II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 409

box 23/4
13. Der einsane Neg
bis zum freiwilligen Scheiden aus dem Leben, Julian] nennen. Die Akte brechen ab, ehe es zu ä
Handlungsmomenten kommt. Im ersten Zwis
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
Fichtner schwelgt in sentimentalen Regungen. Ein
ist die Mutter dahingeschieden, im letzten Jo
letztes Glück vor dem Scheiden von dieser Erde suchen
Zwischen dem zweiten und dritten Akt vollziel
beide, so wie es der junge Medardus in den Armen
#%
Auh Feuilleton.
die Entwicklung der Beziehungen Johannas zu
der Fürstin genießt, wie es mit dem lockenden Rufe
die die Bühne nicht vorführt. Weder ihre Lieb
des Lebens die heiße Marie in die Umschlingung des
Hofburgtheater. X#7
ihr Tod wirkt völlig überzeugend. Darin lie
todgeweihten Offiziers zieht. Dem einen bringt Johanna
theatralische Schwäche, aber auch der bestrickende
(Am 19. Februar 1914 zum ersten Male: „Der einsame
Wegrath die Abschiedsgabe hingebender Frauenliebe,
des Werkes, das einem lieb werden kann, wis
Weg.“ Schauspiel in fünf Akten von Artur Schnitzler.)
der andere klammert sich an den Sohn, der bis dahin
leicht ein anderes Stück Schnitzlers. Man lausc
nur Begriff war und zur Realität ihm werden soll.
Vor einem Dezennium ist Schnitzler seinen ein¬
traurigen Sange der Elegie, die wie des Vogel
Beiden aber bleibt die Sühne für ein nur egoistischem
samen Weg gewandelt, dem erst heute Bahn im weiten
Klagen um seine entschwundenen Jahre klingt
Genusse geweihtes Dasein nicht erspart. Im Wasser
Lande des Burgtheaters gebrochen worden. Uns, wie
diese eintönig sanfte und doch so eindringliche
des Teiches geht die Geliebte dem einsamen Sala
dem Dichter, ist das Werk bereits historisch. Wenn er
hilft über den Grundton von Härte, kalter
voran, die Aufklärung, die Felix über seine Geburt
es jetzt wieder vornähme, seine gereifte Kunst würde
losigkeit hinweg, der in dem Schicksal aller
wird, trennt ihn für immer von dem, der seine Vater¬
energisch konzentrieren in dem Überfluß an Motiven
armen Menschen liegt, wie sie vom Leben b
rechte geltend machen will. „Besitzen kann man nur
wie Ideen, er würde die andeutenden Vorgeschichten
sind, wie sie sich ums Leben betrügen. In al
dort, wo man sich ein Recht erwarb“, muß Säla ein¬
weit sicherer erfassen, der Szene mehr Raum geben
Kämpfen zum Schutz ihrer Persönlichkeit werd
sehen. Sie gehen ihren letzten Weg allein, sie haben
als dem Gefühle, die Dichtung wäre energischer, lebens¬
Gestalten uns verklärt durch den mild schimn
—iht Gegenwart, nicht Zukunft, nur Erinnerung.
voller, vor allem — jugendlicher.
Reif der Todesweihe, die sich um ihre Stirnen
Das Trauerspiel des Erinnerns — das Leitmotiv —
Denn es liegt etwas merkwürdig Greisenhaftes,
Keine Frage ums unentdeckte Land, aus de
schimmert durch all die vielästigen Verschlingungen des
Müdes in diesem leisen, feinfühligen Seufzer. Wrisheit
Wanderer wiederkehrt — metaphysische Zweife
Dramas hindurch. Gerne erzählen diese Männer von
des Alters redet in den Sentenzen und wohlgeprägten
Schnitzler fremd; ihm starrt als Schreckbild u
Vergangenheiten, selbst die Phantasie des jungen Mäd¬
Aphorismen. Ein blutjunger Bursche, wie dieser Felix,
Aufhören dieser irdischen Existenz entgegen, ger¬
chens flüchtet sich in Träume früherer Existenzen in
versteht bereits, daß auch Mütter und Schwestern
der entschwindenden Jugend rückt ihm der sch
denen sie als orientalische Sklavin vor dem Gebieter
Frauen sind, kaum eine Figur ist in dem Drama, die
Gedanke nahe, das Wissen um den Tod, wie
tanzte. Sie nimmt es ruhig hin, daß die Bestimmung
sich nicht von ihrer Umgebung loslöst und kein Ver¬
vom Arzte gebieterisch fordert, vertieft letzte Lu#
vieler Menschen sei, „einander gar nichts zu bedeuten
hältnis zu ihr erreichen kann, vom Vater Wegrath
letztes Leid. Je weiter Schnitzler in Jahren vo
als Erinnerung“.
herab bis zum resignierenden Arzte Dr. Reumann.
desto bitterer, schmerzvoller ward sein Ruf um
Und der Virtuose im Auskosten des Vergangenen,
Und ein Dichter, gerade in den Jahren voller Mannes¬
lorene Jugend, sein Neid gegen ein frisch aufbli
Sala, fragt, was Gegenwart eigentlich heiße? „Ist
kraft, stellt in den Mittelpunkt seines Werkes den vom
Geschlecht, das, wie Sala hier schon meint, es
das Wort, das eben verklang, nicht schon Erinnerung?
Herbstgefühle durchschauerten Mann, und zwar gleich
haben werde als seine Vorläufer, in „mehr H
Der Ton, mit dem eine Melodie begann, nicht Erinne¬
in zwei Parallelgestalten, die sich nur in der Form
und „weniger Geist“. Und in seiner letzten, an
rung, da das Lied geendet?" Und fast möchte man
des Ausdruckes ihrer wehmutsvollen Empfindungen
des Vortrages kaum zu übertreffenden Erzählu
unterscheiden: Herr von Sala bewahrt seine Haltung das ganze Werk einen Ton, ehe die Melodie begann,