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18. Der einsane Nen
Lomchors stattfenden. Dem Programum sind aus¬
—
— Kiel. 5. März. Das Pionierbataillon schließlich Werke zeitgenössischer Komponisien zu¬
und vor allem Unterstützung der
grunde gelegt, von Tinel, Woyrsch, Mahler und
v. Rauch in Spandau will einem seiner Tapfersten
hre, die die „höchsten Kulturträger“ seien,
Tschaikowsky. Als Hauptwerk soll Georg Schu¬
dem Füsilier Klinke, auf seinem Grabe bei
Missionsschulen. Für die National¬
manns „Tränenkrüglein" für Soli, gemischter Chor,
Düppel in der Zeit der 50jährigen Wiederkehr des
sprach dann ruhig und sachlich
einzigen dieser Fabrikanten oder „Schwank", „Lust= Eheproblem“ zu definieren ist. Obwohl nur je ein bur
syiel“ oder „Komödie“ getaufter Kauserien ist einel Exemplar der betreffenden Spezies darin vor-keit¬
Wiener Theater.
ftbhahrhaft eigenartige dichterische Begabung nach=handen ist, scheint es dennoch in dem Stück von stat¬
Siegfrieden und blonden Herolden sowie von grü
er Wiener Theatereferent schreibt weisbar, im Gegenteil — Menschen, die das
Publikum in Dingen der Kunst und Literatur auf=Beichtvätern zu wimmeln. Gespielt wird imldaß
„Deutschen Volkstheater“ erschreckend gut, mit süß
zuklären hätten, halsen den Wienern fadenscheinige
ist nicht ungefährlich, sich in Wien dem
einer nicht zu überbietenden Mittelmäßigkeit. den
Die
Produkte eines Durchschnittsepigonentums in der
Theaterbesuche hinzugeben.
en
Intelligenzbesessene Zuschauer, die durch irgend Das
unverschämtesten Weise auf und bei der Konkordanz.
[Theater haben sich nämlich im Laufe der
schri
einen Zufall den jeweiligen zweiten Akt im Theater
der Interessen dürfte der nicht zur Clique und
lein Lessing=Theater verwandelt, insofern
zu überleben gezwungen sind, pflegen sich mit wor
journalistischen Claque gehörige Autor in abseh¬
darauf fast nur noch Stücke oder Libretti
man
Tränen des Mitleids (mit sich) zu begießen. Wie
barer Zeit aller Aufführungsmöglichkeiten beraubt
Ener kritischen Lessinge aufgeführt werden.
Arn
lang ein dritter Akt im „Deutschen Volkstheater“
sein..
rren Rezensenten scheinen zu denken:
Mu
ist, vermag nur jener zu ermessen, der die Dauer
In einem der wenigen dauerhaften Dramen
ir uns schon im Theater langweilen sollen,
kraf
der Ewigkeit fassen kann. Wahrscheinlich will man
Arthur Schnitzlers, im „Einsamen Weg“, den ich
les wenigstens unjere eigenen Stücke, bei
gute
in diesem Theater die Legende vom Phäakentum
bir uns langweilen — und betrachten ihre von Herzen liebe, sagt der Held, Herr von Sala:
jung
„Es scheint mir überhaupt, daß jetzt wieder ein der Wiener zerstören und diesen Menschen, denen es
gen als einflußreiche Sinekuren, die Auf¬
nie schlecht geht und die, selbst wenn sie vom Assis
ihrer Stücke aber als ersprießliche besseres Geschlecht heranwächst, — mehr Haltung
tszulagen. Wir besitzen bereits Theater=und weniger Geist“. Schnitzler irrt; zugestanden, Schicksal verfolgt sind, recht kommod zu leben wirk
gefo
die nicht nur die Aufführung ihrer Stückeldaß die meisten Wiener Literaten, die nach ihmlpflegen, und wenn sie Schnitzler „gelernt“ haben,
noht
Haltung be=ein Apercu auf den Lippen zergehen lassend, in
der minder korrekt zu erzwingen wissen kamen weniger Geist haben als er
kos
Behaglichkeit zu sterben wissen — endlich ein wirk¬
die dynamische Wirkung ihrer Positionssitzen die subalternen Eristenzen, die sich seines
mus
liches Unglück zufügen.
keineswegs.
