II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 410

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18. Der einsane Neg
bis zum freiwilligen Scheiden aus dem Leben, Julian] nennen. Die Akte brechen ab, ehe es zu äußeren
Handlungsmomenten kommt. Im ersten Zwischenalt
IDAak. Nachdruck nur mit Quellenaugabe gestattet.
Fichtner schwelgt in sentimentalen Regungen. Ein
ist die Mutter dahingeschieden, im letzten Johanna.
letztes Glück vor dem Scheiden von dieser Erde suchen
Zwischen dem zweiten und dritten Akt vollzieht sich
beide, so wie es der junge Medardus in den Armen
u Feuilleton. 4%
die Entwicklung der Beziehungen Johannas zu Sala,
der Fürstin genießt, wie es mit dem lockenden Ruse
die die Bühne nicht vorführt. Weder ihre Liebe noch
des Lebens die heiße Marie in die Umschlingung des
ihr Tod wirkt völlig überzeugend. Darin liegt die
Hofburgtheater. 7“7
todgeweihten Offiziers zieht. Dem einen bringt Johanna
theatralische Schwäche, aber auch der bestrickende Zauber
Wegraty die Abschiedsgabe hingebender Frauenliebe,
19. Februar 1914 zum ersten Male: „Der einsame
des Werkes, das einem lieb werden kann, wie nicht
Schauspiel in fünf Akten von Artur Schnitzler.)
der andere klammert sich an den Sohn, der bis dahin
leicht ein anderes Stück Schnitzlers. Man lauscht dem
nur Begriff war und zur Realität ihm werden soll.
r einem Dezennium ist Schnitzler seinen ein¬
traurigen Sange der Elegie, die wie des Vogelweiders
Beiden aber bleibt die Sühne für ein nur egoistischem
n Weg gewandelt, dem erst heute Bahn im weiten
Klagen um seine entschwundenen Jahre klingt. Und
Genusse geweihtes Dasein nicht erspart. Im Wasser
e des Burgtheaters gebrochen worden. Uns, wie
diese eintönig sanfte und doch so eindringliche Weise
des Teiches geht die Geliebte dem einsamen Sala
Dichter, ist das Werk bereits historisch. Wenn er
hilft über den Grundton von Härte, kalter Mitleid¬
voran, die Aufklärung, die Felix über seine Geburt
tt wieder vornähme, seine gereifte Kunst würde
losigkeit hinweg, der in dem Schicksal aller dieser
wird, trennt ihn für immer von dem, der seine Vater¬
isch konzentrieren in dem Überfluß an Motiven
armen Menschen liegt, wie sie vom Leben betrogen
rechte geltend machen will. „Besitzen kann man nur
Ideen, er würde die andeutenden Vorgeschichten
sind, wie sie sich ums Leben betrügen. In all ihren
dort, wo man sich ein Recht erwarb“, muß Säla ein¬
sicherer erfassen, der Szene mehr Raum geben
Kämpfen zum Schutz ihrer Persönlichkeit werden die
sehen. Sie gehen ihren letzten Weg allein, sie haben
dem Gefühle, die Dichtung wäre energischer, lebens¬
Gestalten uns verklärt durch den mild schimmernden
nicht Gegenwart, nicht Zukunft, nur Erinnerung.
, vor allem — jugendlicher.
Reif der Todesweihe, die sich um ihre Stirnen zieht.
Das Trauerspiel des Erinnerns — das Leitmotiv —
Enn es liegt etwas merkwürdig Greisenhaftes,
Keine Frage ums unentdeckte Land, aus dem kein
schimmert durch all die vielästigen Verschlingungen des
es in diesem leisen, feinfühligen Seufzer. Weisheit
Wanderer wiederkehrt — metaphysische Zweifel sind
Dramas hindurch. Gerne erzählen diese Männer von
Alters redet in den Sentenzen und wohlgeprägten
Schnitzler fremd; ihm starrt als Schreckbild nur das
Vergangenheiten, selbst die Phantasie des jungen Mäd¬
pprismen. Ein blutjunger Bursche, wie dieser Felix,
Aufhören dieser irdischen Existenz entgegen, gerade aus
chens flüchtet sich in Träume früherer Existenzen, in
keht bereits, daß auch Mütter und Schwestern
der entschwindenden Jugend rückt ihm der schreckhafte
denen sie als orientalische Sklavin vor dem Gebieter
hen sind, kaum eine Figur ist in dem Drama, die
Gedanke nahe, das Wissen um den Tod, wie es Sala
tanzte. Sie nimmt es ruhig hin, daß die Bestimmung
fnicht von ihrer Umgebung loslöst und kein Ver¬
vom Arzte gebieterisch fordert, vertieft letzte Lust und
vieler Menschen sei, „einander gar nichts zu bedeuten
is zu ihr erreichen kann, vom Vater Wegrath
letztes Leid. Je weiter Schnitzler in Jahren vorschritt,
als Erinnerung“.
bis zum resignierenden Arzte Dr. Reumann.
desto bitterer, schmerzvoller ward sein Ruf um die ver¬
Und der Virtuose im Auskosten des Vergangenen,
ein Dichter, gerade in den Jahren voller Mannes¬
lorene Jugend, sein Neid gegen ein frisch aufblühendes
Sala, fragt, was Gegenwart eigentlich heiße? „Ist
stellt in den Mittelpunkt seines Werkes den vom
Geschlecht, das, wie Sala hier schon meint, es besser
das Wort, das eben verklang, nicht schon Erinnerung?
stgefühle durchschauerten Mann, und zwar gleich
haben werde als seine Vorläufer, in „mehr Haltung“
Der Ton, mit dem eine Melodie begann, nicht Erinne¬
zwei Parallelgestalten, die sich nur in der Form
und „weniger Geist". Und in seiner letzten, an Kunst
rung, da das Lied geendet?" Und fast möchte man
Ausdruckes ihrer wehmutsvollen Empfindungen
des Vortrages kaum zu übertreffenden Erzählung von
rscheiden: Herr von Sala bewahrt seine Haltung das ganze Werk einen Ton, ehe die Melodie begann,