II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 575

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1S GM
18. Der einunge Nen
— schracht ein Mißerfdig war, wurde
Sephen C4. Velucer Fanz baum.
auch mir gegenüber verschleiert. Erst all¬
n eingen Puniaten wieder
mählich drang der wahre Sachverhalt zu mir. Indessen
Expedition unternehmen, in ein paar Wochen wird er reisen
Frist den Revolver in die Hand drückt. Angst vor der Nähe
klose Angst hetzt hinter unendlich
und vielleicht nie zurückkehren. Vorher aber verführt er,
eines Sterbenden. Angst vor Unehre. Angst vorm Alleinsein.
man glauben und als das Heer
Fichtners unsentimentalerer Kollege im Egoismus und im
Angst vor dem Wehrlos=Ueberfallenwerden.
möchte. Wer aber annimmt, daß
Altern, die junge Johanna Wegrath, die mit seiner Tochter
tliche Figuranten sind, die ihr er¬
Die junge Johanna Wegrath empfindet, eben um ihrer
aufgewachsen ist. Der Tod hat ihn gestreift, er fühlt ihn, will
ildentum aus Angst geboren, wie¬
Jugend willen, Scheu, die dem Abscheu gleichkommt, vor
das letzte Feuer schüren. Er handelt, wie er muß.
ingst bewährt wurde, sollte man
allem, was das Ende an der Stirn trägt. Sie ist Anfang;
sonst träte ein Erdbeben der
sehnsüchtiger Beginn. So widerstrebt ihr der Verfall. So hält
In ihre Notwendigkeiten gebannt, leben und sterben die
es nicht gemeinhin die kleinsten
sie es in der Atmosphäre ihrer sterbenden Mutter nicht aus.
Menschen dieses Schauspiels, das sich zu keiner Konzession
das
*
n die größten entstehen
So sinkt sie dem Herrn v. Sala in die Arme. So tötet sie
versteht, auch nicht zu der einer äußerlich bewegten
ng, mit Ja oder Nein beantworten.
sich, als sie weiß, daß er bald sterben wird. Sie handelt, wie
dramatischen Handlung, da seine motorische Kraft durchaus
Illusion, mit Ja, wenn man die
sie muß.
im Innersten ruht. Es spielt, mit einem sehr zart und leise
Der Maler Julian Fichtner hat Johannas Mutter
abgestimmten Orchester, die Musik des Hinabgehens, die
die Schnitzler, als der zu ihr ver¬
geliebt, als sie achtzehn Jahre war und den Maler Wegrath
Dissonanz der Liebe zu sich selbst. Die Overstimme führt:
m Worte seines Schaffens sucht,
zum Manne nehmen sollte. Er hat sie verführt, im Stiche g#
Einsam werden, die nicht lieben können. Aber die Stimme
derlich, daß man diesem Schaffen
lassen, sie hat den Maler Wegrath trotzdem geheiratet. Felix,
von unten kontrapunktiert: Der du Angst hast, klammere.
tgegenhält, es beschäftige sich vor¬
der Sohn, den sie gebar, ist Fichtners Sohn. Aber er wird als
dich nicht an den Begriff Gegenwart. Gege wart ist nichts.
#ischen Menschen“. Der Einwand
Erinnerung alles.
Wegraths Sohn erzogen, die Lüge wird konserviert, bis Frau
geht an der Ursache vorbei: Die
Wegrath stirbt. Erst dann, nach dreiundzwanzig Jahren, tritt
Schöne Mollmusik. Ihr leiser Klang kommt von weit¬
ssolange man sie lügen läßt. Wenn
Fichtner hervor, breitet die Arme nach dem Sohne aus und
her, aus der Tiefe eines Dichters. So geschieht es, daß das
trheit, die Wahrheit über sich, zu
will als Gläubiger Kinderschuld eintreiben. Denn er, dessen
Ohr von heute, an rapiden, turbulenten Oberflächenschall ge¬
schreckend. Sympathisch sein heißt,
ganzes Kapital seine Jugend war, ist bankrott geworden:
wöhnt, anteilloser zuhört. Sind diese Gestalten schon so weit
hmpathisch, sich zeigen müssen.
alternd fürchtet er den einsamen Weg. So steigert er sein
weg von uns, daß wir, eine neue Generation, ihnen fremd,
Exhibilion drängt Schnitzler seine
Gefühl für einen Menschen, dem er durch dreiundzwanzig
daß sie uns nur noch Denkmale geworden sind? Vielleicht.
uurum geht zu zeigen, was, sondern
Jahre nichts gewesen ist und den er nie geliebt hat, wenn
Denn wir sind uns selbst so wenig nah, daß wir als fern
sind. Und indem er, ein chirurgi¬
Liebe das Leben für andere heißt. Jetzt fordert er Gegenliebe.
empfinden, was nicht unserem Tage, sondern unserem
g ihre Nacktheit bloßlegt, gelangt
Unsympathisch? Schonungslos wahr.
Nächsten gehört.
nicht weil sein Stoffgebiet so klein,
Der Husarenleutnant Felix Wegrath verweigert ihm die
Werke mit so viel innerer, schwebender Musik bedürfen
sum die Menschen so groß ist —
Liebe. Nichts knüpft ihn an den Mann, dem er das Leben
lefen, menschlichen Wurzel, die das
eines schauspielerischen Kammerorchesters, das, durchaus auf
verdankt. Die Rührung, mit der Fichtner die Arme nach ihm
das Werk und aufeinander gestimmt, den inneren Klang zum
as Zwergmaß wie das Grandiose
ausstreckt, läßt ihn kalt. Ihn widert vor seinem Vater. Un¬
Schwingen bringt. Eine solche wesensverwandte Aufführung
sympathisch? Schonungslos wahr.
hat der jetzt an zwanzig Jahre alte „Einsame Weg“ erst
ch, die im „Einsamen Weg“, dieser
Der Herr v. Sala, ein Schriftsteller und Amaten, hat
kürzlich gefunden und, aller Gegenwartsferne zu Trotz, einen
Framatischen Herbstsymphonie, die
der nachhaltigsten Erfolge errungen — in Berlin. Basser¬
sein Leben in einem Schnellzug der Luft durchfahren. Er hat
rickt. Es ist Angst, die die junge
mann die Höflich, Winterstein, Käthe Haack bildeten, von
Frau und Kind gehabt, sie sind gestorben, wann war das?
i Teich stürzt. Es ist Angst, die
Er erinnert sich nur noch selten, denn er ist weitergefahren, der Regie Eugen Roberts geführt ein unnergeßliches
den Vater verheimlicht. Es ist
Egoisten Fichtner sein Herz ent= schneller, vorbei. Lust war es, die ihn hielt und freigab, Ensemble. In Berlin. In Wien beweist nur Basser¬
, die dem Herrn v. Sala vor der Rausch, der ihn nahm und ließ. Jetzt will er eine asiatische mann wie außerordentlich die Berliner Aufführung