box 23/4
nsam
18. Der ei#ne Neg
Frankturter Zeitung
Frankfurt a. M.
90
W R
den dankenswerten ersten Versuc gemacht hat, auch andere Don Juan=Problem gegeben hat. Der große Verführer
wurd# in den Kunstwerken früherer Epochen verharrlicht, ge¬
Bühnen, die über eine jugendliche Charakterdarstellerin ver¬
sürchtet, verdammt. Schnitzler stellt ihn als Bankrotteur
fügen, das Werk in ihren Spielplan aufnehmen. Das
er Theater.
h##, als den Jechprellen der Liebe, der sich selbst mm die Frucht
Teutsche Volkstheaten hatte damit einen Ehrenabend, den
den Sieve, um die Familie gebracht hat und in trostloser
ugust Strindbergs Frau Margit“.
uns fün manchen andaren Avend entschädigte. Es #st doch
Einsamkeit endat. Das ist nicht graeco=heidnisch und nicht
nsamer Weg im Hofburgtheater. — Eine
etwas Eigenes um Tichterkraft und Ehrlichkeit. Man könnte
romantisch=katholisch. Es in merkwurdig, wie sich in der Er¬
erette von Oskar Straus.
das mit einem umstandlichen Vorspiel belastete Werk fait
fassung der Familie als Wurzel allen Sittlichkeit pund er¬
dilettantisch nennen. Nichts ist darin Routine, Raffinement.
6 Wien, 21 Februar.
arreiteten Glucks Schnitzler, den freie Jude, und Skrindberg.
Theater und auch nicht fertige Meisterschaft. Aber es pocht
Pe A###tesart. bagegnen.
Ueberietzung von Auguit Strind¬
das Herzolut durch jede Szene und so vergißt man alle
“schon vorliegt, wissen wir nicht.
Kritik. Was verschlagt es, daß ein Baum eigenwillig un¬
en. die wir zufallig besitzen, stammt
grade gewachsen ist, wenn er echte, wurzige Fruchte tragt
Werk selhit aus dem Jahre 1884.
und nicht künitlich pemaltes Zeug!
ahren, erlebt es endlich seine deutsche
Ich wollic, ich könnte über Arthur Schnitzlers „Ein¬
#ist es Strindberg geworden, sich
samen Weg“, mit dem das Hofburgtheater nach
nselbst mit jenen Werken, die noch
recht langer Bedenkzeit endlich herausgekommen ist, dasselbe
nasse des dämonischen Weiberhasses
sagen. Aber seitdem wir von der Brahmtruppe mit Basser¬
pirkt: „Frau Margit“, die Antwort
mann, der Triesch und Else Lehmann das Stück gesehen haben.
kinistische Romantik der Ibsenschen
sind wieder ein paov Jahre ins Land gegangen, und so vieles,
dichterischer als dieser Kamp#¬
was uns damals frisch und zeitgerecht angemutet hat, erscheint
rkt jugendfrisch, wie alles rein dich¬
uns jetzt als literarische Mode von vorgestern. Die ganze
auf der Schöpfung der Tendenz schon
spinnwebdünne Faktur, das beziehungsreiche Reden, die Hell¬
on liegt. Eine Dichtung ist „Frau
sichtigkeit der Personen, der gewollte Mystizismus (eines im
an das persönliche Erlebnis durch¬
Grunde doch rationalistischen Melancholiters), das Herüber¬
Im dreißigjährigen Mannes mit der
schatten einer anderen Wett in die Gegenwart und Wirklich¬
Ehe, mit dem Dämon des Weiber¬
keit. der Todesahnung in die Liebe, der Liebesseönsucht in den
schen Geringschätzung des anderen
Ted: das alles ist uns so wohl vertraut (freilich erst durch
sich deren erste Spuren. Frau
Schnitzler und einen Teil seiner literarischen Physiognomie), daß
echte, opferfreudige Liebe, die nicht
es uns bereits ungeduldig macht, wie ein Mensch, der immer
der Werbung, sondern das Haus¬
mit hochgezogenen Brauen und flüsternder Stimme spricht.
der verlangenden Leidenschaft, die
„Der einsame Weg“ hat seine lyrischen Schönheiten und viel
zu unterscheiden; sie ist schon
Weisheit; wie stimmen seiner ethischen Konklusion zu, daß
Weiv und Mutter. Aber noch sieht!
