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18. Der einsane Neg
e
in der er aufwuchs, ja nicht einmal gelingt, seine
Sohn. Und sie leben nicht lange und es ergeht ihnen bedeutet in keiner Hinsicht
kindlichen Gefühle zu jenem anderen Vater, dem Pro¬
nicht wohl auf Erden.
unter Umständen sehr wohl
fessor Wegrath, auch nur im geringsten zu erschüttern.
Diese Menschen sind nicht von unserem Fleisch und
Schnitzlers Art, so ziemlich
Dieser Professor Wegrath hat solche treue Anhäng¬
Blut. Um diese Menschen zu erklären, bedarf ich nur
und zu verleugnen, die n
lichkeit gerade jetzt nötig. Denn eben betrifft ihn der
eines Wortes: Es sind jüdische Menschen. Sie sind die
wertvollsten ethischen Besitzs
maßlos grausame Ausgang eines zweiten kleinen
bedroht wie eine Seuche
Kreaturen eines Dichters, der glaubt, das uralte
Theaters.
Dramas, welches in das erzählte Hauptdrama einge¬
Erbteil seiner Rasse: ihre Unstetheit, ihren zersetzenden
baut ist. Seine Tochter Johanna, dieses mehr als
Der einsame Weg führ
Zweifel an allen lebensbejahenden Werten als dramati¬
schlechthin sonderbare Mädchen hat sich in einen anderen
losigkeit. Laster und Gemein
schen Atem verwerten zu können. Es gibt kaum ein
seinen Rändern aufgestellt
Schnitzlersches Stück, an dem sich dies nicht nachweisen
alten Freund der Familie, den gleichfalls alternden
goldet ihn.
ließe. Viele von ihnen haben wienerischen Glanz und
Junggesellen Herrn von Sala verliebt und ist ihm
Duft. Wie himmelweit aber liegen sie ferne von unse¬
einen leichte Beute geworden. Aus ungeklärter Ursache,
Auruf und Frage an
vermutlich aber deshalb, weil sie von dem Hausaczte
rem Wesen und Denken. Denn ihr Wienertum ist nur
durch sah sich diese Hofbüh
erfährt, daß Herr von Sala unheilbar krank sei und nur
notorisch schlechte, anderweit
Anstrich, nur Fassade. Wie absolut wesensfremd uns
mehr ein paar Tage zu leben habe, stürzt sie sich in den
bei der Première am Deutsch
die Art doch ist, im Gespräch =unsere Gefühle zu zer¬
und rücksichtslos verlacht
Teich neben seiner Villa. Natürlich liebte er, dieser
fasern, sie mit glänzenden Worten vor dem anderen
blasierte, Leidenschaften überhaupt unzugängliche
auszubreiten, ihm unsere Träume und Vorstellungen
Herr Paulsen vered
Mensch, das Mädchen nicht, sondern nahm sie, die
aufzudrängen, wie es so viele der Schnitzlerschen Men¬
Stückes, den Professor Wer
sich ihm anbot, zu Spiel und Laune so nebenher mit.
schen tun. Wie sehr es doch gegen unsere Natur ist,
klärten Kunst. Herr Gera
Um dem sicheren Tode durch die Krankheit zu entgehen,
hinter allen, auch hinter den klarsten Dingen, Anlässe
wie selten. Fräulein Wohl
gibt sich dieser Lebenskünstler schließlich selber den Rest.
zu quälend tiefsinnigen Grüblereien aufzuspüren!
Bedauern ihre Hoheit an
Es scheint, daß uns auch dieser, womöglich noch un¬
Dieser einsame Weg spielt sich ab in ein paar Herbst¬
Johanna verschwenden. De
sympathischere Geselle als gleichfalls bemitleidens¬
tagen, deren Schönheit oft beteuert wird, niemals
Herr Devrient in einer
werte Type der im Alter Einsamen empfohlen werden
aber ohne einen Seufzer, wie ich mich denn überhaupt
der Vollendung bedeutet, wä
soll. Selbstverständlich mit dem gleichen Mißerfolge.
nicht entsinne, während des ganzen Stückes auch nur
Stefan v. Sala sich darin
ein einziges Mal lachen gehört zu haben. Wie gründlich
Drittes, bereits angedeutetes Dramenmotiv: Die
trägliche Gestalt so sehr zu
verkennt dieser Dichter, dessen wienerische Note man oft
Schauspielerin Irene Herms, welche Julian Fichtner
mochte. Keiner der Darsteller
rühmen gehört hats das Wiener Wesen und die Wiener
in ihrer Jugend verführt und verlassen hat. Sie lebt auf
angeblich wienerischen
Landschaft, die auch dann noch heiter sind, wenn sie
dem Gute ihrer Verwandten, hat sich zur Not über ihre
tum anzudeuten. Keiner,
wehmütig sind. Welch ein Nutznießer ist er am Blute
gestohlene Jugend getröstet, und macht dem einstigen
treu, die
mit ihrer
dieser Stadt, der man einreden will, sie habe ihm als
Geliebten hin und wieder freundschaftliche Besuche. Als
prachtvolle Gestalt von
ihrem Dichter zu danken., Auch heute wieder flogen uns
sie nun erfährt, daß Fichtner einen gerade aus der Zeit
Das Schönste des Ab
unausgesetzt Worte, wie: Dornbach, schöner Weg bei
ihres Verhältnisses stammenden Sohn hat, ist es mit
vierten Aktes. Ein Park un
Salmannsdorf, Türkenschanze um die Ohren, daß
ihrer mühsam errungenen Fassung vorbei. Ihr bleibt
Ausblick durch eine Allee auf
wir wohl meinen sollten, weiß Gott wie wienerisch doch
es vorbehalten, das erlösende, das einzig befriedigende
liches Verglühen. Die Aben
dieses Stück sein müsse. Allein mir ist nicht bange.
