W
box 23/4
18. Der einsane nen
Husschnitt
WIENER CARICATUREN
vom: 22 FEBRURR 191,
W
„Der einsame Weg“Schnitzlers
nuestes Opus hat Dongerstag im Wiener
Hofburgtheater eine Probeaufführung
durch sprechende Menschen erfahren, ehe
es seiner eigentlichen Bestimmung, der
Verfilmung zugeführt wird.
B
—
Husschnitt ausonlags-Blatt (pubi. Blatt), Wien
vom: 23FEB.19“
Also spricht Sch
hatte, war gelehrt worden, einen anderen als Vater zu
Feuilleton.
menschlicher Erkenntn
verehren. Aber in dem Augenblicke, sda Fichtner das
Alter nahen fühlt, reklamiert er unbedenklich die Liebe
gens stehen sich genc
Frauengestalten gege
seines Sohnes für sich. Umsonst. Einsam muß er seinen
Burgtheater.
Tochter Wegrath's,
Weg weiterwandern. In sdiesen zwei Figuren spiegelt
ein poesieumflossenes
sich die Weltanschauung soes Dichters, und das Merk¬
„Der einsame Weg“, Schauspiel in fünf Akten von
die Gabe hat, den #
würdige ist es, daß beide in dem, wenn man so sagen
Arthur Schnitzler.
den Gala letztes gro
darf, „gefährlichen“ Alter stehen. Sie haben beide das
Das Burgtheater hal eine Ehrenpflicht gegen Ar¬
Leben genossen. Jeder nach seiner Art. Und zu welchem
Grunde. Irene Hern
thur Schnitzler erfüllt, indem es sein reifstes — leider
Endergebnis sind sie gelangt? In einer Szene des vier¬
Fichtner begenet und
nicht auch sein bestes — Stück „Der einsame Weg“
das Leid tapfer und
ten Aktes gibt uns der Dichter die Antwort auf diese
in den Spielplan aufnahm. Vor zehn Jahren hat Schnitz¬
Frage. Diese Szene — übrigens von unvergleichlicher
Ein „süßes Mädel“
ler dieses Stück geschrieben, in sder prangenden Pracht
Erlebnisse. So gehen
Schönheit — stellt den starken Sala dem schwachen
seines vollkräftigen Lebens, aber doch zu einer Zeit, wo
ter Bankrotteure de
Fichtner gegenüber. Die Werte des Daseins werden ge¬
man schon manchmal an das Altern denkt, denken muß,
der alte Wegrath
wogen, bis Sala kurz und bündig dem Fichtner die fol¬
wo es gilt, mutig von der Jugend Abschied zu nehmen,
Fichtner's Sohn ihm
gende Lebensbilanz ins Gesicht schleudert: „Lieben heißt,
Abschied für immer. Dieses große Abschiednehmen von
für jemand anderen auf der Welt sein. Ich sage nicht,
gewahr, daß auch S
dem Köstlichsten, ddas der Mensch besitzt, hat noch jedem
kommen konnte, als
daß es ein wünschenswerter Zustand sei, aber jedenfalls
Dichterherzen etwas abgerungen. Schnitzler wurde nach¬
gründlich sind.
denke ich, wir waren beide sehr fern davon. Was hat
denklich, fast möchten wir sagen resigniert. Das Leben
Das Burgtheate
das, was unsereiner in die Welt bringt, mit Liebe zu
begann sich aufzutun vor seinem forschenden Blick und
Den Herrn von Sal
tun? Es mag allerlei Lustiges, Verlogenes, Zärtliches,
der Dichter wurde zum Philosophen. So geriet ihm
Gemeines, Leidenschaftliches sein, sdas sich als Liebe aus¬
zaghaft tastend. Die
ein grüblerisches Stück, das den Dingen bis in ihre
gibt, aber Liebe ist es doch nicht. .. Haben wir jemals
im Schlußakt wuchs
tiefsten Tiefen nachspürt, ein Stück, in dem wir auch inter¬
ein Opfer gebracht, von dem nicht unsere Sinnlichkeit
Ganz wundervoll Fr
essante Menschen sehen, die zweifellos irgendwo leben
Sie war von herzger
oder unsere Eitelkeit ihren Vorteil gehabt hätte? .
mögen, aber doch immerhin ein Stück, in dem der Dichter
es nottat, einen Un
Haben wir je gezögert, anständige Menschen zu betrügen,
gegen den Philosophen im Rückstand bleibt.
