II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 569


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18. Dereinan
seltene Kunst, durch verhaltene Intensität sich der Phantasie des
Hörers zu bemächtigen, daß sie unbewußt mitschaffend jede An¬
deutung zu Ende spielt, ließ das auch hier reichlich abgespielte
Stück ganz neu erstehen. Man hörte nicht mehr bizarr=amüsante
Dialoge über Wert und Unwert medizinischer Methoden, sondern
erlebte in tiefer Hingegebenheit das wunderliche Schicksal zweier
seltsamer Menschenkinder und Dubedats Tod war ein Ereignis,
das mit seinen aus dem Menschlichen ins Metaphysische hinuber¬
greifenden Akzenten den Rahmen eines Theaterspiels durchaus
sprengte.
Gegenüber diesen beiden Größen der jüngeren Schauspieler¬
generation hatten Albert und Else Bassermann mit ihrem
Gastspiel keinen leichten Stand, zumal ihr Repertoir nicht eben
glücklich gewählt war. Weder Ibsens „Nora“, noch Schnitz¬
einsame Weg“ haben die Probe der Wieder¬
beievung beständen Sie=wirken beide grenzenlos verstaubt und
man glaubt einem so geistvollen Interpreten wie Bassermann
weder die Beschränktheit des Helmer, noch die sentimentale
Fadheit des Schnitzlerschen Herrn von Sala. Dann noch eher den
Ehrgeiz und die Ueberlegenheit des Diktators Denis in
Jules Romains gleichnamigem Schauspiel, das aber ab¬
gesehen von dieser Titelfigur ein wirklich reichlich abgestandenes
Thesenstück ist. Die banale Weisheit, daß das Weltbild sich ver¬
ändert für den, der aus einem Regierten plötzlich ein Regierer
wird, erleben wir nun seit fast einem Jahrzehnt so eindeutig in
fast allen Parlamenten, daß dies Vorkriegswerk mit seiner
Theatererschütterung über die Tatsache eines sozialistischen
Ministerpräsidenten fast komisch wirkt. Bassermann als anfänglicher
Parteiheros und späterer Beschützer des sehr demokratischen
Königspaares — man hätte die Modelle auch erkannt, wenn das
ausdrücklich „Tivoli“ benannte Vergnügungslokal nicht klar auf
das nordisch: Milieu hingewiesen hätte — schuf dem Werk ein
Niveau, das es von sich aus nicht hat. Wenn man von Basser¬
manns Kunst sagen kann, daß sie alles Schauspielerische längst
hinter sich gelassen hat, und ein einfaches, ganz monumentales
Hinstellen der eignen großen Persönlichkeit in wechselnden äußeren
Verkleidungen ist, so kann das gleiche von der jugendlichen Erike
Mann gesagt werden, die als Gast die Johanna in „Der ein¬
same Weg“
gab. Nur daß Thomas Manns sehr reizvoll
Tochter überhaupt niemals „Theater gespielt“ hat, sondern vor
Anfang an immer nur sich selbst mit einer Stillen Intensitä
auf der Bühne zum Ausdruck gebracht hat. Bei solcher Dar
stellungsart, die auf jede äußere Wirkung durch Routine ver¬
zichtet, decken sich die künstlerischen Grenzen durchaus mit dei
menschlichen und Erika Manns Kunst, die heut durch jugendliche
Reiz der Erscheinung und zarte seelische Nuancen wirkt, wir
genau in dem Maße wachsen, wie die menschliche Persönlichkei
sich auswächst.
G. Litzmann.
Programm des Rundfunks.
Berlin (Welle 483,9 u. 566 Meter); Stettin (Welle 253,1 Meter)
Sonnabend 9. Juli.
12.30 Uhr: Die Viertelstunde für den Landwirt.
16.00 Uhr: Das Recht am eigenen Briefe.
16.30 Uhr: Die Baukunst in den letzten 50 Jahren.
17.00 Uhr: Uebertragung des Nachmittagskonzert der Magdeburger Theater
ausstellung.
18.40 Uhr: Die Entwicklung des Arbeitersports.
19.05 Uhr: Spanisch.
19.30 Uhr: Der Rechtsanspruch des Arbeitnehmers auf Gewährung von Urlaub
19.55 Uhr: Geschichte der russischen Literatur.
20.30 Uhr: Ein Abend am Halensee (Uebertragung aus dem Lunapark).
22.30 Uhr: Tanzmusik.
Königswusterhausen (Welle 1250 Meter, Deutsche Welle).
Sonnabend, 9. Juli.
16.00 Uhr: Englisch für Fortgeschrittene.
16.30 Uhr: Heilpädagogischer Lehrgang.
17.00 Uhr: Reichseinheitlichkeit des Beamtenrechts.
17.30 Uhr: Die Arbeiterdichtung.
18.00 Uhr: Technischer Lehrgang für Facharbeiter: Technische Physik.
18.30 Uhr: Wissenschaftlicher Vortrag für Tierärzte.
18.55 Uhr: Zum 400. Todestage von Niecolo Machiavelli.
Ab 20.30 Uhr: Uebertragung aus Berlin.
Hamburg (Welle 394,7 Meter); Bremen (Welle 400 Meter);
Hannover (Welle 297 Meter); Kiel (Welle 254,2 Meter).
Sonnabend, 9. Juli.
15.15 Uhr: Kieler Produktenbörse.
15.20 Uhr: Kiel (nur Kiel): Bericht des Landesarbeitsamts Schleswig=Holstein
15.30 Uhr: Bücherfunk.
16.00 Uhr: Deutsche Welle: Englisch für Fortgeschrittene.
16.30 Uhr: Hamburg (alle Norags.): Kulturliterarische Zeitbilder. 2. Techni
17.15 Uhr: Hannover (Hannover, Hamburg, Bremen): Lustige Stunde.
17.15 Uhr: Kiel (nur Kiel): Szenen aus „Hoffmanns Erzählungen“.
19.05 Uhr: Hamburg (alle Noragsender): Aus der Funkpraxis.
19.15 Uhr: Hamburg (alle Norags.): Dr. W. Heinitz: Die Musik der Japane
19.55 Uhr: Wetterbericht.
20.00 Uhr: Hamburg (alle Noragsender): Brüderlein sein.
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