II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 414

13. Dereinsane Neg
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we de
Schmuck bringt — sei es bewußt erlebter Schmerz
oder Liebe oder bloß die befriedigte oder unbefriedigte
Neugier des Rätselerratens im Lebensspiel... Aber
neben dieser Gestaltung und durch ihre Reflexe be¬
dingt, klingt ein Ton von unsäglicher Trauer durch
dieses Stück, und es ist dieser Ton, der schließlich nach¬
zitternd übrigbleibt und nicht mehr losläßt: die
Trauer darüber, wie keiner vom andern weiß, wie
auch die Menschen, die einander die Nächsten sind,
aneinander vorbeileben, ohne auch nur zu ahnen, was
in jenen vorgeht, die das gleiche Dach birgt; welch
tiefes, beunruhigendes und unlösbares Geheimnis
auch die Seele des Besten und Gütevollsten für all die
anderen bleibt, die doch sein Dasein äußerlich teilen
und, mit oder ohne Schuld, an dem schönen oder kläg¬
lichen Geschick, an der Bestimmung und auch an der
Lüge mitweben, die ihn umgibt. ... Dieses Gefühl,
das so trostlos ist und doch wieder so beruhigend,
weil es ohne das kaum möglich wäre, das Leben
zu ertragen, ohne vor Angst, Mitleid oder Abschen
verrückt zu werden — dieses Gefühl spricht so stark
aus dem wundersam stark empfundenen und gedach¬
ten Stück, wie kaum aus einem andern. Die Vor¬
gänge im Hause Wegrat, das seltsam ästhetische und
doch wesenhafte Leben und Sterben des todaeweihten
Sala, die späte Vatersehnsucht Julian Fichtners,
Irene Herms gemordete Mutterschaft — in all diesen
tiefen menschlichen Verstrickungen klingt der gleiche
warnende Glockenton; das schmerzlich resignierte:
und
„Keiner kann Keinem wahrhaft etwas sein
die Hebbelsche Mahnung: „Hab' Achtung vor dem
Menschenbild
Man wird es der jetzigen Leitung des Burg¬
theaters nicht vergessen durfen, daß sie in ruhiger,
unprahlerischer und stetiger Arbeit eine Ehrenschuld
des Instituts nach der anderen zahlt, und daß sie,
nachdem sie Eulenberg und Wedekind das Burg¬
theater geöffnet hat, nach langen Jahren des Wartens
auch dieses reichste, ernste und menschlichste Werk des
reichsten, ernstesten und menschlichsten Wiener
Dichters zur Aufführung gebracht hat. Zu einer frei¬
lich, neben der die wundervolle, die man von Brahm;
vor Zeiten hier gesehen hat, unvergessen und unver¬
blaßt steht. Man tate Unrecht, sie mit dieser Brahm¬
schen zu vergleichen, in der jener Glockenton so hör¬
bar und eindringlich von Anfang bis zu Ende mit¬
schwang, in jedem Wort Bassermanns, Sauers, der
.In der Burgtheater¬
Lehmann und der Triesch
vorstellung hörte man ihn nur in einzelnen Momen¬
n: in den Szenen der Irene Herms, der
Bleibtreu so viel gute Weiblichkeit gab, di
Klang tapfer verhaltenen Schmerzes, weicher,
kameradschaftlich zärtlicher Gutmütigkeit und eine
kaum fühlbare Kulissenatmosphare; in ein paar
Repliken Harry Waldens, der als Sala alle
Geistigkeit der Gestalt hatte, und dem doch etwas von
ihrer bedeutsamen Faszination fehlte, vielleicht auch
infolge der befremdenden, in manchen Sekunden an
einen bösen Gnom (mit Monokel!) mahnenden
Maske; in den Szenen Paulsens, der als Pro¬
fessor Wegrat eine erschütternde stille, wehrlose Güte
hatte, die noch stärker ergriffen hätte wenn die
Monotonie der Rede nicht wäre die für den aus¬
gezeichneten Schauspieler eine Gefahr zu werden
droht. Frl. Wohlgemuth fehlt die gleichsam
unterirdische Leidenschaft, und ihr glaubhafter Aus¬
druck für die herbe Seltsamkeit der Johanna, deren
Wesen sie doch in ihrer spröden Schönheit manchmal!
merkwürdig stark empfinden macht; Herr Gerasch
hat als Felix die beste Haltung — was ihm mangelt,
ist die Belebtheit der starren Miene und die Gewich¬
tigkeit des Wortes; Frau Haeberle, die die Frau
Wegrat spielt, ist von schöner und beseelter Einfach¬
heit, wenn sie sich von allem Pathetischen freizu¬
machen vermag. Während Devrient den Julian
Fichtner in fast unfaßbarer Weise vergreift, den
„Maler“ spielt, statt den Charakter draphan zu
machen, dem er so fremd gegenübersteht, wie
leider! — auch dem Text seiner Rolle, die er mit solch
robuster Theatralik schablonisiert. Vergriffen auch
der Doktor Reumann des Herrn Herterich, der in
stilisierten Partien ein paar Mal interessant wirkte
und dieser etwas verschlossenen, aber warmen und
geraden Menschlichkeit gegenüber hilflos war. Das
die
enthällt
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moderne Kleid ist unbarmherzig:
Schwäche des Darstellers, dem das Kostüm hilft,
auch seine Seele zu verkleiden.
Die Wärme, die das Publikum während des
ganzen Abends zeigte, bewies den starken Ein¬
druck des Stückes ehenso deutlich, wie die Liebe zu ##
u. sv.)
seinem Dichter.
Neue Werke von Sem Benelli. Der italie¬
nische Dramatiker Sem Benelli, der sich mit seinem
Schauspiel „Das Mahl der Spötter“ auch auf deutschen
Bühnen einen Platz erobert hat, arbeitet gegenwartig