Augen tireb. Herr D
wenn wir dadurch um eine Stunde des Glückes oder
Im Mittelpunkte der Handlung steht Herr von Sala,
ner. Gehirnmenschen
der Lust reicher werden konnten? ... Haben wir je
ein Dichter, der das Leben nach seinem Sinn zu formen
unsere Ruhe oder unser Leben aufs Spiel gesetzt, nicht
seine Art. Frl. Wo
derschön aus. Aber a
suchte. Natürlich vergebens. Aber ein mutiger Mensch,
aus Laune oder Leichtsinn ... nein, um sdas Wohl¬
der auch dann nicht seine Haltung verliert, da man ihm
chengestalt, die sie z
ergehen eines Wesens zu fördern, das sich uns gegeben
achtlos vorüber. Se
seine Todesstunde kündet. Im Gegenteil. Ein echter
hatte? Haben wir je auf ein Glück verzichtet, wenn dieser
Verzicht nicht wenigstens zu unseer Bequemlichkeit bei¬
berle und Herr P#
ichter, stirbt er sozusagen mit einem Apercu auf den
sehr Schablone.
Lippen: „Es scheint mir überhaupt, daß wieder ein
getragen hätte? Und glauben Sie, daß wir von einem
Das Stück wurh
besseres Geschlecht heranwächst, mehr Haltung und weniger
Menschen, Mann oder Weib, irgend etwas zurückfordern
Burgtheaters mit fe
Geist.“ Sein Gegenspieler ist der Maler Julius Fichtner.
dürften, was wir ihm geschenkt hatten? Ein Stück von
rief wiederholt Arch#
unserem Wesen, eine Stunde unseres Daseins, ddas wir
Ein Mensch, der sdas Leben in vollen Zügen genoß,
der Blüten pflückte, wo immer sein wonnetrunkenes Angewirklich an sie verlore hätten ohne uns gleich dafür schien ihn so aufmm
sie sah. Sein Sohn, um den er sich nie gekümmert bezahlt zu machen, mit welche: Münze immer?“
same Wege“ zu wa
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18. Der einsane nen
Husschnitt
WIENER CARICATUREN
vom: 22 FEBRURR 191,
W
„Der einsame Weg“Schnitzlers
nuestes Opus hat Dongerstag im Wiener
Hofburgtheater eine Probeaufführung
durch sprechende Menschen erfahren, ehe
es seiner eigentlichen Bestimmung, der
Verfilmung zugeführt wird.
B
—
Husschnitt ausonlags-Blatt (pubi. Blatt), Wien
vom: 23FEB.19“
Also spricht Sch
hatte, war gelehrt worden, einen anderen als Vater zu
Feuilleton.
menschlicher Erkenntn
verehren. Aber in dem Augenblicke, sda Fichtner das
Alter nahen fühlt, reklamiert er unbedenklich die Liebe
gens stehen sich genc
Frauengestalten gege
seines Sohnes für sich. Umsonst. Einsam muß er seinen
Burgtheater.
Tochter Wegrath's,
Weg weiterwandern. In sdiesen zwei Figuren spiegelt
ein poesieumflossenes
sich die Weltanschauung soes Dichters, und das Merk¬
„Der einsame Weg“, Schauspiel in fünf Akten von
die Gabe hat, den #
würdige ist es, daß beide in dem, wenn man so sagen
Arthur Schnitzler.