Liebe verdient sein muß und Selbstsucht notwendig zu
huldigung (eine nur halbwahre nota¬
schauerlicher Vereinsamung führt. Aber die novellistische
Art des Weibes in der ganz
Blässe des Vortrags gefährdet die Wirkung mindestens des
rziehung, die ihm in der Ehe ein
ersten Akts in geradezu gefährlicher Weise. Wir wollen nicht
einen Troubadour und Ritter
mehr mit den Ohren sehen, wie zur Zeit der Alleinherrschaft
der
das Leben Prosa und
Ibsens. Wir sehnen uns nach Bewegung, Leven, Farhe. Wir
ist.
um das tägliche Brot
möchten nicht mehr die ewig in sich selbst hineinhorchenden,
g ist der Sache mehr auf den
superklugen Leute, sondern Menschen, die der Natur oder
erkannt, daß der Verführer aus
eigentlich sich selbst zu nahe stehen, um einen Spiegel zwischen
schen Ursachen dem alltäglichen Er¬
ihre Seele und ihr Bewußtsein, stellen zu können. Auto¬
ehend überlegen sein muß). Aber
pfrchologie trägt man nicht mehr! Darum wirkte die einzige,
berk noch nicht in die Tiefe der un¬
lebfrische Natur unter all diesen spintisierenden Schemen, 1
is dringt, weil es der landläufigen,
die alternde Schauspielerin Irene Harms (Frau Bleib¬
besondere von den Frauen mit
tran) wie ein kräftigen Luftzug in einem Treibhaus. Gegen
ten Auffassung näher steht, ist die
Schnitzlers Kunst ist mit all dem nichts gesagt. Sie ist nur
aller Scharfprägung den Diktion
zu leise und zu fein für die Bühne, wo ihr nur der Lorbeer
Szenen stärker oder sagen wir wenig¬
der Sympathie und Achtum erblüßt, # Wien seinem zart¬
der späteren Bitterkeiten „Fran
Frühlingsmusik zum Herzen. Vir f lichsten Dichten ge#e#ngegonbringt. Am intrresiantesten er¬
das Deutsche Polkstheater 1 schien uns birsmal di: Wenduna, die Schnitler dem uraiten
nsam
18. Der ei#ne Neg
Frankturter Zeitung
Frankfurt a. M.
90
W R
den dankenswerten ersten Versuc gemacht hat, auch andere Don Juan=Problem gegeben hat. Der große Verführer
wurd# in den Kunstwerken früherer Epochen verharrlicht, ge¬
Bühnen, die über eine jugendliche Charakterdarstellerin ver¬
sürchtet, verdammt. Schnitzler stellt ihn als Bankrotteur
fügen, das Werk in ihren Spielplan aufnehmen. Das
er Theater.
h##, als den Jechprellen der Liebe, der sich selbst mm die Frucht
Teutsche Volkstheaten hatte damit einen Ehrenabend, den
den Sieve, um die Familie gebracht hat und in trostloser
ugust Strindbergs Frau Margit“.
uns fün manchen andaren Avend entschädigte. Es #st doch
Einsamkeit endat. Das ist nicht graeco=heidnisch und nicht
nsamer Weg im Hofburgtheater. — Eine
etwas Eigenes um Tichterkraft und Ehrlichkeit. Man könnte
romantisch=katholisch. Es in merkwurdig, wie sich in der Er¬
erette von Oskar Straus.
das mit einem umstandlichen Vorspiel belastete Werk fait
fassung der Familie als Wurzel allen Sittlichkeit pund er¬
dilettantisch nennen. Nichts ist darin Routine, Raffinement.
6 Wien, 21 Februar.
arreiteten Glucks Schnitzler, den freie Jude, und Skrindberg.
Theater und auch nicht fertige Meisterschaft. Aber es pocht
Pe A###tesart. bagegnen.
Ueberietzung von Auguit Strind¬
das Herzolut durch jede Szene und so vergißt man alle
“schon vorliegt, wissen wir nicht.
