II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 412

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18. Der einsane neg
keigert sich diese Empfindung fast ver= ausreichen, ihn und seine Bedingungen restlos zu er¬ Alles kommt aber auf die Doppelsigur Julian Fichtner
Ersteckten Hasse gegen den Knaben, derfassen. Das Wort Freuds „Der Selbstverrat dringt den und Stephan von Sala an, und gerade hier ließen
teilhastig wird, dessen er nicht wert ge= Menschen aus allen Poren“ wird zur Erfüllung vor die beiden Darsteller, Herr Devrient wie Herr
chter führt den Leser vor Abgründe der
jener eindringlichsten „seelischen Tiefenforschung", wie
Walden, manchen Wunsch unerfüllt. „Wir bringen
en es uns graut.
sie eben die umfassende Studie Theodor Reiks:
einander die Stichworte so geschickt — finden Sie
chon hier eröffnen sie sich dem forschenden
„Artur Schnitzler als Psycholog“ (Minden, J. C. C.
nicht?“, fragt Sala. Wir antworten angesichts der
süßen Worten der Schwermut über¬
Bruns) geschrieben, nicht bis in seine letzten Kon¬
Aufführung mit nein! Gerade die notwendige seine
eindringlichster Seelenforschung wer¬
sequenzen unanfechtbar, aber sicher in seinen Grund¬
Zusammenstimmung des Dialogs fehlte, da Herr
en, so zahlreich, daß das einzelne Drama
linien, scharf in den Beobachtungen, an denen auch
Devrient in hohle Deklamation verfiel und das Werk
noch weniger durchzuführen vermag.
der Literarhistoriker nicht mehr achtlos vorübergehen
selbst ins französische Sensationsstück hinüberspielte,
e steht das Verhältnis von Sohn und
darf. Und wie eine Vorarbeit mutet die kleine Skizze
eine Annäherung, die nicht genug vermieden werden
f Grundlage der Feindschaft autoritäts¬
von Hans Sachs: „Die Motivegestaltung bei
kann, und Herr Walden dem größten Teile seiner
Jugend, das im Bernhardi dann sich
Schnitzler“ („Imago“, Band 2), an.
Rolle wieder nur seine äußerliche Korrektheit lieh,
rung des Vatertypus wenden wird.
Keine ungünstigere Stätte für ein derartig inner¬
hinter der kein starker seelischer Unterton schwingt. Er
ide der einstigen Schauspielerin Irene
liches Werk als der weite Raum des Burgtheaters.
blieb unpersönlich, uninteressant, bis zu dem Moment
ge um das ungeborene Kind und die
Den Stil des Dramas festhalten, führt zur Undeutlich¬
des letzten Aktes, der Sala das Todesurteil verkündet.
Mutterschaft, Johanna träumt, eine
keit, ihn den Bedingungen des Ortes entsprechend
Da, in dem Kampfe zwischen dem Versuche, Haltung
Wangel, vom Glück der Ferne in
steigern, zur Vergröberung. Die Darstellung ging den
zu bewahren und dem innerlichen Bruche, fand Walden
Wanderphantasien. Die hilfreichen Ent¬
ersteren Weg, verfiel aber auch zum Teil in die er¬
Töne von einer Intensität und Tiefe, die nur einem
en wieder, parallel geführt, in Wegrath
wähnte Konsequenz. Ganz wundervoll war die Stim¬
großen Künstler erreichbar sind. Ihm war die tiefe
mann, der in dem Dr. Mauer des
mung der Szenerie, namentlich in Herrn von Salas
Wirkung des Ausganges zu danken, während die
viel bestimmter umrissen wiederkehrt,
traumhaft schönem Garten mit dem Ausblick auf die
mittleren Akte das zur Aufmerksamkeit sehr bereite
ian zeigt uns in seiner Beichte schon
Hügel des Wienerwaldes. Die entzückendste Leistung
Publikum dochermüdeten. Ein etwas lebhafteres Spiel¬
später ins Freie führen soll. Das Stück
des Abends brachte Frau Bleibtreus Irene, die
tempo, namentlich bei dem zum Ziehen so neigenden
Kompendium Schnitzlerscher Meinung
in dem bodenechten Humor wie der leisen Sentimenta¬
Darsteller des Herrn von Sala, könnte da wohl noch
geistig und ethisch tiefgreifend, doch
lität der großen Künstlerin geradezu ein neues Gebiet
helfen. Jedenfalls darf man dem Burgtheater wärmstens
Klarheit der Bühnenform ausgereist,
zu erschließen scheint. Ebenso war auch Herrn
danken, daß es sich sein Recht auf eine versäumte
Wegrath senken sich immer neue Schleier
[Gerasch' Felix eine Überraschung in seiner schlichten
Pflicht genommen.
ung herab. Nirgends hat die moderne
Natürlichkeit und unpathetischen Sprechkunst. Rührend
Alexander von Weilen.
Psychoanalyse gegründetere Veranlas¬
die Mutter der Frau Haeberle, wie der Professor
feinen Instrumenten zu sondieren als
Wegrath des Herrn Paulsen. Die äußerst undank¬
e, als bei Artur Schnitzler überhaupt.
bare Johanna erhielt durch Frl. Wohlgemuth
liefert andere Anamnesen als der gute Repräsentation und schöne Form. Herrn Herte¬
gangenheit, wo alle Dokumente nichtrichs Reumann erwies sich wohl als völlig unzureichend.