstler Julian will sich nicht besser
hört, gehört nicht aufs Theak
spricht, mit geistvollen Apercus und bitteren Wahrheiten
machen als er ist. Er weiß, was er diesem Mädchen an¬
Zu begreifen glauben
uns bewirtet, kein Genie, bloß ein sehr gescheiter Kenner
getan, läßt sich vor der bürgerlichen Moral nicht recht¬
dieses Mädche
der Menschen und des Lebens der sein etwas empfind¬
fertigen, doch „in einem höheren Sinne“, meint er, sei es
Weltgetümme
liches, obendrein brustkrankes Ich gegen unberufene Ein¬
wohl kein Unrecht gewesen, und auf die Frage des Leut¬
ln. Es
samen Wege
griffe der Freundschaft und selbst der Liebe zu verteidigen
nants: „Wenn sie sich getötet hätte?“ findet er die er¬
in Nacht
führt vor de
sucht. Ein Egoist der milderen Sorte folglich. Im übrigen
staunliche Antwort, er hätte sich dessen, nämlich des Selbst¬
wartet u
der letzten St
als Gesellschaftsmensch beste Marke, feinste Auslese, immer
mords seiner Geliebten, „für wert gehalten“. Solche Kühn¬
e1. 10
gebreiteten Armen, um den
das Monocte im Augenwinkel, die Zigarette zwischen den
heiten hört man in diesem Stück. Sie werden ohne Pathos
Frau Gabriele stirbt, ihre
Fingern, die Herrenmoral in der Brusttasche. Dennoch ist
gesprochen, leicht hingeworfen wie gangbarste Scheide¬
v. Sala nimmt mit der
es fraglich, ob er, in Julians Lage versetzt, wie dieser
münze, und so merkt man gar nicht, daß es Kühnheiten
eleganten Abschied vom Lel
sind. Dieser Julian zieht seine Seele splitternackt aus, gehandelt und die Geliebte verlassen hätte. Schwerlich.
Julians ferneres Dasein is
aber er tut es bei gedämpfiem Licht, bei herab= Er scheint auf untadelige Reinlichkeit zu halten, in der
mord. Bloß Wegrath und
gelassenen Gardinen sozusagen, und so spürt man Wäsche wie in Herzensangelegenheiten. Denn der Liebe
übrigen verschlingt der einsa
Er
bleibt er eben doch zugänglich, wenn er auch grundsätzlich
1
kaum das Verletzende seines Benehmens.
was den Zuschauer erwartet
die Freundschaft abwehrt. Der Flirt zwischen ihm und
ist der Mann, der jener Dr. Reumann sein
der Tod nicht sichtbarlich
Johanna hat sich vertieft, der Roman ist bis zum letzten
sein möchte, der autonome Meister des Lebens, der über
er hört nur davon sprechen
Kapitel gediehen, und wenn der Vorhang zum viertenmal
Leichen schreitet, um seine geniale Persönlichkeit zu schützen.
schwebt ja in einem so vorn
sich hebt, verklingt wohl gerade der Schlußtakt einer schwülen
Da sich aber Julians Genialität dramatisch nicht beweisen
Umrisse jegliche Schärfe verl
Schäferstunde. Johanna macht kein Hehl aus ihrer Liebe
läßt, so bleibt eigentlich nichts von ihm übrig, als der
Schauder nur eine Art
zu ihm. Er seinerseits ist bereit, sie zu heiraten, ohne sie
krasseste Egoismus. Es tut wohl, den Dichter gegen
diesen herzlosen Patron Partei ergreifen zu sehen. Der ihrer Freiheit für immer berauben zu wollen. Zugleich wird. Zur Not könnte mar
junge Felix, unversehens zwischen zwei Väter gestellt, hat mit der Ehe bietet er ihr die Scheidung an. Sie trinkt lische Tendenz aus dem Te#