Esprits und ihrer Position bedienen,
lassen, etliche unter ihnen treiben die
Die sogenannte Wiener Gesellschaft ist das
Es sei daher von diesen sozusagen nicht satis¬
atibilität noch weiter und funktionieren als
trac
„digstinguiert" bis in die Fingerspitzen und diese
die
saktionsfähigen Rezensentenstücken, welche
urgen — nicht ohne die Konkurrenztheater
Leüte, die sich aus Seelenmangel nie psychisch zu
Wiener Bühne beherrschen, nicht weiter die Rede,
sieren und von den Gefälligkeitskritiken
erponieren pflegen, aus Mangel an Stimme nie Figt¬
ihrei
erwähnt sei höchstens, daß in so einem dumm¬
urnalistischen Kollegen zu leben. Und über
Theater mit rein
schreien, geben sich gern auch im
als
f empfundenen Mangel, noch immer keinelglücklichen Lustspiele, von dem die „Neue Wiener
zufrieden: den
Frätz.
gesellschaftlichen „Ereignissen“.
direktoren zu besitzen, die gleichzeitig im Bühne“ befallen wurde, eine sehr begabte Schau¬
Toiletten der Logeninsassinnen. Nur wer sehr
und
oder Hauptamte Kritiker sind, muß unslspielerin namens Marie Fournier debutierte
scharf hinhört, hinschaut, vermag außerdem auch
stells¬
Politik
auswärtige
hinwegtrösten, daß und theuterferne, die
die Talsache
noch ein Theaterstück wahrzunehmen, in der „Neuen
i0
eare in Wien nicht gespielt wird, ver=traktierende Witzeleien, aus denen ganz klar ersicht¬
Wiener Bühne“ etwa rustikale Gerüche, die einem
weil er in keiner einzigen Wiener Zeitung lich wurde, wie sich der kleine Moritz die Diplomatie
Agrarkitsch des gewiß begabten Südslawen Josip
zu Gerichte sitzt. Es wäre leichter, die vorstellt, halbwegs erträglich machte. Im Burg¬
Kosor entströmten, dem „Brand der Leidenschaften“, eign¬
Wiener Kritiker namhaft zu machen, die theater, das auch nicht mehr lange eine vor den
der wie von „Tolstojewski“ ist. Es folgten dort halls
dramatischen Gehversuchen der Burgtheaterkritiker
rDramatisierung ihrer Feuilletons noch ab¬
Figuren, entsprungen der geruhigen Ghettoküche
Orchs
S
geschützte Reservation bleiben durfte, feierte
ls jene aufzuzählen, welche die Umwandlung
Schnitzlers Ode an die Vergänglichkeit „Der ein=ldes Schalom Asch („Familie Großglück“ mit dem Arns¬
ener Theater in nur rezensierenden Antoren
same Weg“ Auferstehung. Der Darsteller des tod=linteressanten Heinz Schulbaur in einer Hauptrolle); Deus
liche Spielhöllen anzustreben scheinen. Ich
wärts schreitenden Genießers Sala: Herr Walden in der „Freien Volksbühne“ dagegen dreht sich 23.
gewiß keinen Stein gegen diese Herrschaften
alles um den genialen Darsteller gedrückter Men¬
statts
spielte diesen nachtbeschatteten Kandidaten der
wenn die dramatisch=librettistische Be¬
der
Metaphysik zu berlinisch=kantig und auch Fräul. schen: Karl Götz, neben dem sich hie und da auch
bei ihnen die primäre wäre und die
Frl. Henny Herz und Ernst Deutsch und der aus¬
führ
Wohlgemuth war dem dieser Erde entgleitenden
Ader und Beschäftigung sich bei ihnen
gezeichnete Regisseur Bertold Viertel hervortun.
Deu
Edelmenschentum der Johanna Wegrat kaum ge¬
rein zufällig eingestellt hätte. Aber da die
Aber am weisesten handeln jene Wiener, die aus den
Jens
i sich dann erst ihrer Bühnenfähigkeit bewußt wachsen. Aber man muß zufrieden sein, wenn in
ernst genommen sein wollenden Theatern zu den
dänf
als ihnen längst die Machtstellung ihres Wien, wo die Nichtrezensenten Frank Wedekind
tiefen Komikern Girardi und Eisengach flüchten.
han
und ihre eigene, ferner das revancheund Gerhart Hauptmann fast verschollen sind, gute
Albert Ehrenstein.
Kön
Stücke überhaupt aufgeführt werden.
tige Wohlwollen der Kollegen die Hinter¬
um
Das „Deutsche Volkstheater“ versuchte Fleiß
„geebnet“ hatte, darf man wohl die
Tov#
heucheln und führte zwischen allerhand
zu
sche Zulässigkeit derartiger Handlungen in
Daniel in der Löwengrube.
Tris
Publikumsschlagern jenes Strindbergstück auf, das
sion stellen, um so mehr als sie von Leuten
Frau Amélie Nikisch, die Gattin des be= sücht
ihm die besten Durchfallschancen zu bieten schien,
en, denen von der Lektüre ihrer Blätter her
[„Frau Margit“ ein sehr frühes Werk des kannten Dirigenten, hat mit ihrer burlesken Oper
„Er¬
Ausdrücke „Korruption“, „Panama“,
ig“ geläufig sein dürften. Bei keinem Dichters, das kurz und bündig als „Ritterkitsch mit „Daniel in der Löwengrube“ im Ham¬
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