II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 408

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18. Der einsane Neg
Husschnitt austener Mitlags-Zeitung
20
91
vom:
Theater und Kunst.
(Burgtheater.) Zum erstenmal: „Der ein¬
stame Weg“ von Arthur Schmitter. Vor Jahren
schon wurde dieses überuind üher melancholische Schauspiel
von den Verlindrn, die ihreneigeuen Rhythmus für derlei
Stimmungspoesie haben, vorgeführt. Es ist das reife, fast
überreise Werk eines tändeinden Erotikers, die Kehrseite
der glänzenden Medaille, ein müder, kätzenjämmerlicher
Epilog, von hyperklugen, selbsequälerischen Reslexionen
überdunkelt, ein weher Nachruf an verlorenes Leben. Aus
dem Nachdenklichen, aus den Sch#ten der Vergangenhete
ist die Sentimentalitätz des dramatischen Geschehens ge¬
schöpft. Diese Menschen sind alle irgendwie innen geborsten,
—.-
U. TPV-.——
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oder verkrustet; der Knacks im Herzen ist es nicht allein,
mit dem der philosophierende Poet in den Tod schleicht, sie
haben alle daneben geliabt oder sonst daneben gelebt, sind
fügellahm geworden, tappen mit beiden Händen ins Leere;
wenn sie das Leben noch zusammenführt, ihre Seelen
bleiben geschieden, sie sinnieren und fabulieren aneinander
vorbei; einsame wenschen. Zum Schluß fallt das ganze
Bündel, das von losen dramatischen Fäden zusammen¬
gehalten war, auseinander, die einen gehen geradezu in den
Tod, die anderen, etwas langsamer, in ein absterbendes
Leben. Die Aufführung im Burgtheater wird der halb¬
yrischen Melancholie, die dieses dumpfe, nach innen ge¬
kehrte Schauspiel durchzittert, völlig gerecht. Harry
Walden spielt den sanierten, von seinem Arzt gekerbten
Viveur mit nobelster Delikatesse, eine Ari Elegie des
Lebensgenusses; seine transparents Weltmüdigkeit ist noch
von den lachenden Farben des Gourmands umrändert, nur
ie weiter sich das Uebel frißt, desto rissiger werden die
Känder, selbst die letzten Farbenkleckse werden giftig grell
ldas Selbstbekenntnis des gealterten, in seiner Liebesleere
röstelnden Egoisten im vierten Akt spricht Walden mit
luger, prophetisch durchbrechender Pointierung) und der
ohysische Zusammenbruch des Todeskandidaten ist von er¬
freifender Schlichtheit. Johanna, eine Frauengestalt vom
Stamme Ibsens, ist Fräulein Wohlgemuth;
#üstere Schönheit hat einen sanften, poctischen Zauber, das
stätselhafte dieses Wesens, dem sie wenigstens nahekommt,
vird von ihrer scheuen Innigkeit verklärt. Paulsen, als
Professor Wegrath, von fein sordinierter Männlichkeit,
Herasch (Felix) ein sympathischer Junge. Devrient
Julian Fichtner) zu robust. Ein Stück erquicklicher Resch¬
seit, das einzige in dieser fünfaktigen Melancholie: Frau
Bleibtreu, als Irene Hermes; echt wienerischer
Toubrettenhumor, der auch unter Tränen lacht, eine herbe
Fidelität, die mit dem fingenden Samowar mitschwingt;
von ihr geht noch der lebendige Hauch aus, der, neben den
chmerzvollen Dialogen, dieses tiefdunkle Schattenspiel über¬
onnt, wie die Herbstsonne die stimmungsschweren, zart ver¬
1z.
glimmenden Szenenbilder überfunkelt.
(Quelienangabe ohne Gewühr.)
ESTER LLOVD
Husschnitt aus:
20FEB /974
vom:
Schnitzlers „Der einsame Weg“.
—(Telegramm des „Pester Lloyd“.)
Wien, 19. Februgr,
Schnitzlers Schauspiel „Der einsame Wege
das schon vor acht Jahren von Otto Brahm in Berlin und
in Wien gespielt wurde, erschien heute zum ersten Male im
Burgtheater und hatte einen starken, an Feierlichkeit streifenden
Erfolg.
F. S.
usschnitt aus: SOHIEMIA, PRAG
[ODttee
20 #enuan 1911
dm:
Theater und Kunst.
GAS1
W
Schuitzlers „Der einsame Weg“.
peh
Erstaufführung im Burgtheater.
Wien, 19. Jeber [Priv.) Schnitzlers Schau¬
spiel „Der einsame Weg, das gleich nach seinem Er¬
scheinen durch das Ensemble Direktors Brahms
sowohl im Deutschen Theater in Berlin als auch bei

Gastspiekreisen gegeben wurde # heute im Burgthe¬
ater als Novität herausges acht worden. Es isi da¬
mit auf den heimischen Boden zurückgekehrt, in dem
es wurzelt. Denn wie fast ele Stucke Schnitzlers,
spielt es in Wien, dort wo sch die Stadt nach dem
Gebirge sehnt und die eigentümliche Poesie des
Wienerwaldes am Schicksal und im Gemüte der
Menschen mitzuwirken scheint. Der einsame Weg ist
der letzte Weg des Menschen, den Jeder allein ge¬
hen muß, so sehr er auch sonst von Lieben und
Freunden umgeben gewesen sein mag.
Die Rolle, die in Berlin Bassermann spielte,
gab hier Harry Walden im großen und ganzen mit
achtenswerter Intelligenz, aber doch nirgends an
die Wirkung heranreichend, die Bassermann zu er¬
zielen verstand. Die in den übrigen Hauptrollen be¬
chäftigten Damen Wohlgemut und Eberle
und die Herren Paulsen; Devrient und Ge¬
rasch kamen den Wünschen des Dichters mit Erfblg
entgegen. Das Publikum nahm das Werk seines
Lieblingsdichters mit achtungsvoller Wärmessesige¬