II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 430

18.
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Der einsane Neg
Ausschnitt ausener Montag, Wien
23 FEBRUM 1914
vom:
Theater und Kunst.
Burgtheater. „Der einsame Weg“ von Arthur
Schnitzler. Erstaufführung am 19. Februar 1914.
Arrhur Schnitler hat sich längst an unserer Hof¬
bühne Heimatrecht erworben und sein Medardus war
pohl eines der am öftesten gespielten Stücke. Nun
#urde auch sein füntaktiges Schauspiel „Der einsame
Peg“ von unserer Hofbühne aufgeführt. Es ist dies
line Novität, denn ein Berliner Ensemble hat es ja
sänerzeit schon in Wien zur Aufführung gebracht¬
Der einsame Weg“ ist ein Fam##stück, dessen
gandlung bald skizziert ist und bei welchem wohl die
estaltung der handelnden Personen, die Schärfung
s Konfliktes und die glänzende Sprache Schnitzlers
nem Stücke zum Siege verhilft. Die Frau des
Akademieprofessors Megrath ist mit einer Lüge in
die Ehe getreten, denn ihr Sohn ist die Frucht einer
Jündigen Liebe mit dem Maler Fichtner, einem
Freunde ihres Mannes. Lange Jahre wußte dieser
selbst nichts davon, doch als sie stirbt, will er, weil er
einsam im Leben dasteht, seinen Sohn an sich fesseln.
doch dieser, ein Offizier will von ihm nichts wissen
und will den Titel Vater dich lieber jenem geben,
der ihn solange den Lebensweg entlang geführt und
ihm eine Existenz gegeben hat. Mit dieser Handlung%
läuft ine Nebenhandlung paralell. Die Schwester des?
Offiziers, die in einen Mann im reifen Alter, einen“
Freund des Hauses, verliebt ist, wird zur Selbst¬
mörderin, als sie erfährt, daß derselbe ein Todes¬
kandidat ist und er erschießt sich. Zieht man aus dem
Stücke Schnitzlers eine Nutzanwendung, kann es nur
die sein: die Menschen sollen nicht einsam und ver¬
schlossen dahin wandeln und sie sollen frühzeitig da¬
für sorgen, daß sie im Alter von Liebe umgeben
sind. Gewiß befriedigt die Handlung des Stückes
nicht allgemein, in Berlin ist es durchgefallen, aber
es steckt viel Lebenswahrheit in den tragischen Schick¬
salen die Schnitzler vor unseren Augen entrollt und
das Stück übte auf das Burgtheater-Publikum große
Wirkung aus. Dazu trug allerdings die geradezu
glänzend zu nennende Darstellung bei. Herr Paulsen
spielte den Akademiedirektor prächtig und Fräulein
Bleibtreu schuf mit ihrer Irene Herms eine herbe
und herzerfrischende Gestalt, eine Ganzleistung
dieser großen Künstlerin. Herr Devrient ver¬
schwendete an den Maler Julius Fichtner seine
ganze große Kunst. Ausgezeichnet waren auch die
Damen Wohlgemut und Häberle, sowie Herr Wal¬
den. Glänzend war die dekorative Ausstattung und
ein Szenenbild soll besonders erwähnt werden. Die
Szenerie des vierten Aktes. Im herbstlichen Abend¬
sonnenglühen liegt eine Villa von einem Park um¬
geben in Dornbach ba, und durch eine Allee gewinnt
man den Ausblick auf eine Woldwiese. Die sinkende
Abendsonne begrenzt die Ränder der Wälder met
ihrem roten goldigen Schein, langsam wird es dunkel
bis man in der Villa Licht anzündet. Ein prachl¬
volles Bilde#ierwerk der Bühnentechnik.
Arthur Schnitzler konnte zu wiederholtenmalen für
den gespendeten Beifall danken.