Wort dieses Stückes zu sprechen: „Schuft“.
Waldränder und scheidet un
Denn die Erkenntnis, daß auch der herrlichste Herbst¬
Dann allmähliche Dunkelheit
wald von Dornbach nur so lange schön ist, so lange man Lichter an. Dies ist #
Schnitzlersche Menschen dort keine Villa haben, und
Ein halbes Dutzend Menschen quälen uns da ein
und man wird noch daran
diesen Landschaftszauber nicht als Hintergrund für
paar Stunden lang mit ihren Gemeinheiten, Verrückt¬
keines der Worte mehr ent
ihre unsauberen dramatischen Geschäfte mißbrauchen,
heiten und Nöten. Wir verstehen sie nicht, sie rühren
in diesem Parke schwätzten.
diese Erkenntnis muß sich als viel, viel stärker er¬
uns nicht, sie vermögen uns kaum zu interessieren. Sie
Natürlich gab es nie
weisen, als die Bemühungen sämtlicher Feuilletonisten,
ergehen sich in klagen, bilderreichen Reden, sie seufzen
Schnitzler=Premiere zu belache
die uns Schnitzler immer als den feinsten Kenner der
viel und bemühen sich umständlich um unsere
Teil¬
Berliner dürfen, wäre im
Wiener Seele und Wiener Landschaft anpreisen.
nahme. Sie beklagen sich über unerreichbares Glück
Der Dichter dankte mehrmals
und tun alles, um unglücklich zu sein. Sie treiben
Ganz und gar unbeschenkt, wie wir selten noch das
bis auch der allerletzte kunst
Mißbrauch mit den Worten Liebe, Vater, Mutter, Theater verließen, entläßt uns diese Komödie. Sie müde war.
18. Der einsane Neg
e
in der er aufwuchs, ja nicht einmal gelingt, seine
Sohn. Und sie leben nicht lange und es ergeht ihnen bedeutet in keiner Hinsicht
kindlichen Gefühle zu jenem anderen Vater, dem Pro¬
nicht wohl auf Erden.
unter Umständen sehr wohl
fessor Wegrath, auch nur im geringsten zu erschüttern.
Diese Menschen sind nicht von unserem Fleisch und
Schnitzlers Art, so ziemlich
Dieser Professor Wegrath hat solche treue Anhäng¬
Blut. Um diese Menschen zu erklären, bedarf ich nur
und zu verleugnen, die n
lichkeit gerade jetzt nötig. Denn eben betrifft ihn der
eines Wortes: Es sind jüdische Menschen. Sie sind die
wertvollsten ethischen Besitzs
maßlos grausame Ausgang eines zweiten kleinen
bedroht wie eine Seuche
Kreaturen eines Dichters, der glaubt, das uralte
Theaters.
Dramas, welches in das erzählte Hauptdrama einge¬
Erbteil seiner Rasse: ihre Unstetheit, ihren zersetzenden
baut ist. Seine Tochter Johanna, dieses mehr als
Der einsame Weg führ
Zweifel an allen lebensbejahenden Werten als dramati¬
schlechthin sonderbare Mädchen hat sich in einen anderen
losigkeit. Laster und Gemein
schen Atem verwerten zu können. Es gibt kaum ein
seinen Rändern aufgestellt
Schnitzlersches Stück, an dem sich dies nicht nachweisen
alten Freund der Familie, den gleichfalls alternden
goldet ihn.
ließe. Viele von ihnen haben wienerischen Glanz und
Junggesellen Herrn von Sala verliebt und ist ihm
Duft. Wie himmelweit aber liegen sie ferne von unse¬
einen leichte Beute geworden. Aus ungeklärter Ursache,
Auruf und Frage an
vermutlich aber deshalb, weil sie von dem Hausaczte
rem Wesen und Denken. Denn ihr Wienertum ist nur
durch sah sich diese Hofbüh
erfährt, daß Herr von Sala unheilbar krank sei und nur
notorisch schlechte, anderweit
Anstrich, nur Fassade. Wie absolut wesensfremd uns
mehr ein paar Tage zu leben habe, stürzt sie sich in den
bei der Première am Deutsch
die Art doch ist, im Gespräch =unsere Gefühle zu zer¬
und rücksichtslos verlacht
Teich neben seiner Villa. Natürlich liebte er, dieser
fasern, sie mit glänzenden Worten vor dem anderen
blasierte, Leidenschaften überhaupt unzugängliche
auszubreiten, ihm unsere Träume und Vorstellungen
Herr Paulsen vered
Mensch, das Mädchen nicht, sondern nahm sie, die
aufzudrängen, wie es so viele der Schnitzlerschen Men¬
Stückes, den Professor Wer
sich ihm anbot, zu Spiel und Laune so nebenher mit.
