II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 394

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18. Der einsane Nex
vorstellen, wie er dem schnöden Egoismus als einem das aber die Ueberlegenheit dieses Mannes, der seinen be¬
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wußten, wohldurchdachten, glattfrisierten Egoismus zur
Leben, die Gesellschaft zerstörenden Element mit der Faust
aristokratischen Lebensphilosophie erhebt, kommt doch nicht
keit in sich hinein, aber
droht, wenigstens mit dem Zeigefinger. Das würde ihn
voll zum Ausdruck. Es fehlt diesmal ein Letztes, etwas
hvon hinnen und stürzt
freilich nicht hindern, die Welt nach wie vor durch gar
mehr Autorität, ein Zuschuß von Persönlichkeit, die Rolle
errate, wer kann. Wahr¬
trübe Scheiben anzuschauen. Wenn er sich entschließen
liegt dem Künstler schlecht, und nur seine Schlußszene
e Mädchen als hochgradig
möchte, sein Wort auch einmal im Dienste eines hellen,
bringt er ganz vortrefflich. Um die unverständliche Johanna
mutigen, das Leben tapfer bejahenden Optimismus er¬
ich nicht leiden sehen, fühlt
mußte Fräulein Wohlgemuth sich bemühen. So fein
schen, die auf ihr Mitleid
klingen zu lassen, welch eine Freude für seine Verehrer!
und zart sie sich zu geben weiß, ihre Kunst ist uns doch zu
nahe ihre kranke Mutter.
Knapp vor seinem Selbstmord meint Sala: „Es scheint
gesund für dieses wunderliche Menschenkind. Das Rätsel
ikheit bedroht, sie weiß es,
mir überhaupt, dß jetzt wieder ein besseres Geschlecht
zu lösen, wollte auch ihr nicht gelingen. Höchst erquicklich
kund ihres Selbstmordes,
heranwächst — wen zer Geist und mehr Haltung.“ Es ist
dagegen Frau Bleibtreu als Irene Herms,
Mann, den sie liebt, nicht n
das einzige tröstliche Wort, das aus diesem Trauerhain
Schauspiel. ein a. D. Fast eine Dialektrolle, von Wiener
im Vorgefühl des drohen¬
uns entgegentönt. D##s Stück wurde vor etwa zehn Jahren
Mundart durchhaucht. Eine durchaus köstliche Figur, in
zurückzubleiben. Uns fehlt
geschrieben, und se# er dürfte dieses bessere Geschlecht
ihrer Lustigkeit voll milder Poesie, manches an ihr wohl
iso verschrobenen Mädchen=#.
schon groß geworde ein, woraus sich möglicherweise
auch frisch aus der Wirklichkeit hergeholt. Man kann also
im Leben bedauernswert, #
#ie der Wanderer viel weniger auf
diesmal unsere Tragödin in einer heiteren Rolle sehen.
folgern ließe, daß 1.
Pas ins Sanatorium ge¬#
zutreffen sind als damals vor zehn
Es handelt sich freilich um eine tränenfeuchte Heiterkeit,
dem einsamen Wege
nerhin eine Errungenschaft.
die, auf den Gesamtton gestimmt, weinend lacht und
Jahren. Das wäre
##ur dies eine, daß auch
lachend weint, und Frau Bleibtreu ist ein herzgewinnen¬
diesem, mit seinen abgetönten
leicht, die einsiedlerisch im
Ein Werk g.
der, sagen wie's geradezu, unvergleichlicher Dolmetsch
Farben, seiner dur fünf Akte hinzitternden Moll¬
Menge einsam ihres ein¬
für diesen zwischen Dur und Moll sich wiegen¬
stimmung, fordert nahrlich von der Darstellung, daß sie
ein gefährlicher Weg.. Er #
den Frohsinn. Man entschuldige, daß uns immer und
diesem Grundton sich ibequeme. Also heraus mit allen
d Dunkel hinab, und bei
immer wieder musikalische Ausdrücke in die Feder
Dämpfern, Lichtschirme und Löschhauben der Sprech¬
duldig der Tod mit aus¬
kommen. In diesen Schnitzler=Stücken summt und wispelt
kunst! Die Berliner Gäste, die das Stück vor acht Jahren
Panderer zu empfangen.
eben so viel verschwiegene Musik zwischen den Zeilen,
chter ertränkt sich, Herr
aufführten, waren durch unzählige Ibsen=Vorstellungen
daß man unwillkürlich ihre Zeichensprache von der ver¬
für diese diskrete Dynamik bestens vorgeschult. Im Burg¬
le in der Hand seinen
wandten Kunst entlehnt. Es ist, als säße man im
und wir vermuten, auch
theater, wo der große Raum die feineren Nuancen so
Konzert und dort oben spielte jemand die Mondschein=
nur ein langsamer Selbst¬
gern verschluckt, ist diese Kunst des halblauten Kon¬
sonate oder ein Nachtstück von Chopin.
ix bleiben lebendig, alle
versationstones weniger leicht zu üben. Es geht aber doch,
Möglich, daß das Publikum der heutigen ersten Vor¬
Weg. Kein heiteres Spiel,
wenn die Aufgabe den richtigen Künstlern gestellt wird.
stellung einen ähnlichen Eindruck gewann. Es folgte dem
um Glück dränat sich ihm
Die Herren Devrient (Julian), Paulsen (Wegrath),
Stücke mit anhaltender Aufmerksamkeit, obwohl die Spiel¬
seinen Schreckbildern auf,
Gerasch (Felix), Herterich (Reumann), denen sich
zeit bei dem schleppenden Tempo über Gebühr sich ver¬
erzählen, und das Ganze
Frau Haeverle ebenbürtig anschließt, tragen, man
längerte, und instrumentierte in seiner Weise die Akt¬
hnen Halbdunkel, daß die
möchte sagen, gute Kammermusik vor, alles con sordini
schlüsse mit Applaus und zahlreichen Hervorrufen. Kein
n und statt Grauen und
gespielt. Wird manchmal ein stärkeres Licht aufgesetzt, desto
rauschender, aber ein guter, echt literarischer Gefolg eines
er Wehmut hervorgerufen
besser. Primgeiger ist Herr Walden, sollte es sein.
Sein Stephan v. Sala steht künstlerisch auf guten Füßen, heimischen Dichters und heimischer Theaterkunst. W.
such etwas wie eine mora¬
entziffern, den Dichter sich