II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 571

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nSam
18. Der
K. 0
777
Uhr-Blatt
16. November 1925
Nr. 3319
Gkedter und Ranst
ein Weinglas hebt oder schöne Wortperioden
„Der einsame Weg.“
langsam, genießend aufrollt oder zuletzt
Volkstheater.
schwarz, auch die hellen Augen umflort, als
Leidtragender hinter seinem Sarg zu gehen
Welles, abgefallenes Laub. Bei jedem
scheint. Bassermanns Größe ist: ein Schicksal so
Schritt raschelt es. Aber wie daraus durch
genau in Minute und Sekunde anzuzeigen wie
irgendein Inkommensurables, das man nicht
ein präzisester Chromometer und dabei die
nennen, nicht fassen kann, sich plötzlich dem
Sinnbildlichkeit der Zeit zu haben, gleich den
Wanderer die Vision: Der Wald oder: Der
alten Sonnenuhren, die mit der Ewigkeit selbst
Sommer ergeben mag, so steigt hinter diesen
verbunden schienen.
schon müd gewordenen und auseinander¬
Oskar Maurus Fontana.
fallenden Szenen das Gesicht eines empfind¬
samen, güngen, noch in der Abrechnung
Die nächste Premiere der Staatsoper.
zarten, lyrisch umschleierten Menschen auf ¬

das Gesicht des Dichters.
Bittne
Die Aufführung des Deutschen Volks¬
Groß'
theaters tut (sieht man von Bassermann ab)
In B.
wenig, um diesen „Einsamen Weg“ wieder
Frau,
gangbar zu machen. Sie versucht nicht ein
Drama aus sich heraus zu spielen, sie verläßt
Haupt¬
Jerg
sich ganz auf den einen großen Schauspieler
Beide
und läßt sonst alles, Mimen und Situationen,
die Re¬
sein, wie es ist, aber nicht sein muß. Ein
fataler Rückschritt gegenüber der Wallenstein= Gisela
Inszenierung.
Noch am ehesten gibt in dieser Auf¬
Novem
führung der erste Akt ein Abbild der Schnitzler¬
„Frau
schen Welt. Mit Frau Lina Loos' vom Tod
Fron
gezeichneter Frau, mit Kutscheras wienerischer
Anfang
Resignation des Arztes, mit Cäcilie Lvovskys
Cortage=Intellektualismus, mit Karl Forests Ralene
Profil eines Beiseitestehenden. Aber schon
Armin
Werner Schott ist zu steif, zu eingelernt. (Solche
Albert
Rollen sollte in Wien doch nur ein Wiener
Al
spielen. Das nebenbei.) Auch Else Bassermann
kann der vom Lebensgenuß um die Mutter¬
beuuru
Setir
schaft betrogenen Schauspielerin kaum mehr
als die Worte geben. Alle für Sch####
charakterischen Zwischentöne fehlen und damit Zeitung
das Wertvolle und Entscheidende. Ganz am¬
möglich aber ist es, den Julian Fichtner ven Seine c
Jakob Feldhammer spielen zu rassen. Für schreibt
diesen alternden Einsamen ist er zu jung, zu gagieren
explosiv, zu hintergrundlos. Hätte das Deutsche Beine s.
Volkstheater wirklich ernsthaft den Schnitzler
„Jazz“,
spielen und nicht bloß Bassermann die Stich¬
ein
worte bringen wollen, dann hätte es auch
mann is.
einen Julian Fichtner gehabt, der Mittelpunkt
Heute
hätte sein können, den Schnitzler=Schauspieler
klddi
Arnold Korff. Seine Salondämonie in der
Heut
„Weißen Fracht“ hätte inzwischen ruhig ein
schwarzer
andrer mimen können. Aber wollte man
kiddies) 1
Schnitzler spielen? Man verließ sich auf
wurden :
Bassermann.
des Publ
Der allerdings ist eine reine Freude. Er
gibt den auserwählten Menschen und die
##ig dieses Stephan von Sala zu Menschen
und Dingen: Das Unberührte und Unberühr¬
bare in ihm. Er spielt das Genießerische und g #wam
Ephemere dieses Irdischen, aber auch sein
Bleibendes, seine glashelle durchschauende un
Klugheit, die auch sich selbst erkennt und den
Mimi
Mut hat, sich zu richten — zuerst geistig in
Fritz
jener schönen Unterredung des ersten Bildes
Huge
Putzi
des dritten Aktes mit Julian Fichtner, und
Armir
dann auch körperlich. Gnadelose Einsamkeit
und unbeirrbarer Wille zum Einsamsein ist in
11h
diesem Menschen, Müdigkeit des Herbstes und
Maria
noch der sommerliche Glanz reifer Kultur vor
Herma
ihrem Fall, vor ihrer Selbstzersetzung. Das
alles gibt Bassermann, ob er nur sagt: „Ich
höre zu . . .“ oder eine Melodie summt oder # fägisch 3.
Kama
# M.