Kritik. Was verschlagt es, daß ein Baum eigenwillig un¬
en. die wir zufallig besitzen, stammt
grade gewachsen ist, wenn er echte, wurzige Fruchte tragt
Werk selhit aus dem Jahre 1884.
und nicht künitlich pemaltes Zeug!
ahren, erlebt es endlich seine deutsche
Ich wollic, ich könnte über Arthur Schnitzlers „Ein¬
#ist es Strindberg geworden, sich
samen Weg“, mit dem das Hofburgtheater nach
nselbst mit jenen Werken, die noch
recht langer Bedenkzeit endlich herausgekommen ist, dasselbe
nasse des dämonischen Weiberhasses
sagen. Aber seitdem wir von der Brahmtruppe mit Basser¬
pirkt: „Frau Margit“, die Antwort
mann, der Triesch und Else Lehmann das Stück gesehen haben.
kinistische Romantik der Ibsenschen
sind wieder ein paov Jahre ins Land gegangen, und so vieles,
dichterischer als dieser Kamp#¬
was uns damals frisch und zeitgerecht angemutet hat, erscheint
rkt jugendfrisch, wie alles rein dich¬
uns jetzt als literarische Mode von vorgestern. Die ganze
auf der Schöpfung der Tendenz schon
spinnwebdünne Faktur, das beziehungsreiche Reden, die Hell¬
on liegt. Eine Dichtung ist „Frau
sichtigkeit der Personen, der gewollte Mystizismus (eines im
an das persönliche Erlebnis durch¬
Grunde doch rationalistischen Melancholiters), das Herüber¬
Im dreißigjährigen Mannes mit der
schatten einer anderen Wett in die Gegenwart und Wirklich¬
Ehe, mit dem Dämon des Weiber¬
keit. der Todesahnung in die Liebe, der Liebesseönsucht in den
schen Geringschätzung des anderen
Ted: das alles ist uns so wohl vertraut (freilich erst durch
sich deren erste Spuren. Frau
Schnitzler und einen Teil seiner literarischen Physiognomie), daß
echte, opferfreudige Liebe, die nicht
es uns bereits ungeduldig macht, wie ein Mensch, der immer
der Werbung, sondern das Haus¬
mit hochgezogenen Brauen und flüsternder Stimme spricht.
der verlangenden Leidenschaft, die
„Der einsame Weg“ hat seine lyrischen Schönheiten und viel
zu unterscheiden; sie ist schon
Weisheit; wie stimmen seiner ethischen Konklusion zu, daß
Weiv und Mutter. Aber noch sieht!
Liebe verdient sein muß und Selbstsucht notwendig zu
huldigung (eine nur halbwahre nota¬
schauerlicher Vereinsamung führt. Aber die novellistische
Art des Weibes in der ganz
Blässe des Vortrags gefährdet die Wirkung mindestens des
rziehung, die ihm in der Ehe ein
ersten Akts in geradezu gefährlicher Weise. Wir wollen nicht
einen Troubadour und Ritter
mehr mit den Ohren sehen, wie zur Zeit der Alleinherrschaft
der
das Leben Prosa und
Ibsens. Wir sehnen uns nach Bewegung, Leven, Farhe. Wir
ist.
um das tägliche Brot
möchten nicht mehr die ewig in sich selbst hineinhorchenden,
g ist der Sache mehr auf den
superklugen Leute, sondern Menschen, die der Natur oder
erkannt, daß der Verführer aus
eigentlich sich selbst zu nahe stehen, um einen Spiegel zwischen
schen Ursachen dem alltäglichen Er¬
ihre Seele und ihr Bewußtsein, stellen zu können. Auto¬
ehend überlegen sein muß). Aber
pfrchologie trägt man nicht mehr! Darum wirkte die einzige,
berk noch nicht in die Tiefe der un¬
lebfrische Natur unter all diesen spintisierenden Schemen, 1
is dringt, weil es der landläufigen,
die alternde Schauspielerin Irene Harms (Frau Bleib¬
besondere von den Frauen mit
tran) wie ein kräftigen Luftzug in einem Treibhaus. Gegen
ten Auffassung näher steht, ist die
Schnitzlers Kunst ist mit all dem nichts gesagt. Sie ist nur
aller Scharfprägung den Diktion
zu leise und zu fein für die Bühne, wo ihr nur der Lorbeer
Szenen stärker oder sagen wir wenig¬
der Sympathie und Achtum erblüßt, # Wien seinem zart¬
der späteren Bitterkeiten „Fran
Frühlingsmusik zum Herzen. Vir f lichsten Dichten ge#e#ngegonbringt. Am intrresiantesten er¬
das Deutsche Polkstheater 1 schien uns birsmal di: Wenduna, die Schnitler dem uraiten