II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 479

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18. Der einsane Neg

erhellend. Johannas Sein und ihr freiwilliger Tod ge= „Süße Mädel“. Unkompliziert
Ficktner geliebt und verlassen wurde, etwas von dem
Leichtünn und eine mollige G
winnen von hier aus die Schicksalslinie. Und auch in
Smhstischen, schweigsamen, erkenntnisschweren Staunen einer
wie ihre mollige, rosige, feine
Sala erwacht in diesem Augenblick das Bewußtsein einer
Sphinx gedrungen. Sie gehört zu jenem Geschlecht der
spruchslose Wienerin. Die niem
Begegnung, wie sie nur zweien sich vorbestimmten und
Pflichtlosen und Begehrenden, zu jenem Geschlecht der
dazu bestimmt gewesen wäre, e
einzig für einander bestimmten Menschen beschieden ist.
Selbstischen und Lebensbegierigen, welchem ihre Muter
gehen. Un) die dennoch in eine
Es schwingen Tristan=Klänge in diesem Augenblick see¬
zuerst in Anbetung, dann in Haß erlegen war. So
Gebot der Pflicht zu segnen be
ligsten Naheseins und ewiger Trennung; in dieser Herbst¬
mußte sie erstehen, um Salas letztes, größtes Er¬
da sie beginnen, in ihrem Kind
stimmung, „da die Blätter rot sind, der goldene Dunst¬
lebnis zu werden. Sala, der der Vollender,
gehen zu lassen, allein steht. F
über den Wolken liegt und der Tag noch viel schöner
das Genie eines Menschentypus ist, den die
und zerstörte sie. Zerstörte in ih
und viel trauriger, als man ihn je hätte ahnen können!“
Nate bei Fichtner nur zur talentvollen Skizze gedeihen
die Mutter. Indem er sie einer
Ein Stück, stark durch inneres Gleichgewicht. Dra¬
ließ. hanna ist Mystikerin. Sie hat die Gabe, den Tod
lehrte, und sie hieß, das in ihr
matisches wie seelisches. Niemand hat recht, und niemand
voraus zu ahnen und die tiefgründige Gewißheit, daß
nichten, weil es für ihn eine ##
unrecht. Die Menschen, welche über jede Pflicht sich
jeder Seele körperliche Wiederkehr beschieden ist; sie blickt
verfälschte er eine Seele. Irene
stellen, die Unbegrenzten, Sala, Fichtner, Johanna, sind
in die Vergangenheit als in ihr früheres, in die ferne
Leben, obwohl in ihr die Kraft
den Menschen gegenüber, die jeder Pflicht sich beugen,
Zukunft als in ein ihr versprochenes Leben. Selbst die
untreu, obwohl Treue ihr Ma
die ihre Grenzen freiwillig sich abstecken, die Wegraths,
Natur scheint ihr Zeichen zu verraten, an welchen sie
obwohl im innersten eine innige
Felix, Dr. Raumann. Man möchte denken, es sei ein
Schicksalsorte, Schicksalstage zu erkennen vermag. So
wie alle anderen um sie herum,
konstruiertes Verhältnis, eine errechnete Symmetrie. Wenn
weiß sie den Tod der Mutter zu sagen, weiß sie, daß
Kreise traten, das Opfer gesetzes
eben die Zusammenhänge nicht mit so unlösbarer Be¬
Sala verloren ist und erkennt die Landschaft, in der ihr
in ihr schwingt nicht das Pathos
dingtheit ineinandergriffen. Wie Kette und Einschlag eines
selbst geboten werden wird zu sterben. An dieser dunkeln
sie zwar um ihre Bestimmung
kostbaren Gewebes. Durch einen mysteriösen, an das
Grenze eines tastenden Wissens, an dieser zu den
Zahl der traurigen Kibitze vern
Problem der Wahlverwandtschaften erinnernden Natur¬
„Müttern“ hinabführenden Pforte des Bewußtseins be¬
Tante alle Gonvernanteneinsam
willen wird Johanna die wirkliche Tochter Wegraths,
gegnet sie sich mit Sala, dem Dichter, dessen Lebenstraum
selbst diese Degradierung wird sich
Fichter ähnlich (und dadurch in noch höherem Grade Sala).
es ist, eine versunkene Stadt auszugraben, in der Stufen
mit Grazie tragen.