schen tun. Wie sehr es doch gegen unsere Natur ist,
klärten Kunst. Herr Gera
Um dem sicheren Tode durch die Krankheit zu entgehen,
hinter allen, auch hinter den klarsten Dingen, Anlässe
wie selten. Fräulein Wohl
gibt sich dieser Lebenskünstler schließlich selber den Rest.
zu quälend tiefsinnigen Grüblereien aufzuspüren!
Bedauern ihre Hoheit an
Es scheint, daß uns auch dieser, womöglich noch un¬
Dieser einsame Weg spielt sich ab in ein paar Herbst¬
Johanna verschwenden. De
sympathischere Geselle als gleichfalls bemitleidens¬
tagen, deren Schönheit oft beteuert wird, niemals
Herr Devrient in einer
werte Type der im Alter Einsamen empfohlen werden
aber ohne einen Seufzer, wie ich mich denn überhaupt
der Vollendung bedeutet, wä
soll. Selbstverständlich mit dem gleichen Mißerfolge.
nicht entsinne, während des ganzen Stückes auch nur
Stefan v. Sala sich darin
ein einziges Mal lachen gehört zu haben. Wie gründlich
Drittes, bereits angedeutetes Dramenmotiv: Die
trägliche Gestalt so sehr zu
verkennt dieser Dichter, dessen wienerische Note man oft
Schauspielerin Irene Herms, welche Julian Fichtner
mochte. Keiner der Darsteller
rühmen gehört hats das Wiener Wesen und die Wiener
in ihrer Jugend verführt und verlassen hat. Sie lebt auf
angeblich wienerischen
Landschaft, die auch dann noch heiter sind, wenn sie
dem Gute ihrer Verwandten, hat sich zur Not über ihre
tum anzudeuten. Keiner,
wehmütig sind. Welch ein Nutznießer ist er am Blute
gestohlene Jugend getröstet, und macht dem einstigen
treu, die
mit ihrer
dieser Stadt, der man einreden will, sie habe ihm als
Geliebten hin und wieder freundschaftliche Besuche. Als
prachtvolle Gestalt von
ihrem Dichter zu danken., Auch heute wieder flogen uns
sie nun erfährt, daß Fichtner einen gerade aus der Zeit
Das Schönste des Ab
unausgesetzt Worte, wie: Dornbach, schöner Weg bei
ihres Verhältnisses stammenden Sohn hat, ist es mit
vierten Aktes. Ein Park un
Salmannsdorf, Türkenschanze um die Ohren, daß
ihrer mühsam errungenen Fassung vorbei. Ihr bleibt
Ausblick durch eine Allee auf
wir wohl meinen sollten, weiß Gott wie wienerisch doch
es vorbehalten, das erlösende, das einzig befriedigende
liches Verglühen. Die Aben
dieses Stück sein müsse. Allein mir ist nicht bange.
Wort dieses Stückes zu sprechen: „Schuft“.
Waldränder und scheidet un
Denn die Erkenntnis, daß auch der herrlichste Herbst¬
Dann allmähliche Dunkelheit
wald von Dornbach nur so lange schön ist, so lange man Lichter an. Dies ist #
Schnitzlersche Menschen dort keine Villa haben, und
Ein halbes Dutzend Menschen quälen uns da ein
und man wird noch daran
diesen Landschaftszauber nicht als Hintergrund für
paar Stunden lang mit ihren Gemeinheiten, Verrückt¬
keines der Worte mehr ent
ihre unsauberen dramatischen Geschäfte mißbrauchen,
heiten und Nöten. Wir verstehen sie nicht, sie rühren
in diesem Parke schwätzten.
diese Erkenntnis muß sich als viel, viel stärker er¬
uns nicht, sie vermögen uns kaum zu interessieren. Sie
Natürlich gab es nie
weisen, als die Bemühungen sämtlicher Feuilletonisten,
ergehen sich in klagen, bilderreichen Reden, sie seufzen
Schnitzler=Premiere zu belache
die uns Schnitzler immer als den feinsten Kenner der
viel und bemühen sich umständlich um unsere
Teil¬
Berliner dürfen, wäre im
Wiener Seele und Wiener Landschaft anpreisen.
nahme. Sie beklagen sich über unerreichbares Glück
Der Dichter dankte mehrmals
und tun alles, um unglücklich zu sein. Sie treiben
Ganz und gar unbeschenkt, wie wir selten noch das
bis auch der allerletzte kunst
Mißbrauch mit den Worten Liebe, Vater, Mutter, Theater verließen, entläßt uns diese Komödie. Sie müde war.