II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 416

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18. Der einsane Neg
(Quellenangabe ohne Gewaul.,
Gnitt aus: Heuickeis-Weltblatt, Wicn
B
krank ist, will den „einsamen Weg“ nicht weiter wandeln
und erschießt sich. Ein Mitgesühl für diese Hauptfiguren
Theater, Kunst und Musik.
des Stückes wäre kaum am Platz und darum vermag
Wien, 20. Februar 1914.
dasselbe trotz einzelner sehr schön geführter Szenen auch
keine tiefere Wirkung auf den Zuschauer auszuüben.
Burgtheater.
Die Darstellung, die dem wenig dankbaren Stücke im
(„Der einsame Weg“, Schauspiel in fünf Akten von
Burgtheater zuteil wurde, verdient fast uneingeschränktes
(Artur Schnitzler, Im k. k. Hofburgtheater zum
Lob. Den wackeren Professor Wegrath gab Herr Paulsen
erstenmar ansgeführt am 19. Februar 1914.)
mit schöner Wärme. Die schwierige Rolle der Johanna
Nach wiederholter Verschiebung, die das längere Un¬
fand in Fräulein Wohlgemuth eine geistvolle und
wohlsein des Fräuleins Wohlgemuth verursacht hatte,
durch ihre äußere Erscheinung sehr einnehmende Vertreterin.
erfuhr gestern das fünfaktige Schauspiel: „Der einsame
Herr Gerasch spielte den jungen Offizier mit gutete
Weg“ von Artur Schnitzler seine erste Aufführung im
Haltung, überstürzte sich aber wiederholt im Sprechen bis
Burgtheater, nachdem es schon im Mai 1906 im Theater
zur Undeutlichkeit.
an der Wien anläßlich eines Gastspiels des Berliner Lessing¬
Eine vortreffliche Charakterstudie bot Frau Bleib¬
Theaters unter Leitung des Direktors Dr. Otto Brahm
treu als Irene Herms und Herr Devrient hob die
mehrmals zur Darstellung gelangte. Das genannte Stück
Figur des wenig sympathischen Julian Fichtner, insbe¬
bedeutet also nur für das Burgtheater eine Novität.
sondere in den ersten Akten, auf ein höheres geistiges
Eine Notwendigkeit, es jetzt neuerlich darzubieten, lag
Niveau, war aber in der Maske nicht sehr glücklich. Die
wohl nicht vor, denn es hatte schon mit den Berliner
kleinen Partien der leidenden Frau Wegrath und des
Schauspielern nicht viel gemacht, zumal sein dramatischer
Doktors Reumann waren bei Frau Häberle, bezw. Herrn
Kern ein ungemein schwacher ist. Wiewohl auf fünf Akte
Herterich in guten Händen.
ausgedehnt, ist die Handlung doch eine dürftige nad die
Ganz vorzüglich aber war Herr Walden als Stephan
Charaktere, die uns vorgeführt werden, erwecken nur ver¬
von Sala, mit welcher Rolle er neuerlich bewies, daß sein
einzelt unser Interesse. Sie sind zumeist künstlich konstruiert
Engagemenh einen Treffer für das Burgtheater bedeutet.
und sehr möchten wir uns dagegen verwahren, daß sie
Wieder erfreute man sich an seiner vorzüglichen, klaren
Typen aus dem Wiener Gesellschaftsleben darstellen sollen.
Aussprache, die so manchem der Künstler des Burgtheaters
Sie mögen vielleicht in einer bestimmten Menschenklasse
beiderlei Geschlechts mustergiltig sein könnte. Er bleibt
vorkommen, der absolut nichts vom Wiener Wesen anhaftet
selbst im höchsten Affekt und im raschesten Flusse der Rede
und diesem vollständig fremd ist.
gut verständlich und meistert das Wort vorzüglich. Er
Die Gestalten, die Schnitzler in dem Schauspiel „Der
schuf auch diesmal wieder eine sehr interessante Figur, die
einsame Weg“ zeichnet, haben, bis auf die gut entworfene
er mit ungemein seinen Zügen ausstattete.
Figur der reschen Schauspielerin Irene Herms, gar nichts
Die Regie, die Herr Devrient führte, war eine des
Wienerisches an sich. Sie können in jedem anderen Milien
Burgtheaters würdige und insbesondere die Parkszene im
Wurzel schlagen, nur gerade in Wien würde ihnen jede
vierten Akt ist dekorativ hervorragend schön zu nennen.
Bodenständigkeit versagt sein. Indessen halten wir die
Das Publikum nahm das Stück mit freundlichem Beifall
sortwährenden Versuche, Schnitzler als den Wiener Poeten
auf und der Dichter konnte im Lause des Abends wieder¬
und Dramatiker par excellence zu proklamieren, für recht
überflüssig. Wir möchten nur wünschen, daß die Personen, hottel Hervorxus Folge leisten. 4

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die er uns auf der Bühne vorführt, unser lebhaftet
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Interesse fänden. Damit steht es aber in dem Drams
„Der einsame Weg“ nicht zum besten.
Die eigentlichen Helden des Stückes, der Aesthetiker und
Gesellschafts=Raisonneur Stephan von Sala und der
Maler Julian Fichtner flößen uns trotz ihrer vielen schön¬
geistigen Tiraden nur geringe Sympathien ein. Sie sind
nur wohlfrisierte, strupellose Egoisten, die kalten Blutes
das Lebensglück anderer zerstören. Fast widerlich erscheint
uns der Maler Fichtner, der die Braut seines Freundes
und Kunstgenossen Wegrath knapp vor der Hochzeit ver¬
führt hat und nach langen Jahren wieder im Hanse des
Freundes auftaucht, nachdem just die sündige Frau
gestorben ist. Da erwacht sehr verspätet die Vaterliebe in
ihm. Er möchte den Sohn, einen jungen Offizier, für sich
reklamieren, doch dieser will von ihm nichts wissen und
wendet seine Liebe nur Wegrath zu, der ihn erzogen hat
und den er innig verehrt. Fichtner mag allein seines
„einsamen Weges“ wandeln.
Dasselbe widerfährt dem wortreichen Aesthetiker Sala,
dem sich die hysterische Johanna, die Tochter Wegraths,
in einer schwülen Stunde ergeben hat, worauf sie, einer
plötzlichen Eingebung folgend, den Tod im Wasser sucht
und findet. Sala aber, der ohnedies in hohem Grad herz¬

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