Telix aber, der doch in Wahrheit Fichtners Sohn ist, zeigt
„glänzend wie Opale“ aufgedeckt wurden, die in endlose
An dieser Gestalt, die so
sich innig dem Wesen Wegraths (seines vermeintlichen
Tiefen verschwinden. Wenn Johanna und Salas Seelen
besonders, wie merkwürdig die o
Vaters) verwandt. Wie dieser mit stiller, edler Einfachheit,
endlich zueinander neigen, so ist es nicht in landläufiger
scelisch vielfach verzweigten Sch#
mit beinahe hochmütiger Selbstbeschränkung klaglos und
Liebessehnsucht, sondern in der Gier, letzte Geheimnisse
drei Probleme darin verfolgen,
aufrecht durch ein Leben schreitet, welches er nur Anderen
eines Baumdurchschnittes, in
sich zu entreißen.
hingibt, so gehört auch Felix von dem Augenblick, wo
Deshalb ist die Liebesszene dieser beiden sinnlich¬
lagert sind. Als primäres Them
sich ihm die Wahl stellt, seinem zufälligen oder seinem er¬
zu empfinden, die das Altern
übersinnlichen Naturen in die Schatten des Todes gestellt.
worbenen Vater zu folgen, zu den geradlinigen Charak¬
spielt. In dem ersten Entwurf
Erst, da Johanna weiß, daß sie sich einem Manne hin¬
teren, die den Sinn für das „Wesentliche“ haben. Das
sächlich den Titel „Die Junggese
gab, dessen Tage gezählt sind, findet sie, die immer Ver¬
Wesentliche erkennt er darin, daß „man sehr wenig für
die gifaßte Wehmut, die dunkle
schlossene, zur Ekstase, zum glühenden Bekenntnis ihrer
einen Menschen getan hat, wenn man nichts tat als ihn
Abschied von der Jugend letz
Liebe. Und hier ist eines jener Momente, wo die
in die Welt zu setzen". Für den Anderen, der einen
qualvolle Angst, die ins Leere
Intensität, mit welcher Schnitzler manche seiner Gestalten
denkenden Menschen aus ihm gemacht hat, entscheidet sein
Liebe, welche Fichtner, den t
„schaut“, visionär wird. Man empfindet, daß sie irgend¬
sachlich fühlendes Gewissen. Auch sonst hat er eine knappe,
Liebesbesitzes, zum wimmernden
wie plötzlich aufhören, von ihm abzuhängen, und so¬
karge, feste Art, eine phrasenlose Haltung, die in einem
seelische Zusammenbruch, der in
zusagen ein Leben auf eigene Faust weiterführen. „Hörst
Augenblick ihn sogar Sala überlegen macht. Er tötet diesen,
stand seine Wurzeln hat, er r
Dus Ich liebe Dich! Und ich möchte, daß Du es später
den Verführer seiner Schwester, mit einem Wort: „Herr
genössischen Dichtkun
einmal gerade so hörst, wie ich es jetzt sage, in irgend
v. Sala, wir werden nicht mehr unter einem Zelt schlafen,
das Problem des kritt
einem anderen Augenblick, schön wie dieser ... und in
so weit geht Ihre Reise nicht.“ Ein Satz, der Sala trifst,
Ein tiefer geschöpfter Konfk
dem wir beide nichts mehr von einander wissen werden.“
als hätte er in einem amerikanischen Duell die schwarze
aus diesem eng umschriebenen
Diß der Glaube an eine Wiederkunft in dieser nur allen
Kugel gezogen.,
drängt es. Von der Liebe hand
Fernen nahen Mädchenseele sie versuchen läßt, ihren
Mitten unter diesen Menschen „mit dem allzu wachen
will. Von den Beziehungen der
höchsten Lebensaugenblick für die Ewigkeit sicherzustellen,
Bewußtsein“ blüht nun eine liebe, naive, zärtlich=sonnige
das ist solch eine seelische Wendung, die wie aus dem
die nur durch erworbene Rch
Zwang schöpferischen Unterbewußtseins sich entringt, alsMenschenseele. Irene Herms ist von dem Stamm der
Scheinwerser die dunkelsten Falten eines Herzens! Christinc. Sic ist das in ein älteres Fach übergegangene! Bankrotteure des Daseins werd