den Gala letztes gro
darf, „gefährlichen“ Alter stehen. Sie haben beide das
Das Burgtheater hal eine Ehrenpflicht gegen Ar¬
Leben genossen. Jeder nach seiner Art. Und zu welchem
Grunde. Irene Hern
thur Schnitzler erfüllt, indem es sein reifstes — leider
Endergebnis sind sie gelangt? In einer Szene des vier¬
Fichtner begenet und
nicht auch sein bestes — Stück „Der einsame Weg“
das Leid tapfer und
ten Aktes gibt uns der Dichter die Antwort auf diese
in den Spielplan aufnahm. Vor zehn Jahren hat Schnitz¬
Frage. Diese Szene — übrigens von unvergleichlicher
Ein „süßes Mädel“
ler dieses Stück geschrieben, in sder prangenden Pracht
Erlebnisse. So gehen
Schönheit — stellt den starken Sala dem schwachen
seines vollkräftigen Lebens, aber doch zu einer Zeit, wo
ter Bankrotteure de
Fichtner gegenüber. Die Werte des Daseins werden ge¬
man schon manchmal an das Altern denkt, denken muß,
der alte Wegrath
wogen, bis Sala kurz und bündig dem Fichtner die fol¬
wo es gilt, mutig von der Jugend Abschied zu nehmen,
Fichtner's Sohn ihm
gende Lebensbilanz ins Gesicht schleudert: „Lieben heißt,
Abschied für immer. Dieses große Abschiednehmen von
für jemand anderen auf der Welt sein. Ich sage nicht,
gewahr, daß auch S
dem Köstlichsten, ddas der Mensch besitzt, hat noch jedem
kommen konnte, als
daß es ein wünschenswerter Zustand sei, aber jedenfalls
Dichterherzen etwas abgerungen. Schnitzler wurde nach¬
gründlich sind.
denke ich, wir waren beide sehr fern davon. Was hat
denklich, fast möchten wir sagen resigniert. Das Leben
Das Burgtheate
das, was unsereiner in die Welt bringt, mit Liebe zu
begann sich aufzutun vor seinem forschenden Blick und
Den Herrn von Sal
tun? Es mag allerlei Lustiges, Verlogenes, Zärtliches,
der Dichter wurde zum Philosophen. So geriet ihm
Gemeines, Leidenschaftliches sein, sdas sich als Liebe aus¬
zaghaft tastend. Die
ein grüblerisches Stück, das den Dingen bis in ihre
gibt, aber Liebe ist es doch nicht. .. Haben wir jemals
im Schlußakt wuchs
tiefsten Tiefen nachspürt, ein Stück, in dem wir auch inter¬
ein Opfer gebracht, von dem nicht unsere Sinnlichkeit
Ganz wundervoll Fr
essante Menschen sehen, die zweifellos irgendwo leben
Sie war von herzger
oder unsere Eitelkeit ihren Vorteil gehabt hätte? .
mögen, aber doch immerhin ein Stück, in dem der Dichter
es nottat, einen Un
Haben wir je gezögert, anständige Menschen zu betrügen,
gegen den Philosophen im Rückstand bleibt.
Augen tireb. Herr D
wenn wir dadurch um eine Stunde des Glückes oder
Im Mittelpunkte der Handlung steht Herr von Sala,
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der Lust reicher werden konnten? ... Haben wir je
ein Dichter, der das Leben nach seinem Sinn zu formen
unsere Ruhe oder unser Leben aufs Spiel gesetzt, nicht
seine Art. Frl. Wo
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suchte. Natürlich vergebens. Aber ein mutiger Mensch,
aus Laune oder Leichtsinn ... nein, um sdas Wohl¬
der auch dann nicht seine Haltung verliert, da man ihm
chengestalt, die sie z
ergehen eines Wesens zu fördern, das sich uns gegeben
achtlos vorüber. Se
seine Todesstunde kündet. Im Gegenteil. Ein echter
hatte? Haben wir je auf ein Glück verzichtet, wenn dieser
Verzicht nicht wenigstens zu unseer Bequemlichkeit bei¬
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ichter, stirbt er sozusagen mit einem Apercu auf den
sehr Schablone.
Lippen: „Es scheint mir überhaupt, daß wieder ein
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Das Stück wurh
besseres Geschlecht heranwächst, mehr Haltung und weniger
Menschen, Mann oder Weib, irgend etwas zurückfordern
Burgtheaters mit fe
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dürften, was wir ihm geschenkt hatten? Ein Stück von
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der Blüten pflückte, wo immer sein wonnetrunkenes Angewirklich an sie verlore hätten ohne uns gleich dafür schien ihn so aufmm
sie sah. Sein Sohn, um den er sich nie gekümmert bezahlt zu machen, mit welche: Münze immer?“
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